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ADB:Hartmann, Christoph

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Artikel „Hartmann, Christoph“ von Gabriel Meier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 681–682, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hartmann,_Christoph&oldid=- (Version vom 13. November 2024, 05:13 Uhr UTC)
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Hartmann: Christoph H., der Annalist des Klosters Einsiedeln in der Schweiz. Geboren zu Frauenfeld im Thurgau um das J. 1565, wurde er 1583 Mitglied des Stiftes Einsiedeln, nachdem er zuvor in Mailand und Bologna [682] seine Studien gemacht hatte, und im J. 1592 Priester. Er besaß eine gründliche Kenntniß der lateinischen und griechischen Sprache und eine vorzügliche Begabung und Befähigung für historische Arbeiten. Augustin Hofmann, Abt von 1600–29, der sich die Wissenschaften und Bücher sehr angelegen sein ließ, ernannte ihn zum Bibliothekar des Klosters, ein um so wichtigeres Amt, als damals die Bibliothek umgebaut wurde. H. ordnete und erklärte die Handschriften des Stiftes. Schon 1601 gab ihm der Abt auch den Auftrag, die Annalen des Stiftes zu schreiben. Er sammelte fleißig Alles, was er an Documenten zusammenbringen konnte und wurde dadurch mit dem Geschichtschreiber Guillimann (s. d.) bekannt, mit welchem er in fleißigen Briefwechsel trat. Guillimann gebührt auch ein großer Antheil an der Abfassung und Stilisirung von Hartmann’s Werk, sowie die Leitung des Druckes. Es erschien in einer Auflage von 1000 Exemplaren zu Freiburg im Breisgau 1612 mit dem Titel: „Annales Heremi Deiparae Matris in Helvetia“. Das Wappen jedes Abtes ist in Kupferstich beigedruckt. Hier finden sich auch zum ersten Male viele Urkunden gedruckt, welche nicht nur für die Geschichte des Klosters, sondern auch einen großen Theil der Schweiz und die Kaisergeschichte von Bedeutung sind. Außer diesem Hauptwerke schrieb H. noch einen ungedruckten „Commentarius rerum Helveticarum“, eine topographisch-historische Beschreibung der Schweiz nach der Reihe der Cantone, mit Einschluß der zugewandten Orte. Dieses Werk ist in mehreren Handschriften vorhanden. Zur Stärkung seiner Gesundheit begab er sich 1612 in den Sauerbrunnen von Griesbach und 1614 ernannte ihn der Abt zum Propst von St. Gerold in Vorarlberg, ein „Otium cum dignitate“, das er für die Wissenschaft wenigstens noch fruchtbar zu machen wußte durch die Erwerbung von Guillimann’s Bibliothek, welche namentlich an classischen und historischen Werken reich war. Ein langwieriger Rechtshandel mit der Herrschaft Blumeneck verbitterte seine letzten Jahre und beschleunigte wol auch seinen Tod, der ihn am 12. April 1637 plötzlich ereilte. Seine Annalen sind ziemlich selten geworden. Glieb. Emanuel v. Haller (Bibliothek d. Schweizergesch., Bd. III. Nr. 1204) sagt, daß dieses Werk jedem Liebhaber der Geschichte allerdings unentbehrlich ist. Gelpke (Kirchengesch. der Schweiz II. 404) gibt ihm das Zeugniß: „Der fleißige und für sein Kloster als das glorreichste und gefeiertste, hochbegeisterte Verfasser hat seine Aufgabe für jene Zeit meisterhaft gelöst, ja auch schon einen Versuch gemacht, die Klostergeschichte mit der Reichsgeschichte in eine Verbindung zu bringen, die aber noch nicht in eine organische Einheit zusammengewachsen sind“.