ADB:Groeben, August von der

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Artikel „Groeben, August von der“ von Oscar Criste in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 49 (1904), S. 556–557, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Groeben,_August_von_der&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 08:28 Uhr UTC)
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Groeben: August von der G., k. k. Hauptmann, Ritter des Maria-Theresienordens. Geboren im J. 1828 in Ebersburg bei Osnabrück als Sohn eines hannoveranischen Oberstlieutenants, trat G. nach absolvirten Gymnasialstudien am 10. Juli 1844 als Cadett in das kaiserliche 2. Feldartillerieregiment und nahm, zum Bombardiercorps transferirt, an der Einnahme von Wien, 28. bis 31. October 1848, theil. Am 1. April 1849 zum Unterlieutenant im 1. Feldartillerieregimente befördert, machte G. in der Brigade Montenuovo den Feldzug in Ungarn mit und focht in den Kämpfen bei Isaszeg, am Rákos, bei Szered und Raab, bei Komorn und Temesvar. Im J. 1853 zum Oberlieutenant, 1859 zum Hauptmann zweiter, 1862 zum Hauptmann erster Classe befördert, erhielt G. beim Ausbruch des Krieges gegen Preußen als Commandant der 7. Batterie des VIII. Feldartillerieregiments seine Eintheilung in die Corpsgeschützreserve des III. Armeecorps FML. Erzherzog Ernst. Dieses Corps hatte während der Schlacht bei Königgrätz im Centrum die Stellung von Lipa-Chlum zu vertheidigen. Während des einleitenden Kampfes deckte die Batterie Groeben’s nebst der 8. Batterie den Rückmarsch zweier Brigaden des Corps von den Vorposten im Bistritzthale nach der Stellung Lipa-Chlum, dann rückten beide Batterien zur Unterstützung der Brigade Appiano beim Kampfe um den Swipwald bis in die Höhe von Čistawes Vor und schlossen sich dann dem weiteren Rückmarsche dieser Brigade an. Die Batterie G. nahm westlich Chlum auf dem rechten Flügel des III. Armeecorps Stellung und betheiligte sich hier an dem mörderischen Artilleriekampfe, in welchem die preußische I. Armee sich nahezu verblutete. Durch das Vordringen und Eingreifen der beiden Flügel des preußischen Heeres, insbesondere aber der Armee des Kronprinzen, nahm die Schlacht zu Mittag des 3. Juli eine jähe Wendung. Geschwächt durch den unheilvollen Kampf um den Swipwald war der österreichische rechte Flügel gezwungen, so weit zurückzugeben, daß die Spitze der preußischen Armee, die 1. Gardedivision, völlig unbemerkt bis in Flanke und Rücken des österreichischen Centrums gelangen konnte. Zwischen 2 und 21/2 Uhr drangen plötzlich das preußische 1. Bataillon des 1. Garderegiments und eine Gardejägercompagnie, bald darauf auch ein Füsilierbataillon von der Ostseite in Chlum ein und überrumpelten das den Ort besetzt haltende 2. Bataillon Sachsen-Meiningen, während andere preußische Abtheilungen weiter südlich gegen Rozbèřic vorrückten. Die in Chlum eingedrungenen preußischen Abtheilungen besetzten den Westrand des Ortes und eröffneten gegen den Rücken der zwischen Chlum und Lipa aufgestellten Truppen und in den Geschützdeckungen placirten Batterien des III. Corps sowie gegen das auf dem Plateau von Chlum haltende Hauptquartier ein verheerendes Schnellfeuer. Ein von dem FZM. Benedek selbst angeordneter Sturm zweier Bataillone auf Chlum scheiterte an dem Feuer des Gegners und nun begannen auch die preußischen Abtheilungen aus Chlum gegen den Rücken des III. Corps zu debouchiren, bevor noch dieses seine Front gegen den Ort verändern konnte. G. erkannte sofort die Gefahr, welche der Artillerie des III. Corps vom Rücken her drohte, als die Gardefüsiliere, eine weite Schützenkette bildend, gegen die Batterien vordrangen, welche nur zwei Compagnien zur Deckung hatten. Er beschloß deshalb, sich mit seinen acht Geschützen dem Gegner entgegenzuwerfen, obwol er offensichtlich verloren war, da die Schwärme des Feindes nur wenige hundert Schritte weit ihr Feuer abgaben. Nur darauf bedacht, das Abfahren der in [557] den nächsten Geschützdeckungen placirten Batterien der Corpsgeschützreserve, der Batterien 9 und 10 zu ermöglichen, für die Infanterie Zeit zur Sammlung, zur Front- und Flügelveränderung zu gewinnen, fuhr er im Galopp bis auf 200 Schritte an den Westrand von Chlum an und empfing die Preußen mit Kartätschen. Das furchtbare Schnellfeuer des Gegners macht jedoch die Batterie, kaum daß sie zu schießen begonnen, wieder verstummen. Nur einzelne Geschütze feuern wiederholt, andere gar nicht mehr; beim zehnten Schuß liegt fast die ganze Batterie, 2 Officiere, 52 Mann und 68 Pferde, gefallen da, unter ihnen G. Die letzten Lebenden von der „Batterie der Todten“, Lieutenant Merkel und Führer Schunk, warfen sich auf einen Munitionswagen und sprengten, von Kugeln gefolgt, davon. Als der Kronprinz von Preußen mit seiner Suite an den auf ihren Geschützen oder auf den todten Pferden liegenden Braven vorüberritt, entblößte er grüßend sein Haupt. Der Erfolg dieser entschlossenen That Groeben’s war groß. Indem er das feindliche Feuer aus Chlum auf sich ablenkte, konnten die Batterien 9 und 10 der Corpsgeschützreserve abfahren und geeignetere Stellung unter entsprechender Bedeckung nehmen; auch wurde dadurch dem Hervorbrechen der Preußen aus Chlum gegen Lipa für längere Zeit Halt geboten und zwei Bataillone Sokčević der zwischen den beiden Orten aufgestellten Brigaden gewannen Zeit, Front und Flügel zu verändern und einen Vorstoß gegen Chlum zu versuchen, welchem sich eines der bei dem ersten Angriffe geworfenen Bataillone von Franz Carl anschloß. Außerdem vermochte ein anderes Bataillon dieses Regiments den zwischen Chlum und Lipa besetzten Wald gegen andere preußische Abtheilungen noch einige Zeit zu behaupten, welche von Osten her gegen die rechte Flanke des III. Corps vordrangen. Zugleich war es der südöstlich Chlum aufgestellten Brigade Appiano des III. Corps möglich, sich in eine günstigere Stellung geordnet zurückzuziehen. Endlich gewannen die westlich von Lissa stehenden Brigaden Prochaska und Kirchsberg des III. Corps Zeit, Front gegen Chlum zu nehmen, so daß eine der Brigadebatterien den Ort sogar geraume Zeit beschießen konnte, wodurch es den beiden Brigaden ermöglicht wurde, geordnet bei Rosnitz Stellung zu nehmen.

Dem auf dem Felde der Ehre gefallenen Hauptmann G. wurde am 29. August 1866 das Ritterkreuz des Maria-Theresienordens zuerkannt.

Acten des k. u. k. Kriegsarchivs. – Lukeš, Militärischer Maria-Theresienorden. – Friedjung, Der Kampf um die Vorherrschaft in Deutschland.