ADB:Homberg, Tinette

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Artikel „Homberg, Tinette“ von Moritz Blanckarts in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 39–40, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Homberg,_Tinette&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 20:03 Uhr UTC)
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Homberg: Tinette H., Schriftstellerin, geb. am 16. September 1797 zu Eupen im preußischen Regierungsbezirk Aachen, † am 22. August 1877 in Düsseldorf. Ihr Vater besaß eine blühende Tuchfabrik. Die unglücklichen Kriegsjahre aber führten 1812 seinen Bankerott herbei und dies veranlaßte H., sich zur Lehrerin auszubilden. Im J. 1815 erhielt sie bereits eine Anstellung in einem Mädcheninstitut, die sie bis 1824 behielt, um dann als Erzieherin zu einer reichen Familie nach Holland zu gehen, wo sie zwei Jahre blieb. Diese Familie stellte ihr darauf bereitwillig die Mittel zur Verfügung, in Crefeld eine selbständige Erziehungsanstalt zu gründen. Obschon die ideale Seite dieser Aufgabe H. sehr befriedigte, so erkannte sie doch bald, daß sie der praktischen nicht erfolgreich genügen könnte, und deshalb löste sie 1835 die Anstalt wieder auf. Seitdem wohnte sie bei einer befreundeten Familie erst in Emmerich und seit 1849 in Düsseldorf. Als Schriftstellerin trat sie zuerst 1836 mit einem echt religiösen Buch „Christliche Ermunterungen“ auf, dem sie 1839 eine „Sittlich-ästhetische Abhandlung über Sophokles Antigone für das Weibliche Geschlecht“ folgen ließ. Eine Broschüre „Ueber die sogenannte Emancipation der Frauen“ und eine sehr werthvolle „Mythologie der Griechen und Römer“ bewiesen immer deutlicher die Klarheit und Schärfe ihrer Anschauungen, und ihre „Biographie berühmter Griechen“ (2 Bde., 1840) fand solche Anerkennung, daß sie sogar vielfach als Lehrmittel benutzt wurde. Die „Griechischen Heroensagen“ (1841) standen derselben an Werth und Erfolg nicht nach. Darauf ließ sie rasch hinter einander folgende Uebersetzungen erscheinen: „Irländische Erzählungen von F. E. Hall“ [40] (1841); „Leben Gustav Adolfs“ (1842) und „Erzählungen aus der schwedischen Geschichte“ (2 Bde. 1843), beide aus dem Schwedischen nach Andreas Fryxell; „Akademische Schul- und Kirchliche Reden von Esaias Tegnér, dem Dichter der Frithjofssage“ (1844) und „Helene Cameron, aus dem Englischen des E. Rankin“ (1844). Aber schon 1844 trat sie wieder mit einem eigenen Werk hervor: „Gedanken über Erziehung und Unterricht, besonders des weiblichen Geschlechts, und über weibliche Erziehungsanstalten“ (Berlin), einem ihrer besten Bücher, welches Diesterweg sowol in der ersten wie auch in der zweiten verbesserten Auflage (1862) mit einer warm empfehlenden Einleitung versah. Ein Lesebuch für Kinder „Erzählungen aus der Geschichte der Menschen“ (1846) und „Der Cid, Geschichte für Jung und Alt“ waren dann die Vorläufer der beiden höchst verdienstvollen Werke „Geschichte der schönen Litteratur der Deutschen für Frauen“ (1852) und „Gedanken über das wahre Glück“ (1869), denen sich als letzte gedruckte Arbeit „Auch ein Beitrag zur heutigen Frauenfrage“ (1872) anschloß. H. besaß einen philosophisch gebildeten Geist, der, nach immer größerer Klarheit ringend, ihren Schriften nachhaltigen Werth verleiht.