ADB:Homberg, Herz

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Artikel „Homberg, Herz“ von Adolf Brüll in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 38–39, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Homberg,_Herz&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 11:11 Uhr UTC)
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Homberg: Herz H., Pädagog und Bibelforscher, geb. im September 1749 in Lieben bei Prag, † am 23. Aug. 1841 in Prag. Seine Eltern, die 1756 nach Prag übersiedelten, widmeten ihn frühzeitig dem Talmudstudium, in welchem er bald so bedeutende Fortschritte machte, daß er schon in seinem zehnten Lebensjahre die talmudischen Vorlesungen des R. Ezechiel Landau[WS 1] besuchen [39] konnte. Erst im Alter von 18 Jahren war es ihm möglich, sich mit der deutschen Sprache bekannt zu machen und zwar hatte ihm ein Zufall Wolf’s Mathematik zugeführt, aus welchem Buche er das Rechnen erlernte, indem er zugleich dasselbe zu deutschen Leseübungen benutzte. In Hamburg, wo er nach vorübergehendem Aufenthalte in Breslau und Berlin sich niedergelassen, wurde er durch die Lecture von Rousseau’s Emil auf den Gedanken gebracht, sich mit der Erziehungswissenschaft zu beschäftigen, auf deren Felde er zeitlebens thätig war. 1776 berief ihn Mendelssohn nach Berlin, wo er sechs Jahre hindurch die Erziehung seiner Kinder leitete. Als Kaiser Joseph II. das Toleranzedict für die Juden erließ (1782), kehrte H. nach Oesterreich zurück, wo er, nachdem er vorläufig in Wien keinen Wirkungskreis gefunden hatte, zunächst in Görz seinen Aufenthalt nahm. Im J. 1784 wurde er zum Aufseher der jüdischen Schulen in Galizien mit dem Sitze in Lemberg ernannt, in welcher Stellung er bis zum J. 1806 verblieb. Sein Austritt aus derselben war nicht sehr rühmlich. Er lebte nun in Wien in ärmlichen Verhältnissen: seine Glaubensgenossen hatten wegen der Verbindungen, die er mit der Staatsregierung unterhielt, ein gewisses Mißtrauen gegen ihn gefaßt. Gesetzentwürfe, die er im Auftrage der Regierung verfaßte, wie z. B. ein Censurgesetz (1811), waren eben nicht geeignet, ihn bei denselben beliebt zu machen; auch erfreuten sich seine Religionslehrbücher keines besonderen Beifalls. Aus letzterem Grunde wurde ihm die Stelle eines jüdischen Religionslehrers in Wien, obzwar Kaiser Franz II. sie ihm zugedacht hatte, nicht ertheilt. Vom J. 1818 bis zu seinem Tode lebte er als Censor hebräischer Bücher und Schulaufseher in Prag. Seine hebräischen Adnotationen zum Pentateuch („Hakorem“, verfaßt 1816) konnten zwar bei Kennern keinen sonderlichen Beifall finden (vgl. Reggio, Briefe, Thl. I. S. 13–19), doch sind sie von größerem Werthe als seine sonstigen Schriften.

Biographie in Fränkel’s Sulamit, III. 1, S. 258–64 (wo 1759 als Geburtsjahr angegeben ist); Kayserling, Moses Mendelssohn, S. 310–15; Wurzbach, Biogr. Lexikon; Wolf, Gesch. d. Juden in Wien, S. 120–25; Jost’s Annalen, 3, Jahrg., S. 300.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Ezechiel Landau (1713–1793), Talmudgelehrter und Oberrabbiner in Prag.