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ADB:Hävernick, Heinrich Andreas Christoph

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Artikel „Hävernick, Heinrich Andreas Christoph“ von Gustav Moritz Redslob in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 11 (1880), S. 118–119, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:H%C3%A4vernick,_Heinrich_Andreas_Christoph&oldid=- (Version vom 20. November 2024, 10:29 Uhr UTC)
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Hävernick: Heinrich Andreas Christoph H., evangelischer Theologe, geboren am 29. December 1811 zu Kröpelin in Mecklenburg-Schwerin, wo sein Vater Propst war, † am 19. Juli 1845. Von dem Vater, der zugleich ein tüchtiger Philologe war, bis zur Unterprima vorbereitet, kam er Ostern 1825 nach Schwerin auf das Gymnasium Fridericianum, bezog sodann Michaelis 1827 die Universität Leipzig, wo er neben der Theologie auch philologische Studien betrieb, und Michaelis 1828 die Universität Halle, wo er sich mit Vorliebe der alttestamentlichen Wissenschaft und den semitischen Sprachen widmete. In dem zu jener Zeit heftig entbrannten Streite der rationalistischen und der orthodoxen Schule trat H. auf die Seite der letzteren und schloß sich namentlich Tholuck näher an. Peinliches Aufsehen erregten damals die 1830 gegen die Hallenser Professoren Gesenius und Wegscheider seitens der Hengstenberg’schen Kirchen-Zeitung gerichteten Anfeindungen. H. wurde in diese Angelegenheit insofern verflochten, als die Anklagen zum Theil den Collegienheften Hävernick’s und eines Commilitonen entnommen waren, ein Umstand, den man von gegnerischer Seite H. nie hat verzeihen können und für den er noch in späteren Jahren viel hat leiden müssen. Ostern 1830 besuchte er noch die Universität Berlin, wo er in nähere Verbindung mit Hengstenberg trat und in dessen Geiste zu wirken sich entschied. Daselbst wurde er 1831 Licentiat der Theologie und Doctor der Philosophie. Nach Abschluß seiner Studien wurde er 1832 auf Hengstenberg’s und Tholuck’s Empfehlung als Professor nach Genf an die von der Société évangélique de Genève begründete École de théologie berufen. Hier gab er im Vereine mit Steiger die „Mélanges de théologie réformée“, 2 Hefte, 1833–34, heraus. Da ihm seine Stellung in Genf auf die Dauer nicht behagte, kehrte er 1834 nach Deutschland zurück, und habilitirte sich, unterstützt von der Erbgroßherzogin Auguste von Mecklenburg-Schwerin, um Michaelis desselben Jahres in der theologischen Facultät zu Rostock, nicht ohne heftigen Widerstand von verschiedenen Seiten, auch innerhalb der eigenen Facultät, zu finden. Ueber seine Disputation, welche damals wegen der bei ihr zum Ausdrucke gekommenen schroffen Gegensätze viel Aufsehen erregte, und seine Habilitationsschrift („De kabbalistica, quae Apocalypsi inesse dicitur, forma et indole“) s. die gegnerisch gehaltenen Artikel in Zimmermann’s Allgem. Kirchen-Zeitung, 1835, I. Nr. 35, und in Röhr’s Krit. Prediger-Bibliothek, Bd. 16, [119] S. 78. Im J. 1837 wurde H. daselbst zum außerordentlichen Professor der Theologie ernannt, auch fungirte er als Prediger an der Klosterkirche. Von der Universität Erlangen wurde er zum Doctor der Theologie honoris causa promovirt. 1841 erhielt er einen Ruf als ordentlicher Professor der Theologie nach Königsberg. Hier hatte er schwere Kämpfe durchzumachen und viele Anfeindung zu erleiden. In der Facultät stand er mit seiner Richtung vereinsamt (namentlich an v. Lengerke fand er einen entschiedenen Gegner) und auch außerhalb derselben war die allgemeine, damals politisch gereizte Stimmung Königsbergs gegen ihn. Auch die Studentenschaft zeigte ihre Abneigung durch erregte Demonstrationen und machte ihm anfangs eine akademische Wirksamkeit unmöglich. Später schwand das Vorurtheil gegen ihn mehr und mehr, sodaß seine Stellung allmählich eine erfreulichere wurde und seine Thätigkeit Anerkennung fand. Doch mochten diese widrigen Verhältnisse, unter denen er schwer litt, die Veranlassung gewesen sein, daß er frühzeitig an einem Herzleiden bedenklich erkrankte. Zu seiner Wiederherstellung reiste er im Juni 1845 nach Berlin, wo er sich einer schmerzhaften Operation unterwarf, und von dort zum Besuche seiner Verwandten in seine Heimath. Er starb indessen bald nach seiner Ankunft in Neustrelitz am 19. Juli desselben Jahres. – H. war im Vereine mit Hengstenberg einer der Hauptvertreter der Orthodoxie seiner Zeit und ist von großem Einflusse auf die Entwickelung dieser Richtung gewesen. Seine Stellung auf alttestamentlichem Gebiete bezeichnet den Gegensatz und die Reaction gegen die seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts herrschend gewordene dogmatisch und traditionell ungebundenere Kritik und vorwiegend grammatisch-historische Auslegung, welcher letzteren gegenüber er den religiösen und theologischen Gesichtspunkt mehr geltend machte. Seine exegetischen Schriften sind: „Commentar über das Buch Daniel“, 1832. „Neue kritische Untersuchungen über das Buch Daniel“, 1838. „Commentar über den Propheten Ezechiel“, 1843. Grundlegende Bedeutung im Sinne der streng positiven Richtung hat er für die Einleitungswissenschaft erlangt durch eine neue Durcharbeitung der älteren überlieferungsmäßigen Auffassungen in seinem „Handbuch der historisch kritischen Einleitung in das alte Testament“, Th. 1. 2. 1836–39, Th. 3 ausgearbeitet von C. F. Keil 1849, 2. Aufl. Th. 1 von Keil 1854–56. Seine „Vorlesungen über die Theologie des alten Testaments“ wurden erst nach seinem Tode 1848 von H. A. Hahn, eine zweite Auflage derselben 1863 von Herm. Schultz herausgegeben.

Vgl. Evangel. Gemeindeblatt (Königsberg), 1846, Nr. 35. 36. Conversations-Lexikon der neuesten Litteratur-, Völker- und Sittengeschichte, Bd. 2, S. 2. Zeitblatt für die evang.-luther. Kirche Mecklenburgs, 1849, Nr. 24. 25. 28.