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ADB:Hoffory, Julius

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Artikel „Hoffory, Julius“ von Andreas Heusler in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 50 (1905), S. 424–425, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hoffory,_Julius&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 18:33 Uhr UTC)
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Hoffory: Johann Peter Julius H., zu Aarhus in Jütland am 9. Februar 1855 geboren, studirte 1873–78 in Kopenhagen allgemeine und nordische Sprachwissenschaft, setzte seine Studien, auf das litterargeschichtliche Gebiet übergreifend, in Berlin und Straßburg 1879–83 fort und wirkte seit 1883 als Lehrer der nordischen Philologie und allgemeinen Phonetik an der Berliner Universität. Schon nach sechs Jahren unterbrach körperliche und geistige Erkrankung seine Thätigkeit, und 1893 mußte der Unheilbare eine Anstalt in Westend bei Berlin aufsuchen. Dort trat der Tod am 12. April 1897 ein.

H. hat eine, trotz dem bescheidenen Umfang seiner Schriften, vielseitige und der Wissenschaft wie dem Litteraturleben ersprießliche Wirksamkeit geübt. Zu einer Zeit, als die vergleichende und germanische Sprachforschung in kräftigem Aufschwunge war, hatte H. von Meistern wie Vilhelm Thomsen, Konrad Gislason, Ludvig Wimmer und besonders auch im Austausche mit dem genialen Accentforscher Karl Verner die entwickelte Methode der Lautlehre und gründliche Kenntniß der altnordischen Sprachform erworben, wozu sich die starke Anregung der Brücke’schen Lautphysiologie gesellte. So konnte H. einerseits das planvolle Gebäude Brücke’s mit neuem Beobachtungsstoffe stützen und durch strengere Verfolgung der Grundgedanken berichtigen, anderseits in der nordischen Grammatik eine lebendigere, über die Schriftzeichen hinausdringende Behandlung der Lautprobleme zur Geltung bringen. Später widmete sich H., von Karl Müllenhoff mächtig angezogen, der Eddaforschung, vorzugsweise von der textkritischen und mythologischen Seite. Der ihm eigene Drang nach folgerichtiger Durchführung einfacher Gesichtspunkte, verbunden mit der angeborenen Fähigkeit des dichterischen Nachfühlens, führte hier zu stark persönlichen, mehr anregenden als abschließenden Arbeiten. Noch mehr als durch das gedruckte hat H. durch das mündliche Wort, als Lehrer, zu der Ausbreitung der altnordischen Studien in Deutschland beigetragen und dem Streben mehrerer Schüler die Richtung gewiesen. Auch den neueren Litteraturen [425] wandte H. seine scharfe Beobachtungsgabe zu. Eine Abhandlung über Holberg’s Komödien ruht auf einem technischen Verständniß dramatischer Dichtung, das sich auch an Franzosen und Spaniern geschult hatte. Mehr und mehr aber trat Henrik Ibsen bei H. in den Vordergrund. In den lebhaften litterarischen Kämpfen der 1880er Jahre würdigte H. in Ibsen den großen stilvollen Realisten, den Herzenskündiger ohne conventionelle Phrase, den Eroberer des heutigen bürgerlichen Lebens für das ernste Schauspiel. Als Uebersetzer und im persönlichen Umgang mit Männern der Presse und der Bühne wirkte H. erfolgreich für die Einbürgerung des Norwegers in Deutschland. Hierbei wie in seiner sonstigen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Stellung war es Hoffory’s dänische Herkunft und Geistesart zusammen mit seiner warmen Empfänglichkeit für das deutsche Wesen, was seinem kurzen Lebenslaufe die Prägung und die befruchtende Kraft verlieh.

Hoffory’s Abhandlungen namentlich im Arkiv for nordisk Filologi 1 u. 2, Kuhn’s Zeitschr. 23. 25, Zs. f. d. A. 22. 26, Gött. gel. Anz. 1884; „Professor Sievers und die Principien der Sprachphysiologie. Eine Streitschrift“, Berlin 1884; „Dänische Schaubühne“ (mit Paul Schlenther), Berlin 1888; die Aufsätze zur Edda gesammelt u. d. T. „Eddastudien“, Berlin 1889. In der von H. begründeten „Nordischen Bibliothek“ rühren von ihm selbst her die Uebersetzungen von Ibsen’s „Frau vom Meere“ und Edv. Brandes’ „Besuch“.

Nekrologe Hoffory’s boten: Henning in den Acta Germanica 1898, Heusler im Arkiv 14, R. M. Meyer im Goethe-Jahrbuch 19, Pniower im Magazin f. Litteratur 1897, Ranisch im Biogr. Jahrb. 2.