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ADB:Fuhrmann, Wilhelm David

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Artikel „Fuhrmann, Wilhelm David“ von Julius August Wagenmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 190–191, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Fuhrmann,_Wilhelm_David&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 14:31 Uhr UTC)
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Fuhrmann: Wilhelm David F., evangel. Theolog, geb. 15. Mai 1764 zu Soest, † 20. Jan. 1838 zu Hamm in Westfalen. Sohn eines aus Hamm gebürtigen, in Soest wohnhaften Schönfärbers, wurde er frühe zum Studium der Theologie bestimmt, erhielt seine Vorbildung auf dem Archigymnasium seiner Vaterstadt, früh hervorragend durch Fleiß und ausgebreitete Belesenheit, studirte 1783 ff. in Halle unter Semler, Nösselt, Knapp, Niemeyer Theologie, daneben aber auch Naturgeschichte, Mathematik, Philosophie und Geschichte, wurde 1786 Cand. minist., 1790 Prediger in der kleinen Dorfgemeinde Mark. Nach der preußischen Annexion der Fürstenthümer Münster und Paderborn sucht er eine Anstellung als Bibliothekar an der neuzugründenden Universität Münster, wird von dem Oberpräsidenten Vincke und Freih. v. Stein verwendet zur Katalogisirung verschiedener Klosterbibliotheken 1805 ff., dann aber 1807 als Nachfolger des nach Potsdam abgegangenen Eylert zum reformirten Prediger in Hamm ernannt, und behielt diese Stellung, verschiedene andere Berufungen ablehnend, bis zu seinem Ende. Der Richtung des Rationalismus oder rationalen Supernaturalismus zugethan, die in der Zeit seiner theologischen Ausbildung in Halle wie anderwärts die herrschende war und in Männern wie Nösselt, Niemeyer, ihre Vertreter hatte, wartete er seines Predigtamtes mit Ernst und Treue; seine Predigten zeichneten sich aus durch Einfachheit und Verständlichkeit, Kraft und Wärme. Daneben aber gewährte ihm sein Amt reichliche Muße theils zu pomologischen Nebenbeschäftigungen, theils zu einer sehr ausgedehnten litterarischen Thätigkeit. Seine zahlreichen theologischen und litterarhistorischen Schriften zeugen zwar nicht von besonderer Tiefe und Originalität, wol aber von vielseitiger Belesenheit und Sammelfleiß. Ziemlich oberflächlich sind insbesondere seine Arbeiten zur classischen Litteraturgeschichte: „Handbuch der classischen Litteratur“, 1804 ff., 4 Thle.; neue Auflage 1816; „Kleines Handbuch zur Kenntniß der griechischen und römischen Schriftsteller“, 1823. Bei weitem die meisten seiner Schriften gehören der Theologie und theologischen Litterärgeschichte an, z. B. „Christliche Moral zum Kanzelgebrauch“, 1797, „Christliche Glaubenslehre für den Kanzelgebrauch“, 1802, „Krit. Repertorium der theologischen Litteratur“, 1790 ff., „Leben Vaninis“, 1800, „Untersuchungen über die Begräbnißplätze der Alten, besonders der Christen“, 1800, „Handbuch der theologischen Litteratur“, 1818–21, der neuesten theologischen Litteratur, 1836, dann zahlreiche populäre Unterhaltungs- und Erbauungsschriften, z. B. „Die Weisheit meine Führerin“, 1820; Beiträge zu verschiedenen Zeitschriften; endlich das Werk, das seinen Namen wol am bekanntesten gemacht hat: „Handwörterbuch der christlichen Religions- und Kirchengeschichte“, 3 Thle., Halle 1826–29 (veranlaßt und theilweise redigirt von Dr. A. H. Niemeyer in Halle, der auch eine ausführliche Vorrede dazu schrieb); handschriftliche Ergänzungen dazu, in denen der Rationalismus des [191] Verfassers stärker als in dem gedruckten Werk sich ausspricht, befinden sich auf der Göttinger Bibliothek.

Neuer Nekrolog der Deutschen, 1838.