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ADB:Hartmann, Anton Theodor

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Artikel „Hartmann, Anton Theodor“ von Gustav Moritz Redslob in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 680–681, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hartmann,_Anton_Theodor&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 04:08 Uhr UTC)
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Hartmann: Anton Theodor H., evangelischer Theologe und Orientalist, geb. am 25. Juni 1774 zu Düsseldorf, † am 20. April 1838. Er war der Sohn eines Kaufmanns, besuchte die Gymnasien zu Osnabrück und Dortmund und bezog 1793 zum Studium der Theologie die Universität Göttingen, wo besonders Eichhorn auf die Richtung seiner Studien bestimmend einwirkte und ihm seine Gunst in hohem Maße zuwandte. Nach Abschluß seiner Universitätsstudien ging er zunächst 1796 nach Düsseldorf zurück und wirkte hier als Privatlehrer, wurde aber schon 1797 als Conrector zu Soest, 1799 als Prorector zu Herford und 1804 als Collaborator am Gymnasium zu Oldenburg angestellt. Allein das [681] Schulamt sagte ihm auf die Dauer wenig zu; sein Wunsch, den Gang, welchen seine Studien bisher genommen, in einem akademischen Wirkungskreise zu gedeihlichem Abschluß zu bringen, ging, da er sich bereits durch eine Reihe gelehrter Arbeiten vortheilhaft bekannt gemacht hatte, 1811 in Erfüllung, als er auf Eichhorn’s nachdrückliche Empfehlung zum ordentlichen Professor der Theologie zu Rostock an Ziegler’s Stelle ernannt wurde. Hier wirkte er nun als akademischer Lehrer, wie als Schriftsteller in der vielseitigsten Weise, hauptsächlich jedoch machte er sich um die Auslegung und Kritik des alten Testaments und um die Kunde der morgenländischen Sprachen verdient. 1813 erwarb er die theologische Doctorwürde von der Rostocker Universität. Die Würde eines Consistorialraths wurde ihm 1815 zu Theil, 1818 auch das Directorat des akademischen Münzcabinets. Die Universität Kasan ernannte ihn 1828 zu ihrem besoldeten Ehrenmitgliede im Fache der morgenländischen Litteratur. Mit dem J. 1836 stellten sich wiederholte Schlaganfälle ein, welche ihn körperlich und geistig schwer schädigten und zuletzt sogar zu völliger Unthätigkeit verdammten. In der Auslegung und Kritik des alten Testaments verfuhr H. in freisinnigem und historisch-grammatischem Geiste, mit gewissenhafter Berücksichtigung des Sprachlichen. Zu erwähnen sind hier die Schriften: „Der Prophet Micha, neu übersetzt und erläutert“, 1800. „Linguistische Einleitung in das Studium der Bücher des alten Testaments“, 1818. „Die enge Verbindung des alten Testaments mit dem neuen“, 1831, und hauptsächlich: „Historisch-kritische Forschungen über die Bildung, das Zeitalter und den Plan der 5 Bücher Mosis“, 1831. Um die Kunde des Morgenlandes, namentlich in ihrer Anwendung auf die Auslegung des alten Testaments hat H. vielfältige Verdienste; mit Vorliebe ging er den Sitten und Gebräuchen, der Denk- und Anschauungsweise der Morgenländer und dem Geiste ihrer Litteratur nach. Die geschätzteste Frucht dieser Studien ist das Werk: „Die Hebräerin am Putztische und als Braut“ (auch unter dem Titel: „Uebersicht der wichtigsten Erfindungen im Reiche der Mode bei den Hebräerinnen“) Thl. I–III. 1809–10. An der Hand einer Biographie Tychsen’s gab er eine umfassende Uebersicht über die Gegenstände der morgenländischen Wissenschaft und deren Bearbeitung in dem Werke: „Oluf Gerhard Tychsen oder Wanderungen durch die mannichfaltigsten Gebiete der biblisch-asiatischen Litteratur“, Bd. I und Bd. II. Abthl. 1-3. Nebst: „Merkwürdige Beylagen“, 1818–20. Außerdem seien genannt: „Die hellstrahlenden Plejaden am arabischen poetischen Himmel oder die 7 am Tempel zu Mecca aufgehangenen arabischen Gedichte, übersetzt“, 1802. „Morgenländische Blumenlese“, 1802. „Früchte des asiatischen Geistes“, Thl. I. II. 1803. Auch mit den neueren Formen des Hebraismus hatte er sich beschäftigt und im Zusammenhange damit den Charakter des Judenthums und die staatsbürgerliche Stellung (Emancipation) der Juden in einem diesen keineswegs günstigen Sinne in mehreren Abhandlungen (s. u. A. in der Schrift: „Johann Andreas Eisenmenger und seine jüdischen Gegner“, 1834) erörtert, hatte aber in diesem Punkte noch in den letzten Jahren seines Lebens heftige Angriffe seitens des jüdischen Predigers Gotthold Salomon in Hamburg zu erleiden, gegen welche er sich in zwei Antwortschreiben 1835 und 36 vertheidigte. Zahlreiche Beiträge, auch außerhalb des Bereiches seiner eigentlichen Fachstudien, lieferte er für verschiedene periodische Schriften und Sammelwerke.

Vgl. Zimmermann’s Allgemeine Kirchenzeitung 1839, I. 286. Neuer Nekrolog 1838, I. 446.