Zum Inhalt springen

ADB:Hildebrandt, Johann Maria

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Hildebrandt, Johann Maria“ von Friedrich Ratzel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 50 (1905), S. 327–328, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hildebrandt,_Johann_Maria&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 12:45 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Hildebrand, Rudolf
Nächster>>>
Hilderich
Band 50 (1905), S. 327–328 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann Maria Hildebrandt in der Wikipedia
Johann Maria Hildebrandt in Wikidata
GND-Nummer 116804211
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|50|327|328|Hildebrandt, Johann Maria|Friedrich Ratzel|ADB:Hildebrandt, Johann Maria}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116804211}}    

Hildebrandt: Johann Maria H., Afrikaforscher, geboren am 19. März 1847 zu Düsseldorf, widmete sich zuerst dem Maschinenbau, bis der Verlust eines Auges infolge einer Explosion ihn zwang, einen anderen Beruf zu wählen. Er wurde Gärtner, ging 1872 als Sammler nach Arabien, von Aden nach Massaua, begleitete Munzinger nach Nordabessinien, besuchte 1873 den Assalsee und den Vulkan Pertale. Ausgeraubt kam er zur Küste, ging nach Aden und besuchte von da mit Hauptmann v. Kalckreuth das nördliche Somaliland, wo er bis zum Ahlgebirge gelangte, und machte von Sansibar Ausflüge am Wami und Kingani. Krankheit zwang ihn, 1874 nach Europa zurückzukehren. Ende 1875 ging er, unterstützt von der Berliner Gesellschaft für Erdkunde und der Afrikanischen Gesellschaft, von neuem an die Somaliküste, besuchte die Komoreninsel Johanna, und drang auf dem Weg zum Kenia bis Kitui vor, wo er infolge der feindseligen Haltung der Massai umkehren mußte. 1879 ging er im Auftrag derselben Gesellschaft nach Madagaskar, stellte an der Westküste die Umstände des Todes des jungen Bremer Reisenden Rutenberg fest, der 1878 bei Beravi ermordet worden war, drang ins Ambargebirge vor, und machte von Antananarivo aus mehrere Vorstöße in Centralmadagaskar. Nach mehreren heftigen Krankheitsanfällen starb er am 29. Mai 1881 in Antananarivo.

H. hat die Berliner Museen mit großen naturgeschichtlichen und ethnographischen Sammlungen bereichert, über die in den Fachzeitschriften von Bastian, Beyrich, Kersten u. A. berichtet worden ist; seine Erlebnisse und Beobachtungen hat er in Berichten niedergelegt, die leider niemals zu einem Ganzen vereinigt worden sind. Die wichtigsten derselben sind: „Ausflug in die nordabessinischen Grenzländer im Sommer 1872“ (Z. d. Berl. G. f. Erdkunde 1873); „Erlebnisse auf einer Reise von Massûa in das Gebiet der Afar und nach Aden“ und „Ausflug von Aden in das Gebiet der Wer Singelli-Somalen“ (ebd. 1875); „Naturhistorische Skizze der Comoro-Insel Johanna“ (ebd. 1876); „Von Mombassa nach Kitui“ (ebd. 1879); „Westmadagaskar“ und „Ausflug zum Ambergebirge in Nordmadagaskar“ (ebd. 1880); „Skizze zu einem Bild central-madagassischen Naturlebens im Frühling“ (1881). Reich an neuen Beobachtungen waren auch Hildebrandt’s Berichte über die Wakamba und ihre Verwandten und die Somali in der Berliner Zeitschrift für Ethnologie. Kleinere Aufsätze brachte besonders der „Globus“.

[328] Hildebrandt’s Reiseschilderungen zeichnen sich durch große Lebendigkeit, vielseitige Beobachtung, feines Naturgefühl aus. Wäre es H. vergönnt gewesen, seine Erlebnisse in einem Buche niederzulegen, so würden wir ihn zu den hervorragendsten Reisebeschreibern, Natur- und Völkerschilderern aus der classischen Zeit der deutschen Afrikalitteratur zählen. Seine besten Abschnitte erinnern an Schweinfurth. Leider sind diese weitzerstreuten Aufsätze und Abhandlungen viel zu rasch vergessen worden. Aber ein Juwel der Schilderungskunst, wie die „Skizze zu einem Bilde centralmadagassischen Naturlebens im Frühling“ darf nicht ganz in Vergessenheit gerathen. H., der auf seinen ersten Ausflügen nur unvollkommen für Messungen ausgerüstet gewesen war, hat auf der Keniareise und in Madagaskar werthvolle Messungen angestellt. Siehe darüber Kersten’s Bericht in der Berliner Zeitschrift 1879. Doch liegen seine besten Ergebnisse auf dem botanischen und ethnographischen Gebiet.

Nekrolog in den Geogr. Mittheilungen 1882. – Mittheilungen über seine Reisen in der Berliner Ztschr. f. Erdkunde, deren „Verhandlungen“ und dem „Globus“.