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ADB:Hugo von Flavigny

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Artikel „Hugo von Flavigny“ von Wilhelm Wattenbach in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 319–320, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hugo_von_Flavigny&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 21:06 Uhr UTC)
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Hugo von Flavigny, der Verfasser einer sehr wichtigen Chronik, gehört zu den Männern, welche von dem Investiturstreit am schwersten betroffen sind. Geb. 1064 in oder bei Verdun, wurde er im dortigen Kloster St. Vannes unterrichtet und endlich Mönch daselbst; damals eifriger Gregorianer, folgte er 1085 [320] seinem Abte, als dieser von dem kaiserlich gesinnten Bischof von Verdun bedrängt, sein Kloster verließ, und trat zu dem Abt Jarento von Dijon und Erzbischof Hugo von Lyon, Hauptführern der Gegner, in ein vertrautes Verhältniß. Jarento nahm ihn 1096 mit auf seiner Mission nach der Normandie und England, und bei dieser Gelegenheit wurden ihm zuerst die üppigen Sitten der hohen Prälaten bekannt und die Macht des Geldes selbst bei den höchsten kirchlichen Würdenträgern. In höherem Maaße noch lehrte ihn, als er in demselben Jahre Abt von Flavigny im Sprengel von Autun wurde, die eigene Erfahrung, wie weit sich die Worte der Vorkämpfer kirchlicher Reform von ihren Thaten entfernten, wie selbst die päpstliche Curie und die Legaten käuflich waren. Von seiner Abtei 1099 verdrängt, wandte er sich endlich ganz der kaiserlichen Partei zu, im Jahr 1111 gab ihm der kaiserlich gesinnte Bischof von Verdun, wie es scheint, die Abtei St. Vannes, welche er aber nur drei Jahre behaupten konnte; vielleicht hat er dort noch um 1140 als Mönch gelebt. Mit Ausnahme dieser letzten unsichern Nachrichten beruht unsere Kenntniß von ihm nur auf seiner Chronik, von welcher sich glücklicher Weise das Original erhalten hat, voll von Aenderungen und Zusätzen, welche von seiner unablässigen Sorgfalt zeugen, alle ihm zugänglich gewordenen Nachrichten einzutragen. Er begann mit Christi Geburt, geht aber über die erste Zeit rasch fort und verweilt vorzüglich bei der Geschichte Lothringens, besonders der kirchlichen, immer ausführlicher, je mehr er seiner Zeit sich nähert. Außer vielen uns bekannten Quellen hat er auch andere uns verlorene benutzt, und eine große Anzahl wichtiger Briefe und Actenstücke uns aufbewahrt. Zumal für die Zeit und Wirksamkeit Gregors VII. ist sein Werk von großer Bedeutung und ein lebendiger Spiegel der nächstfolgenden Zeit. Leider reicht die Chronik nur bis 1102. An Composition und eigentlicher Verarbeitung des massenhaften Stoffes fehlt es durchaus, aber die Nachrichten sind zuverlässig und werthvoll.

R. Koepke, Die Quellen der Chronik des Hugo von Flavigny in Pertz’s Archiv IX, 240–292. Ausg. von Pertz, Mon. Germ. SS. VIII, 288–502.