ADB:Hannewaldt von Eckersdorf, Andreas

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Hannewalt, Andreas“ von Moriz Ritter in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 522–523, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hannewaldt_von_Eckersdorf,_Andreas&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 17:21 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Hannenberg, Gottfried
Nächster>>>
Hanow, August von
Band 10 (1879), S. 522–523 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Andreas Hannewaldt in der Wikipedia
Andreas Hannewaldt in Wikidata
GND-Nummer 136952542
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|10|522|523|Hannewalt, Andreas|Moriz Ritter|ADB:Hannewaldt von Eckersdorf, Andreas}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=136952542}}    

Hannewalt: Andreas H., Staatsmann am Hof Kaiser Rudolfs II., geboren um 1560. Von seinen äußeren Lebensumständen ist wenig bekannt. Gleich Strahlendorf, Klesl und so vielen andern Vertretern der katholischen Reaction [523] unter Rudolf II. scheint er ursprünglich Protestant gewesen zu sein. Als apostata et persecutor sui ordinis wird er in einer Reichstagsrelation der churbrandenburgischen Gesandten (15. September 1613) bezeichnet. Beim Reichstag von 1594 finde ich ihn zum ersten Mal in der Umgebung Rudolfs II. Vielleicht gehörte er damals schon dem Reichshofrath an, in welchem er einige Zeit später als Secretär erscheint. Als die Politik des Kaisers mehr und mehr zu den entscheidenden Conflicten mit den protestantischen Parteien, sowol im Reich wie in den österreichischen Landen, hintrieb, und man furchtlose Vertreter der katholischen Ansprüche und der kaiserlichen Machtvollkommenheit gebrauchte, wurde H. – Ende 1606 – in den kaiserlichen geheimen Rath aufgenommen. Mit dem gleichzeitig zur Würde des Reichsvicekanzlers erhobenen Leopold v. Strahlendorf übte er fortan den maßgebenden Einfluß in den Reichsangelegenheiten aus, und mit ihm zusammen erwarb er sich durch seine Haltung in den großen Streitfragen über Donauwörth, Jülich und den Reichstag von 1608 den vornehmsten Haß der protestantischen Reichsstände. Nicht minder groß war sein Einfluß auf die den österreichischen Verhältnissen zugewandte Politik des Kaisers, welche seit 1606 zu den verhängnißvollen Conflicten desselben mit seinem Bruder Matthias führte. Während man von kaiserlicher Seite die Hauptschuld dieser Streitigkeiten dem Bischof Klesl zuschob, wollte Klesl den Ursprung derselben in den Rathschlägen Hannewalt’s erkennen. Der Prager Vertrag vom Juni 1608 sollte das Verhältniß der beiden Brüder und der österreichischen Lande in Ordnung bringen. Als aber bald darauf neue Anschläge zur Erniedrigung des Königs Matthias und zur Erhebung des Erzherzogs Leopold am Hof des Kaisers begannen, um mit dem Sturz der Herrschaft Rudolfs zu enden, war H. denselben abermals nicht fremd. Es zog ihm dies, als Matthias im März 1611 in Prag einzog, eine kurze Verhaftung und Untersuchung zu. Noch vor Ablauf des J. 1611 erscheint er indeß wieder unter den Mitgliedern der kaiserlichen Gesandtschaft am Nürnberger Kurfürstentag: allerdings um sich gleich darauf von den Geschäften zurückzuziehen. Am 9. December 1611 siedelte er nach Regensburg über. Am 24. December schreibt er von dort aus: Klesl suche ihn in die Dienste des Königs Matthias zu ziehen, mit der Drohung, daß andernfalls seine Sicherheit gefährdet sei. „Ich habe“, sagt er, „albereit das 52. Jahr meines Alters erreicht, bin müde und wol abgearbeitet; bitte Gott um zeitliche und ewige Ruhe.“ Völlige Ruhe scheint ihm jedoch nicht gewährt zu sein. Nach Angabe der churbrandenburgischen Reichstagsgesandten ist die Proposition des Reichstags von 1613 von ihm verfaßt, worauf er denn bald nachher (vor September 1613) gestorben sei.

Notizen über ihn bei Gindely, Rudolf II., und Stieve, Der Kampf um Donauwörth, S. 51.