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ADB:Friederich, Gerhard

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Artikel „Friederich, Gerhard“ von Georg Eduard Steitz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 389–390, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Friederich,_Gerhard&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 03:42 Uhr UTC)
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Friederich: Gerhard F., Senior des lutherischen Ministeriums in Frankfurt a. M., geb. daselbst 2. Jan. 1779, später Schüler des Gymnasiums seiner Vaterstadt, studirte von 1797–1803 in Jena, Marburg und Heidelberg, wurde 1808 Pfarrvicar zu St. Peter in Frankfurt, 1812 Pfarrer in Bornheim, 1816 in Frankfurt. 1806 erwarb er den philosophischen Doctorgrad von der Universität Gießen, bei der dritten Säcularfeier der Uebergabe der Augsburgischen Confession 1830 beeilten sich Jena und Leipzig ihn gleichzeitig mit dem Ehrengeschenk auch der theologischen Doctorwürde zu erfreuen. 1842 wurde er Consistorialrath. Von 1851–57 stand er dem lutherischen Ministerium als Vicesenior, nach der Wiederherstellung des Seniorates 1857 als Senior vor. Am 6. April 1858 feierte er das Jubiläum seiner Ordination, mit Ablauf desselben Jahres trat er in Ruhestand und starb am 30. October 1862. Er ist der Verfasser vieler Schriften und hat Predigten, Erbauungsbücher (Heliodor, Serena), Morgen- und Abendandachten, zwei religiöse epische Dichtungen („Luther“, 1817 und „Gustav Adolfs Heldentod“, 1832) veröffentlicht. Manche haben wiederholte Auflagen, einige auch Uebersetzungen in fremde Sprachen erlebt. Da er dieselben gern Fürsten widmete, wurde ihm diese Aufmerksamkeit durch Handschreiben, Medaillen, Ringe, Becher und [390] Orden erwiedert. Eine kirchliche Zeitschrift: „Der Protestant“, gab er anfangs allein, dann mit dem von ihm 1827 convertirten Grafen Christian Ernst von Benzel-Sternau heraus, dessen Finanzverwaltung als Minister des Großherzogthums Frankfurt 1811 bis 1813 die traurigsten Erinnerungen zurückgelassen hatte. Auch an der Freimaurerei und dem Logenwesen hat er sich mit Wort und Feder thätig betheiligt. F. war eine reichbegabte Natur, die sehr Bedeutendes hätte leisten können, wenn nicht die Unruhe seines Geistes und seiner zerstreuenden Thätigkeit die gleichmäßige und harmonische Entfaltung seiner glücklichen Beanlagung erschwert hätte. Dem seine Jugend beherrschenden Rationalismus blieb er stets treu, und da er bis in das späteste Alter die Aufgabe des Protestantismus lediglich in dem Kampfe der Aufklärung gegen den Obscurantismus suchte, kam er nie zum gründlichen Verständnisse der tieferen Fragen, welche die Theologie der späteren Jahrzehnte bewegten, und blieb hinter ihrer Entwicklung zurück. Als Redner war er durch den gefälligen Fluß und die Gemeinfaßlichkeit seiner Predigten besonders in den mittleren und unteren Schichten der Gemeinde ungemein beliebt und seine Kirche blieb bis zu seiner Emeritirung zahlreich besucht. Als Dichter beherrschte er mit Leichtigkeit die Form, aber es fehlte ihm die Tiefe und Originalität des poetischen Gedankens. Seinen Altersgenossen Anton Kirchner und den zehn Jahre jüngeren Alexander Stein, die bedeutendsten Kanzelredner Frankfurts in dem zweiten und dritten Decennium des Jahrhunderts hat er um fast dreißig Jahre überlebt, aber trotz seiner ungleich productiveren Schriftstellerei auf dem Gebiete erbaulicher Litteratur hat er die Höhe ihres Wirkens nicht erreicht.