Zum Inhalt springen

ADB:Jeetze, Joachim Christoph von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Jeetze, Joachim Christoph von“ von Ernst Friedländer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 751–753, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Jeetze,_Joachim_Christoph_von&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 19:32 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Jeetze, Joachim von
Nächster>>>
Jegher, Christoffel
Band 13 (1881), S. 751–753 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Joachim Christoph von Jeetze in der Wikipedia
Joachim Christoph von Jeetze in Wikidata
GND-Nummer 136270999
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|13|751|753|Jeetze, Joachim Christoph von|Ernst Friedländer|ADB:Jeetze, Joachim Christoph von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=136270999}}    

Jeetze: Joachim Christoph v. J. Ein preußischer Soldat vom Scheitel bis zur Sohle, ein Kriegsmann, der vom zarten Jünglingsalter an ein langes beinahe 80jähriges Leben hindurch auf einem großen Theil der Schlachtfelder, wo preußische Soldaten kämpften, Lorbeeren gepflückt und unter drei Königen preußische Tapferkeit und Soldatentreue bewährt hat, bis der Marschallstab [752] seinen Händen entsank. – J. wurde seinen Eltern Joachim Parum v. J. und Dorothea Elisabeth v. Vinzelberg am 16. Septbr. 1673 zu Hohenwulsch in der Altmark geboren. Nachdem er am Hofe des großen Kurfürsten seit 1686 als Page fungirt hatte, trat er nach dem Tode des Landesherrn beim Regiment Markgraf Philipp ein, in welchem er nach den Belagerungen von Rheinberg, Kaiserswerth und Bonn Fähnrich und nach tapferer Betheiligung an den darauf folgenden kriegerischen Begebenheiten im J. 1693 Secondelieutenant und 1697 Premierlieutenant wurde. Im spanischen Erbfolgekriege stand J. 1702 bei den Belagerungstruppen von Kaiserswerth, Venloo und Roermonde, wo er zum Stabscapitän avancirte, im J. 1703 sodann vor Rheinberg und Geldern und wurde 1704 in der Schlacht bei Höchstedt schwer verwundet. Die in den Unterleib gedrungene Kugel konnte damals nicht gefunden und entfernt werden, so daß J. dieselbe sein Leben lang im Körper behielt. Indessen sehen wir ihn schon im folgenden Jahre (1705) bei der Armee in Italien, finden ihn in der Schlacht von Cassano, 1706 bei Turin, 1707 in der Provence bei der Einschließung von Toulon, 1708 in der Dauphiné vor Exilles und Fenestrelles, 1709 in Savoyen, und auf allen diesen Kriegszügen ist er bei einer langen Reihe kleinerer Gefechte betheiligt. Vor dem Beginn der Campagne von 1708 hatte er sich (am 13. Mai) mit Dorothea Sophie v. Borstell verheirathet. Im J. 1712 kurz vor dem Utrechter Frieden wurde er Major und als solcher befehligte er bei der Belagerung von Stralsund (1715), wo er zum Oberstlieutenant ernannt wurde. Am 15. Juni 1719 zum Oberst befördert, ward er zugleich zum Finkenstein’schen Regiment (dem jetzigen 3. ostpreuß. Grenadier-Reg. Nr. 4) versetzt. Im J. 1732 wurde J. Chef des Regiments v. Thiele, welches von nun an seinen Namen führte und seit dem 7. Juni 1808 in dem heutigen Colberg’schen Grenadier-Regiment (2. pommerschen) Nr. 9 aufgegangen ist. An der Spitze seines Regiments wohnte J. dem Feldzuge am Rhein bei und wurde am 15. Januar 1737 Generalmajor. – Lag so eine reiche und lange Schule des Krieges hinter unserm Helden, so sollte er sich nun unter dem großen König als Meister und Truppenführer bewähren. Gleich beim Beginne des ersten schlesischen Krieges steht J. im Felde vor Glogau und Namslau, commandirte in der Schlacht bei Mollwitz den linken Flügel des ersten Treffens, wies daselbst entscheidend die feindliche Reiterei ab und marschirte dann mit seinem Regiment zur Belagerung vor Brieg. Seine bedeutenden Verdienste hierbei wurden vom König durch die Beförderung zum Generallieutenant und durch Verleihung des schwarzen Adlerordens anerkannt und belohnt, auch ernannte er J. zum Gouverneur von Peiz und Amtshauptmann von Wollmirstädt und Wansleben. Bei Chotusitz (17. Mai) commandirte J. ein Corps, verlor in der Schlacht ein Pferd unter dem Leibe, blieb lange Zeit unter den Gefallenen liegen, als feindliche Reiterei über Lebendige und Todte hinwegjagte, kam aber unverwundet und zeitig genug bei seinen Truppen wieder an, um den Feind zu verfolgen, wozu ihm der König ein Pferd schickte. Die Campagne von 1744 führte J. vor Prag. Am 19. Januar 1745 wurde er General der Infanterie, focht als Corpscommandeur bei Habelschwerdt, Hohenfriedberg und besonders bei Soor und beschloß mit dieser glänzenden Waffenthat seine kriegerische Laufbahn; doch hatte er noch die Freude, sein Regiment auf einem anderen Kriegsschauplatz, bei Kesselsdorf, in ganz hervorragender Weise betheiligt zu sehen. Das Regiment erstürmte Kesselsdorf, eroberte daselbst 20 Kanonen, 4 Mörser, eine Fahne, ein Paar Pauken und entschied damit die Schlacht. Sein Verlust betrug 16 Offiziere und 359 Mann. – Am 26. Mai 1747 wurde J. Generalfeldmarschall und starb am 11. September 1752 zu Potsdam, wohin ihn der König entboten hatte.

[753] Pauli, Leben großer Helden, IX. S. 167. – Biograph. Lexikon etc., II. S. 198. – v. Orlich, Schles. Krieg, II. S. 334. – Polit. Correspondenz Friedrichs d. Gr., II. S. 168 u. 171. – Alt, Das königl. preuß. stehende Heer, I. S. 128.