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ADB:Hempel, Gustav

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Artikel „Hempel, Gustav“ von Ernst Kelchner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 11 (1880), S. 727–728, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hempel,_Gustav&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 08:44 Uhr UTC)
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Hempel: Gustav H., Verlagsbuchhändler, wurde am 9. Januar 1819 zu Waltershausen bei Gotha geboren. Seine Eltern waren schlichte Bürgersleute von einfacher wackerer thüringischer Art. Er verlor seinen Vater sehr frühe, während die Mutter den Sohn überlebte. Da dem Vater die Schule in Waltershausen für seinen Sohn nicht genügte, ward derselbe bis zu seinem 14. Lebensjahre durch Privatunterricht gebildet. Dann trat er als Lehrling (1833) in die damals blühende Weller’sche Buchhandlung in Bautzen ein und zwar ging er wohlgemuth zu Fuß nach seinem neuen Bestimmungsorte, weil er für die einzige Fahrgelegenheit, die Post, das nöthige Geld nicht auftreiben konnte. Sein Lehrherr, Magister Weller, war ein sehr strenger und genauer Mann, er hatte dadurch eine schwere, aber sehr lehrreiche Lehrzeit auszuhalten. Er mußte den Laden und das Comptoir reinigen, die Packete austragen, Bindfaden ab- und anknüpfen und auch die Siegel der Briefe sorgsam ausschneiden und im Lichte zusammenschmelzen, um den eigenen Bedarf an Siegellack zu den Versendungen zu decken. Daneben lernte er aber alle Branchen des Geschäftes tüchtig kennen. Er blieb bis zum Tode seines Principals, nachdem er unterdessen ausgelernt hatte, als Gehülfe in dem Geschäfte. – Dann ging er 1837 nach Crefeld, um in die Buchhandlung von C. M. Schüller als Gehülfe einzutreten. Auch diesen Weg machte er über Waltershausen zu Fuß, wenn gleich jetzt nicht mehr aus Mangel an Mitteln. Nach Ablauf von zwei Jahren fühlte H. das Bedürfniß sich weiter in der Welt und in seinem Berufe umzusehen; auf gut Glück wanderte er 1839 zur Ostermesse nach Leipzig. Hier fand er zwar keine passende Stelle, lernte aber den alten Berliner Verlagsbuchhändler Carl Heymann, mit dem er schon wegen Uebernahme einer Gehilfenstelle in Unterhandlung gestanden hatte, persönlich kennen, dem Hempel’s Persönlichkeit so wohl gefiel, daß er ihn mit sich in sein Geschäft nach Berlin nahm. Hier blieb er bis zu seiner im Jahre 1846 erfolgten Selbständigkeit, mit einer kleinen Unterbrechung von neun Monaten, während derer er, auf Zureden seines früheren Principals in Crefeld weilte. Am 24. Septbr. 1846 zeigte er dem Buchhandel an, daß er ein Verlagsgeschäft unter der Firma: Gustav Hempel in Berlin errichtet habe. – Es kennzeichnet seine Stellung im Buchhandel, daß er als einer der ersten in dieser Richtung mit besonderem Geschick Büchern, namentlich solchen populärwissenschaftlichen Inhaltes, durch sehr niedrig gestellte Preise und in der Form von Lieferungswerken eine sehr starke Verbreitung zu verschaffen wußte. So erschienen bei ihm die 7 starken Bände von Försters Preußens Helden in Krieg und Frieden in 7 Auflagen; dann die populärwissenschaftlichen Werke von Dr. Zimmermann: Der Erdball. 5 Bde., Die Wunder der Urwelt, welche 20, respective 27 Auflagen und Uebersetzungen in fremde Sprachen erlebten und dadurch eine ungeheure Verbreitung erhielten. Nicht minder dessen Physik in 3 Bdn., Chemie für Laien in 9 Bdn., die Malerische Länder- und Völkerkunde etc. etc. Was ihm aber den dauerndsten Namen gemacht hat, ist die Herausgabe der „Nationalbibliothek sämmtlicher deutschen Classiker“. Er wußte für die Besorgung der Texte zum Theil so ausgezeichnete Kräfte zu gewinnen, daß z. B. die Goethe-Ausgabe dieser Sammlung, sowol durch ihre Textbehandlung als durch die [728] Reichhaltigkeit ihrer kritischen und sonstigen Beigaben bis jetzt für die sorgfältigste und vollständigste gelten darf. Die Vollendung der Nationalbibliothek sollte H. leider nicht mehr erleben. Neben diesen bedeutenden Verlagsunternehmungen aber verband er sich, hauptsächlich zu den Zwecken landwirthschaftlicher Litteratur, mit seinem Freunde Karl Wiegandt und nach dessen Tode mit Paul Parey; so entstand die Firma: Wiegandt, Hempel & Parey, die auch für ihn so gute Früchte trug, daß sie ihm die Mittel gewährte, sich in seiner Vaterstadt Waltershausen eine Villa zu bauen. H. war ein thätiger, umsichtiger Buchhändler, der das Bedürfniß des Augenblickes glücklich zu erkennen verstand. In politischen und religiösen Dingen war er ein Mann von gemäßigter Denkweise, stets dem Grundsatz huldigend, kein Wasser auszugießen, ehe man frisches habe. Er starb am 13. Januar 1877 zu Berlin, sein Geschäft in höchster Blüthe hinterlassend.

Vgl. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 1877. Nr. 29 u. 31.