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ADB:Füchsel, Georg Christian

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Artikel „Füchsel, Georg Christian“ von Wilhelm von Gümbel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 175, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:F%C3%BCchsel,_Georg_Christian&oldid=- (Version vom 7. November 2024, 02:45 Uhr UTC)
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Füchsel: G. Christ. F., Dr. med., fürstl. Leibarzt, ausgezeichneter Geognost, geb. 1722 zu Ilmenau, gest. im Juli 1773 zu Rudolstadt, ein wenig beachteter, kaum genannter und doch für die Entwicklung der geognostischen Wissenschaft höchst bedeutender Forscher, der mit Lehmann als ein Vorläufer Werners angesehen werden muß. Sein bescheidenes Auftreten, stilles Leben in einer kleinen Stadt, und seine in wenig verbreiteten Gesellschaftsschriften mitgetheilten Beobachtungen beraubten ihn der Anerkennung seiner Zeit, die er in so hohem Maße verdient hätte. Ueber seinen Bildungs- und Lebensgang fehlt es an weiteren Nachrichten; wir wissen nur, daß er als Arzt den größten Theil seines Lebens in Rudolstadt verbrachte und daneben sich aufs eifrigste mit der Gebirgsdurchforschung Thüringens beschäftigte. Die Hauptergebnisse dieser Untersuchungen finden sich in zwei wichtigen Schriften niedergelegt: „Historia terrae et maris ex historia Thuringiae per montium descriptionem erecta“ (Acta Acad. elect. Mogunt. Erf. 1762. Vol. II.) und „Entwurf zur ältesten Erd- und Menschengeschichte, nebst Versuch den Ursprung der Sprache zu finden“, 1773. Es stellt F. darin zuerst den Begriff einer geognostischen Formation fest, den Werner später nur weiter begründete und dadurch die Wissenschaft, die er Geognosie nannte, schuf. F. lehrt nämlich, daß jeder einzelne Niederschlag eine Erdschicht, Bank oder Platte bilde und daß es eine gewisse Reihenfolge von solchen Schichten gäbe, welche unter gleichen Verhältnissen unmittelbar nach einander entstanden sind. Eine solche Reihe von Schichten mache zusammen ein Ganzes – eine Formation – aus: series montana oder montes ab eadem massa eodemque modo constructi. Damit wird zugleich ein Abschnitt in der Geschichte der Erde bezeichnet. Diese Lehre bildet offenbar die Grundlage der ganzen stratographischen Geognosie. Aber noch mehr. F. erkannte zugleich und sprach es mit aller Bestimmtheit aus, daß alle Schichten ursprünglich horizontal abgelagert gewesen seien, und wenn wir sie jetzt oft geneigt und aufgerichtet fänden, so könne dies nur als Folge später stattgefundener Hebung oder Senkung aufgefaßt werden, wie es die Wissenschaft auch jetzt noch annimmt. F. gelangte nach diesen Principien zu einer Gruppirung der Gesteine Thüringens in 14 Hauptschichten, für welche er die Bezeichnungen vorschlägt: 1. Grundgebirge mit steil aufgerichteten Schichten, 2. das rothe todte Lager (jetzt Rothliegendes), 3. die Steinkohlenformation, 4. Alaunschiefer, 5. das blaue schiefrige Gebirge (Thonschiefer), 6. das rothe und 7. weiße Schaalengebirge (Porphyr), 8 das weiße Gebirge (jetzt Weißliegendes), 9. der bituminöse Kupferschiefer mit Süßwasserfischen, 10. dunkler Mergel mit Gyps, 11. Mehlbatziges Kalkgebirge mit Gryphiten (jetzt Zechstein mit Productus), 12. das Hauptsandsteingebirge mit Thongallen (jetzt Hauptbuntsandstein), 13. rother Mergel mit Gyps (Röth) und 14. Muschelkalk. Den Hauptsandstein und den Muschelkalk, die Lehmann übersehen hatte, führte F. zuerst in die Wissenschaft ein und vervollkommnete die norddeutsche Schichtenfolge, wie sie 30 Jahre später auch Werner beibehielt. Dabei erläutert F. die Lagerungsverhältnisse durch sehr klare Profile, auch war er wol der erste, der überhaupt eine geognostisch-petrographische Karte lieferte; denn Smiths erste Versuche in England stammen aus den Jahren 1799 und 1805.

Meusel, Lex. III. 561. Hoffmann, Gesch. d. Geogn. 66.