ADB:Kaiser, Johann Anton
Erscheinungsbild
Kaiser: Johann Anton K., Dr. med., geb. 1792 zu Gambs im derzeitigen Kanton St. Gallen, bezog im J. 1809 zur Vollendung seiner Vorstudien die höhere Lehranstalt in St. Gallen und hierauf die Universität Freiburg i. Br., wo er sich von 1811 an dem Studium der medicinischen Wissenschaften widmete. Nach einem kürzeren Aufenthalt in Wien promovirte er 1816 in Landshut, wo er zum Gegenstande seiner Inauguraldissertation als Thema „die Volksmedicin“ wählte. Vom Stifte Pfävers zum Bade- und Klosterarzt ernannt, nahm er seit dem Jahre 1818 seinen Sitz in Chur, von wo aus er bis an sein Lebensende die Stelle eines Kurarztes, zuerst in Pfävers, später im Hofe Ragaz, besorgte. In dieser seine Wirksamkeit allseitig in Anspruch nehmenden Stellung verfaßte er schon 1827 seine Schrift „Ueber die Heilquellen von Pfävers“, welche noch 1833 und 1843 in neuen Auflagen erschien. Diese gründliche und in edler Popularität abgefaßte Abhandlung war es hauptsächlich, durch welche sich der europäische Ruf der Therme von Pfävers je länger je höher hob. Ebenso gründete er im Einverständniß mit der Klosterverwaltung die noch jetzt bestehende Bade-Armenanstalt, durch deren Mittel es auch ganz armen Kranken ermöglicht wird, die Heilkräfte der Therme zu benutzen. Neben jener Hauptschrift erschienen von ihm außerdem noch Abhandlungen „Ueber die bünderischen Sauerbrunnen“, 1826 und „Die Heilquellen von Tarasp“, 1847. Im J. 1827 trat er in den graubündnerischen Sanitätsrath ein, nachdem er sich in diesem Kanton eingebürgert hatte und verblieb Mitglied dieser Behörde bis an sein Lebensende. Als solches verbesserte er die Medicinalorganisation und förderte das Impfungswesen. Ein weiteres Feld seiner öffentlichen Thätigkeit bildete das Volksschulwesen, das er durch Stiftung eines katholischen Volksschulvereins wesentlich förderte, daher er denn später in den neu geschaffenen Erziehungsrath eintrat. Seine Stellung brachte es mit sich, daß er in den über der neuen staatlichen Verwaltung des gesammten Schulwesens entstandenen Reibungen der geistlichen und weltlichen Autoritäten stets einen vermittelnden Standpunkt innehielt. Ebenso nahm er auch das kantonale Armenwesen in den Bereich seiner Wirksamkeit auf, und schuf als bleibendes Denkmal seines ebenso humanen wie praktischen Sinnes die kantonale Zwangsarbeitsanstalt, welche auf die Besserung arbeitsscheuer, vagirender und dem Trunke ergebener Personen einzuwirken sucht. Er starb nach kurzer Krankheit am 19. Februar 1853.
- Nekrolog im bündn. Monatsblatt, Jahrgang 1853, von Professor Peter Kaiser.
Kind.