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ADB:Grosser, Samuel

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Artikel „Grosser, Samuel“ von Heinrich Julius Kämmel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 749–750, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Grosser,_Samuel&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 02:28 Uhr UTC)
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Band 9 (1879), S. 749–750 (Quelle).
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Grosser: Samuel G., ein Schulmann und Historiker der Oberlausitz, geb. den 18. Februar 1664 zu Paschkowitz im schlesischen Fürstenthum Oels, gest. den 24. Juni 1736 als Rector em. des Gymnasiums in Görlitz. Zu früh geboren gedieh er nur langsam unter der Eltern Pflege, die ihn doch schon im achten Lebensjahre dem Gymnasium in Brieg übergeben konnten. Von dort ging er 1675 an das Magdalenen-Gymnasium in Breslau über, kehrte aber 1678, als der Vater das Pfarramt in Nimtsch erhalten hatte, nach Brieg zurück und wandte sich zuletzt nach Zittau, um unter Chr. Weise seine Schulstudien zu vollenden. Von diesem mannichfach ausgezeichnet bezog er 1683 die Universität Leipzig, an welcher er dann, nachdem er fünf Jahre weiteren Studien gewidmet hatte, über Poesie, Geschichte und Geographie zu lesen begann, wiederholt auch Disputationen veranstaltete. Bereits 1690 wurde er Conrector der Nicolaischule in Leipzig, 1691 Rector des Gymnasiums in Altenburg, 1695 Rector in Görlitz. In dieser Stadt, deren Schule damals in großer Blüthe stand, empfing den ängstlichen Mann aufmunterndes Vertrauen. Er begann seine Wirksamkeit mit einer umständlichen Darlegung der Grundsätze, nach denen fortan unterrichtet werden sollte. G. war einer von denen, welche damals aus den starren Formen der alten Lehrweise herauszukommen suchten und überall das Nützliche, Praktische, Leichte voranstellten. Dabei kamen die alten Sprachen stark in Nachtheil: die lateinische Lectüre schien nur noch als Vorbereitung für stilistische und poetische Uebungen da zu sein, das Griechische trat fast ganz zurück, während die Uebung in der Muttersprache empfohlen und die Thorheit derjenigen gerügt wurde, welche meinten, daß das Deutsche für einen Deutschen sich von selber gebe. Nebenbei erhielten Arithmetik, Logik, Rhetorik, selbst Philosophia naturalis und moralis ihre Stelle; bei der Geschichte aber sollte beachtet werden, daß die alte Geschichte als Sache der Erudition hinter die neuere, welche Sache des Nutzens und des Bedürfnisses sei, zurückzutreten habe. Die Aufführung von Schuldramen betrachtete auch G. als eine praktisch-wichtige Angelegenheit. Vgl. Th. Paur im N. Laus. Magazin, Bd. 43, 112 ff. Seine schriftstellerische Thätigkeit war erstaunlich. Nachdem er bereits in Leipzig und Altenburg eine Reihe von Programmen herausgegeben hatte, ließ er in Görlitz [750] lateinische und deutsche Gelegenheitsschriften dogmatischen, erbaulichen, pädagogischen, biographischen, litterärgeschichtlichen Inhalts in großer Zahl erscheinen. Für den Unterricht schrieb er „Gründliche Anweisung zur Logica“ (1697), die mehrere Auflagen erlebt und in vielen Schulen Aufnahme gefunden hat; 1699 folgte eine Schulausgabe des Sallust, 1702 die „Theologia thetica elementaris“, 1703 die „Isagoge stili Romani“, erst 1732 die „Philosophia instrumentalis“. Dazwischen beschäftigten ihn sehr eifrige Studien zur Geschichte der Lausitz, als deren Frucht 1714 der stattliche Folioband seiner „Lausitzischen Merkwürdigkeiten“ erschien. Ein Werk der Pietät war die „Vita Chr. Weisii“, 1710, 8°. Von seinen frommen Liedern sind manche auch in die Gesangbücher übergegangen. Während seiner langen Amtsführung hat er fünf Jubiläen zur Erinnerung an große Tage der evangelischen Kirche und seiner Schule gefeiert. Reiche Stipendien und andere Vermächtnisse wurden dieser damals zu Theil. Aber allmählich traten in Disciplin und Unterricht große Gebrechen hervor, die zuletzt in schonender Form die Emeritirung des Rectors zur Folge hatten. Sie kam zu spät, da dieser bereits seit zehn Jahren durch körperliche Leiden und schmerzliche Verluste niedergedrückt war. Sein Nachfolger Baumeister (II. 156) ist sein erster Biograph geworden.

Vgl. Schütt, Zur Gesch. des Gymn. in Görlitz (1865), 75 ff., 108 f., und Otto, Lexicon der Oberlaus. Schriftsteller, I. 527 ff. Sein „Ausführlicher Entwurf der im Görlitzer Gymnasio eingerichteten Methode“ ist als Handschrift aufbewahrt im zweiten Bande der Frenzel’schen Collectaneen, welche die Zittauer Stadtbibliothek besitzt.