ADB:Geiger, Lazarus
jüdischen Privatgelehrten, erhielt bis zum 14. Jahre seine Bildung auf der katholischen Selectenschule seiner Vaterstadt, wurde, gegen seine Neigung von den Eltern zum Kaufmannsstande bestimmt, Buchhändler, verließ aber diesen Beruf sehr bald, um sich auf dem Gymnasium zu Frankfurt zu einem gelehrten Berufe vorzubereiten, studierte in Bonn, Heidelberg, Würzburg namentlich Philosophie und Sprachwissenschaft. Von 1861 bis zu seinem Tode war er Lehrer der deutschen Sprache, mathematischen [508] Geographie und des Hebräischen an der israelitischen Real- und Volksschule in Frankfurt. Geiger’s Hauptwerke: „Ursprung und Entwickelung der menschlichen Sprache und Vernunft“, 1. Bd. 1868, 2. Bd. 1872 (herausgegeben von Alfred G.) und „Der Ursprung der Sprache“, 1869, zeichnen sich innerhalb der sprachphilosophischen Forschungen der neueren Zeit durch einen eigenthümlichen, mit Scharfsinn, philosophischer Tiefe und reicher Sprachkenntniß vertretenen Standpunkt aus: „Die Sprache ist in ihrem Anfange ein thierischer Schrei, jedoch ein solcher, der auf einen Eindruck des Gesichtssinnes an sich erfolgt“ (Urspr. u. Entw. I, 22); „Die Sprache ist Entwickelung, nicht Entartung, sie beginnt nicht mit Reichthum, Mannigfaltigkeit und Vollkommenheit, sondern mit dem geringsten, unscheinbarsten Besitz. Ihr gebührt unter allen menschlichen Geistesvermögen geschichtlich der erste Rang; sie ist die Quelle der Vernunft. Aus, an und in ihr hat sich die Vernunft selbst, nach den allenthalben im Universum herrschenden Gesetzen der Causalität, langsam und naturgemäß entwickelt“ (Urspr. d. Sprache XXVIII). – Kleinere Arbeiten Geiger’s enthält „Zur Entwicklungsgeschichte der Menschheit“, 1871 (herausgegeben von Alfred Geiger.)
Geiger: Lazarus G., geb. am 21. Mai 1829 in Frankfurt a. M., gest. am 29. August 1870. G., der Sohn eines- C. Peschier, Lazarus Geiger. Sein Leben und Denken. Augsb. Allgem. Ztg. Beilage 30. Dec. und 31. Dec. 1871. – Ders. unter demselben Titel, Frankfurt 1871.