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ADB:Großmann, Christian

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Artikel „Großmann, Christian Gottlob Leberecht“ von Gotthard Lechler in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 751–752, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gro%C3%9Fmann,_Christian&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 09:15 Uhr UTC)
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Großmann: Christian Gottlob Leberecht G. ist geboren zu Prießnitz bei Naumburg den 9. November 1783. Nachdem er in Schulpforte eine tüchtige [752] humanistische Vorbildung empfangen hatte, studirte er auf der Universität Jena Theologie. Im J. 1808 wurde er Substitut seines Vaters im Pfarramt seines Geburtsortes. Aber schon 1811 gelangte er zu einem selbständigen Pfarramt in dem Dorfe Gröbitz zwischen Naumburg und Weißenfels. Im J. 1822 wurde er als Diaconus und Professor nach Schulpforte berufen; aber schon im folgenden Jahre folgte er dem ehrenvollen Rufe zu der Würde des Generalsuperintendenten, Oberhofpredigers und Consistorialraths in Altenburg. Endlich wurde er 1828 nach Leipzig berufen, als Pastor zu St. Thomä, Superintendent und ordentlicher Professor der Theologie an der Universität. Sein Pfarramt hat er am Neujahr 1829 angetreten. Als gelehrter Theologe hat er sich vorzüglich auf das Studium Philo’s, seiner Schriften und seines Systems geworfen. Vom J. 1829 an bis 1856 sind zahlreiche Abhandlungen von ihm als akademische Programme in lateinischer Sprache erschienen, welche sämmtlich mit Philo sich beschäftigen. Bald untersucht er die Quellen der Theologie Philo’s, bald seine Logoslehre; ferner erörtert er auf Grund Philo’s die jüdische Geheimlehre, sodann die Zeitordnung, in welcher Philo seine verschiedenen Schriften verfaßt hat; endlich liefert er Beiträge zur Textkritik Philo’s oder gibt ungedruckte Stücke von Philo heraus. Schade, daß der vielbeschäftigte Mann, der allenthalben recht gründlich zu arbeiten gewohnt war, nicht dazu gelangt ist, eine neue kritische Ausgabe des ganzen Philo herauszugeben! Denn er war zu seiner Zeit der hervorragendste Philokenner. Als Superintendent von Leipzig wurde er gemäß der Verfassung von 1831 Mitglied der I. Kammer der Ständeversammlung und vertrat in dieser jederzeit furchtlos und treu die constitutionelle Sache, die Humanität und die Rechte der evangelisch-lutherischen Kirche sowol gegenüber der katholischen Klerisei, als gegenüber dem Staat. Er kämpfte deshalb auch für eine zeitgemäße Reform der protestantischen Kirchenverfassung. Aus Veranlassung des 200jährigen Erinnerungstages der Schlacht bei Lützen legte G. vom 6. November 1832 ab das kleine Senfkorn zu dem Gustav-Adolphs-Verein, der zu einem so großen und segensreichen Baum herangewachsen ist. Als der Plan eines würdigen Denkmals gefaßt worden war, das an dem Platze des Lützener Schlachtfeldes, wo der gefallene König gefunden worden, errichtet werden sollte, war es G, der den Gedanken anregte[1], ein lebendiges Denkmal dem großen Helden zu stiften, durch regelmäßige Sammlungen für bedrängte evangelische Gemeinden. So trat die Gustav-Adolph-Stiftung ins Leben. Dieselbe gewann jedoch erst nach dem Aufruf des Hofpredigers Karl Zimmermann in Darmstadt von 1841 umfassenderes Wachsthum, und entwickelte sich seit 1842 zu dem „Evangelischen Verein der Gustav-Adolph-Stiftung“. G. blieb, an der Spitze des Centralvorstandes und als Präsident der Generalversammlungen des Vereins, die Seele desselben und durfte die segensreichen Erfolge des Vereins erleben. Der ehrwürdige, biedere und charakterfeste Mann blieb in Wissenschaft und Leben, Kirche und Staat unermüdlich thätig, bis in seinem 74. Jahre, in dem Augenblick, wo er sich anschickte, zur Osterpredigt in die Kirche zu gehen, ihn ein Schlagfluß rührte, in Folge dessen er nach Monate langer Krankheit den 29. Juni 1857 entschlief.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 752. Z. 22 ff. v. u.: Die erste Anregung des Gedankens eines „lebendigen Denkmals“ für Gustav Adolf ging (nach einer uns gemachten aktenmäßigen Mittheilung) nicht eigentlich von Großmann aus, sondern von Herrn C. Lampe in Leipzig. Am 29. November 1832 war im Leipziger Tageblatt ein Aufruf aus Lützen, zur Errichtung eines Monumentes erschienen; dem Comité dafür gehörte auch Großmann an. Am 11. December ward aber im Tageblatt in einem anonymen Aufsatz, dessen Verfasser Herr C. Lampe war, der Vorschlag gemacht, „statt des ehernen ein lebendiges Denkmal zu setzen“, ein Gustav-Adolf-Stift zu gründen: „zu unentgeltlicher Bildung protestantischer Jünglinge; zur Förderung irgend eines anderen rein geistigen Zweckes.“ Der Gedanke fand Anklang und auch Großmann ward dafür gewonnen. Am 14. und 19. December 1832 erschienen dann im Tageblatte die ersten Aufrufe, unterzeichnet von Dr. Bauer, Dr. Goldhorn, Dr. Großmann, C. Lampe und C. A. W. Schild. Es sollte werden: „eine Anstalt zu brüderlicher Unterstützung bedrängter Glaubensgenossen und zur Erleichterung der Noth, in die durch die Erschütterungen der Zeit und durch andere Umstände protestantische Gemeinden in und außer Deutschland mit ihrem kirchlichen Zustande gerathen, wie dies nicht selten bei neu entstehenden Gemeinden zu sein pflegt.“ [Bd. 11, S. 794 f.]