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ADB:Gau, Franz Christian

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Artikel „Gau, Franz Christian“ von Leonhard Ennen in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 414–416, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gau,_Franz_Christian&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 00:10 Uhr UTC)
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Gau: Franz Christian G., Baumeister, geb. 15. Juni 1790 zu Köln, † 31. Dezbr. 1853 zu Paris. Während sich der geweckte, talentvolle Knabe auf der Kölner Secundärschule hauptsächlich mit mathemathischen, physikalischen und kunstphilosophischen Studien beschäftigte, erhielt er zugleich von dem vielversprechenden Maler Joseph Hoffmann Unterricht im freien Handzeichnen und in den Anfangsgründen der Architektur und der Decoration. Bald boten die Kunstschätze seiner Vaterstadt keine Ausbeute mehr für seinen strebsamen Geist. [415] Er begab sich nach Paris, um durch das Studium der dorthin zusammengeschleppten antiken und neueren Kunstwerke den Grund zu einer ruhmreichen Zukunft zu legen. Seine glänzenden Fortschritte unter dem Baumeister le Bas lenkten bald von vielen Seiten die Aufmerksamkeit auf den talentvollen jungen Mann. Die Rücksicht auf die ihm zu Gebote stehenden beschränkten Geldmittel bewog ihn, seine Selbständigkeit aufzugeben und bei dem Bau des Kaisergrabes in der Todtengruft der Könige von Frankreich, im Dome von St. Denis, eine Unterinspectorstelle mit 2000 Franken jährlich anzunehmen. Das Werk sollte aber erst am 1. Januar 1813 begonnen werden. G. hatte also noch Zeit, sich für seinen neuen Wirkungskreis praktisch auszubilden. Auf Anrathen seines Lehrers faßte er den Entschluß, das südliche Frankreich mit all seinen Wundern der Natur, Kunst und des Alterthums zu besuchen. Reich an Studien und Zeichnungen aller Art kehrte er gegen Ende Dezember 1812 nach Paris zurück. „Der Kaiser ist hier,“ schrieb er unter dem 25. Dezbr., „und ich hoffe, daß er bald Befehl gibt, die Arbeiten anzufangen, für die ich angestellt bin.“ Doch das Schicksal, welches den Kaiser auf den russischen Eisfeldern ereilte, trat dem Bau der Kaisergruft hemmend entgegen. Eine Entschädigung für die hierdurch verursachte Täuschung seiner kühnen Hoffnungen fand G. in dem ersten Preise, den er unter den Concurrenten einer Architektur-Preisaufgabe der Brüsseler Akademie davon trug. 1814 entschloß er sich zu einer Reise durch Italien. Sein Schwager Fuß bot dazu für ein Jahr die Mittel. In Rom trat G. zu Cornelius, Overbeck, Veit, Schadow, Rösel, Liman und den andern deutschen Künstlern, welche sich damals in Rom die Wiederbelebung deutscher Kunst mit heiliger Begeisterung angelegen sein ließen, in engere Beziehung. Am preußischen Gesandten, Geheimerath von Niebuhr, gewann er bald einen treuen Freund und großmüthigen Beschützer. Niebuhr fühlte sich hingezogen zu dem schlichten Wesen, der Offenheit und Geradheit des jungen Künstlers. Wo guter Rath nicht mehr ausreichte, unterstützte er ihn sowol durch Fürwort wie durch eigene Vorschüsse. Es war auf Niebuhr’s Vorschlag, daß er im April 1818 den preußischen Kammerherrn Baron von Sack auf dessen Reise nach Griechenland und Aegypten begleitete. Die Eintracht zwischen dem freigesinnten Künstler und dem hochfahrenden Baron war nicht von langer Dauer. G. wollte lieber auf die Geldmittel seines Begleiters, als auf das Eigenthumsrecht an seinen Zeichnungen und Aufnahmen verzichten. Er brach völlig mit dem Baron von Sack und begann von Alexandria aus ganz allein, von aller Welt verlassen, aller Hilfsmittel bar, ohne Kenntniß der Sprache des Landes und selbst ohne Geld, seinen abenteuerlichen Zug durch das Wunderland der Pharaonen hinaus über die Katarakten des Nils, hoch hinauf nach Nubien. Ein Paar Piaster, weniges Reisezeug, einige Skizzenbücher waren seine ganze Habe. So vollendete er unter Mühseligkeiten aller Art und aufregendsten Strapazen eine Reise, die manchen Lichtstrahl in das Dunkel dieses Landes fallen ließ und den späteren Forschern den Weg in diese merkwürdigen Gebiete bahnte. Nach zweijähriger Abwesenheit kehrte G. über Alexandria, wo er sich im Dezember 1819 einschiffte, nach Rom zurück, um die Früchte seiner mühseligen Forschungen den Freunden der Kunst und des Alterthums zu übergeben. „Herr Architekt Gau,“ schrieb Niebuhr am 23. Mai 1820, „ist von seiner nach Aegypten, Nubien bis an die zweite Katarakte und Palästina unternommenen Reise mit einem Schatz von Zeichnungen der merkwürdigsten, vor ihm entweder noch gar nicht, oder sehr unvollkommen dargestellten Alterthümer zurückgekehrt, welcher die ausnehmenden Mühseligkeiten und Beschwerden seiner Reise herrlich belohnt. Das Urtheil Aller, welche diese seine Arbeiten im Orient gesehen haben, oder hier sehen, von welcher Nation sie auch sein mögen, und wie groß sonst die Verschiedenheit ihrer Kunstansichten sein mag, ist einstimmiges Lob. Diese Reise [416] ist die erste der Art, welche ein Deutscher ausgeführt hat, und die Ehre Deutschlands ist, wie die des ausgezeichneten Künstlers dabei interessirt, daß ihre Resultate bald öffentlich erscheinen mögen. Die sehr achtungswürdigen Männer zu Cöln, deren edelmüthiger Unterstützung Herr Gau die früheren Gelegenheiten zu seiner Ausbildung verdankt, werden sich durch den Anblick dessen, was er geleistet, würdig belohnt finden.“ Nach vielen Bemühungen gelang es, Cotta in Stuttgart für die Uebernahme des Verlags seines großen Reisewerkes zu gewinnen. Das Werk erschien von 1821 bis 1827 in französischer und deutscher Sprache in 13 Lieferungen mit 60 Abbildungen. Es führte den Titel „Antiquités de la Nubie, ou monumens inédits des bords de Nil etc. dessinés et mesurés en 1819.“ – Im J. 1822 erschien bei Cotta: „Neu entdeckte Denkmäler von Nubien an den Ufern des Nils, von der ersten bis zur zweiten Katarakte, gezeichnet und vermessen im Jahre 1819 und als Fortsetzung des großen französischen Werkes über Aegypten herausgegeben von F. C. Gau.“ Als Anhang war dieser Fortsetzung beigegeben: „Inschriften in Nubien und Aegypten, abgezeichnet von F. C. Gau, kritisch bearbeitet von B. G. Niebuhr“. Am Schluß war beigefügt: „Inschriften, restituirt und übersetzt von Herrn Letronne“. Nach dem Tode Mazois’ gab G. die letzte Hälfte des dritten Bandes von dessen Prachtwerk „Les ruines de Pompeji“ heraus. In diesem Werke hob er besonders den fortlaufenden Zusammenhang zwischen den Epochen der Architektur und den Stadien der Cultur bei den alten Völkern hervor. Lange trug sich G. mit der Hoffnung auf das Stadtbaumeisteramt in seiner Vaterstadt; die Intriguen aber, durch welche dieser Plan vereitelt wurde, bestimmten ihn, seinen bleibenden Wohnsitz in Paris zu nehmen. Er ließ sich naturalisiren und trat 1821 in königliche Dienste. Unter seiner Leitung wurde die Kirche St. Julien le Pauvre restaurirt; das Presbyterium der Kirche St. Severin wurde von ihm erbaut. Im J. 1831 übernahm er die Errichtung eines neuen Gefangenenhauses bei der Barrière d’Enfer. Das Werk, welches seinem Namen nach Jahrhunderten noch Ehre machen wird, ist die prachtvolle gothische Kirche St. Clothilde, im Faubourg St. Germain. Es ist dies sein bedeutendstes, aber auch sein letztes Werk. Noch nicht ganz war diese Kirche vollendet, als der Meister selbst, am 31. Dezbr. 1853, in die Ewigkeit abberufen wurde.

Wallraf, Nachrichten über Gau in den Beiblättern der Köln. Zeitung, 1820, Nr. 17. – Weiden, Des Kölners Fr. Christian Gau Reisen, in der Köln. Zeitung, 1856, Nr. 314 ff. – Ennen, Zeitbilder. – Merlo, Nachrichten von dem Leben Kölnischer Künstler.