Zum Inhalt springen

ADB:Gräfe, Christian Friedrich

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Graefe, Christian Friedrich“ von Conrad Bursian in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 555–556, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gr%C3%A4fe,_Christian_Friedrich&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 21:41 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Graefe, Albrecht von
Nächster>>>
Gräfe, Heinrich
Band 9 (1879), S. 555–556 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Christian Friedrich Graefe in der Wikipedia
Christian Friedrich Graefe in Wikidata
GND-Nummer 100492355
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|9|555|556|Graefe, Christian Friedrich|Conrad Bursian|ADB:Gräfe, Christian Friedrich}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=100492355}}    

Graefe: Christian Friedrich G., Philolog, geb. zu Chemnitz in Sachsen am 1. Juli 1780, † in St. Petersburg am 12. December 1851. Nachdem er 7 Jahre lang das Lyceum seiner Vaterstadt besucht hatte, bezog er 1799 die Universität Leipzig, um Theologie zu studiren, trieb aber daneben unter der Leitung G. Hermann’s, an dessen griechischer Gesellschaft er gleichzeitig mit Thiersch, Seidler und Passow Antheil nahm, mit Eifer philologische Studien. Im J. 1803 bestand er das theologische Candidatenexamen, promovirte am 28. Februar 1805 als Dr. philos. (oder wie es damals in Leipzig hieß, Magister) und trat, nachdem er eine Zeit lang in Leipzig Hauslehrer gewesen, 1806 auf G. Hermann’s Empfehlung als Erzieher im Hause des livländischen Landrathes Karl Gustav Samson von Himmelstjerna zu Urbs in Livland ein, dessen dritte Tochter, Hedwig, er später als Gattin heimführte. 1810 wurde er als Professor der griechischen Litteratur an der geistlichen Akademie bei dem Alexander-Newsky-Kloster nach St. Petersburg berufen, das ihm zur zweiten Heimath wurde. Der feingebildete Curator des St. Petersburger Lehrbezirks, Sergius Uwaroff, dem G. bald persönlich näher trat, übertrug ihm 1811 die Professur der lateinischen Sprache am pädagogischen Institut, welche er 1815 mit der Professur der griechischen Sprache an demselben Institute vertauschte; diese behielt er bei der Umgestaltung dieses Instituts zur Universität im J. 1819 bei, übernahm daneben 1822 noch die Professur der lateinischen Sprache an der Universität und 1829 die Professur der griechischen Litteratur an dem neu errichteten pädagogischen Hauptinstitute. Der kaiserlich russischen Akademie der Wissenschaften gehörte er seit 1818 als correspondirendes, seit 1820 als wirkliches Mitglied an; seit 1821 war er auch Conservator des Antiken- und Münzcabinets der kaiserlichen Ermitage, seit 1840 Ehrendirector desselben, seit 1842 wirklicher Staatsrath. G. war ein durchaus braver und edler Mensch, ein ebenso gewissenhafter als anregender Lehrer; seine schriftstellerischen Arbeiten, die sich besonders auf den Gebieten der Texteskritik der späteren griechischen Dichter und der Sprachwissenschaft bewegen, zeigen eine sehr gründliche Kenntniß der griechischen Sprache und ein äußerst glückliches Talent für Conjecturalkritik. Am meisten verdanken seinem Scharfsinn die von ihm herausgegebenen Dionysiaca des Nonnus von Panopolis („Nonni Dionysiacorum libri XLVIII, suis et aliorum coniecturis em. et ill. Fr. G.“, 2 Bde., Leipz. 1819. 1826); ferner hat er kritische Beiträge geliefert zu den griechischen Bukolikern („Epistola critica in Bucolicos graecos“, Petersb. 1815), zu Tryphiodorus („Observationes criticae in Tryphiodorum“, ebd. 1817), zu Coluthus und Musaeus („Conjecturae in Coluthum et Musaeum“, ebd. 1818), das Gedicht des Paulus Silentiarius („Pauli Silentiarii descriptio magnae ecclesiae“, Leipz. 1822) und als Probe einer neuen Bearbeitung der griechischen Anthologie die Epigramme des Meleager von Gadara herausgegeben („Meleagri Gadareni epigrammata tamquam specimen novae recensionis Anthologiae graecae ed. Fr. G.“, Leipz. 1811). Verschiedene Abhandlungen von ihm zur griechischen Epigraphik, zur griechischen Grammatik und zur vergleichenden Sprachforschung, mit vorzugsweiser Berücksichtigung des Griechischen und des Slavischen, sind in den Schriften der Petersburger Akademie abgedruckt. Endlich hat er auch mehrmals bei festlichen Anlässen formgewandte griechische Gedichte verfertigt.

S. Schiefner in der Allgem. Encykl. d. Wiss. u. K., S. I. Bd. 78, S. 50 f.; ein vollständiges Verzeichniß von G.’s Schriften im Bulletin de la [556] classe historico-philologique de l’académie impériale des sciences de St. Petersbourg, t. IX, p. 365 ss.