ADB:Gran, Daniel
[579] urkundlichen Bestätigung, seine Werke bezeugen das am sichersten. Nach seiner Rückkehr war seine erste Arbeit das Deckengemälde des Landhauses zu Brünn (1720). Darnach wurde er Hofmaler, fertigte 1726 das Deckenbild im fürstlich Schwarzenberg’schen Sommerpalast zu Wien, dann die Deckengemälde al fresco im Prämonstratenser-Stift Hradisch in Olmütz, im großen Saale der kaiserlichen Hofbibliothek zu Wien, in den kaiserlichen Lustschlössern zu Hetzendorf und Schönbrunn, der Domkirche zu St. Pölten, der Stiftskirche zu Klosterneuburg, der Schwarzspanierkirche zu Wien. Dazwischen malte er viele Oelbilder, die heute in den Kirchen und Klöstern zu Lilienfeld, Herzogenburg, Seitenstetten, Hernals, St. Pölten und in Wien zerstreut sind. – G. war ein Künstler von ganz seltener Begabung, der sich vollständig in den Geist der Barocke hinein gelebt hatte, und dessen Darstellung Lebhaftigkeit in Zeichnung und Farbe besitzt, welche uns heute ebenso entzückt als verwundert. Er berechnete genau die Wirkung seiner Arbeit, wußte wohl überlegt seine Figuren zu componiren und zu ordnen, liebte Lichteffekte, die er mit einzig stehender Virtuosität al fresco hervorzubringen verstand. Leben und Beweglichkeit drängte sich nach den Anschauungen der Barocke in all’ seinen Werken entschieden und beherrschend hervor, ohne aber deshalb das Auge zu verletzen und in jenen Manierismus zu verfallen, der vor und neben ihm vielfach von seinen Kunstgenossen ausgeübt wurde. Die Großartigkeit seiner Conception, die Virtuosität seiner Technik sicherten jedem seiner Werke volle Anerkennung, und es ist also begreiflich, daß Nicolai, ein sonst ganz böser Kritikus und Verhöhner österreichischer Kunst und Cultur, Gran’s Kuppelfrescen in der Hofbibliothek zu den schönsten der Welt zählt. Ueber Gran’s Thätigkeit ist wenig zu sagen; er scheint sehr launenhaft gewesen zu sein, und war sich seiner Kunst vollkommen bewußt. Ob er wirklich 1729–35 fürstlich Schwarzenberg’scher Gartendirector war, ist sehr zweifelhaft. Daß er aber weder (wie die geschäftige Buchschreiberei erzählt) vom Hofe täglich 100 Ducaten Besoldung bezog, noch als Bettler in St. Pölten starb, ist gewiß, denn er wurde am 16. April 1757 mit ganzem Kondukt in der Kirchengruft zu St. Pölten beigesetzt; immerhin ein Zeichen der Wohlhabenheit; seine Tochter, Mademoiselle Catharina de G., starb zu St. Pölten am 5. Octbr. 1782. – Nach v. Schuppen’s Tod erhielt G. den Antrag, das Rectorat der Wiener Akademie zu übernehmen, doch er lehnte ab, weil ihm der Gehalt zu gering war. Außer den hier mitgetheilten Daten können als Quellen nur ein Aufsatz im Austria-Kalender 1847 (S. 94) und die beiden Briefe Gran’s in Lützow’s Geschichte der Wiener Akademie benutzt werden; alles andere ist mehr oder minder Erfindung.
Gran: Daniel G., Deutschlands bedeutendster Frescant der Barockzeit, geboren angeblich im J. 1694, gestorben zu St. Pölten in Niederösterreich am 14. April 1757. Ueber diesen berühmten Meister hat sich urkundliches Material bisher noch wenig erschließen lassen, einige Notizen, welche ich aus Archiven über ihn schöpfte, genügen nicht, ein Bild seines Lebens und seiner fruchtbaren Thätigkeit zu entwerfen. Die alte Künstlerfabel wird auch auf G. bezogen: als Knabe soll er Küchenjunge in Diensten des Fürsten Schwarzenberg gewesen sein und durch seine Kohlenzeichnungen auf die Mauern des Palastes Aufsehen erweckt haben; der Fürst sandte ihn darauf nach Italien, wo er unter Ricci’s und Solimeno’s Leitung sich zum großen Künstler bildete. Die Sage bietet keinen Anlaß der Glaubwürdigkeit. Das vollständig erhaltene, trefflich geordnete Familien-Archiv der Fürsten Schwarzenberg erwähnt unter den damaligen Küchenjungen keinen Daniel, auch keinen G.; ebenso wenig findet sich ein Document über die Unterstützung des Kunstjüngers durch den Fürsten. Die Quellen geben als seinen Geburtsort bald Wien, bald Mähren (!) an; in Wien suchte ich seinen Namens vergebens in den Matriken; doch scheint es mir glaublich, daß er ein Sohn des kaiserlichen Kammerdieners Johann Michael le Gran (le Grande) sei, dessen Namen öfters begegnet. Daß G. sich in Italien gebildet, bedarf keiner