Zum Inhalt springen

ADB:Kaltenbach, Johann Heinrich

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Kaltenbach, Johann Heinrich“ von Friedrich Haagen in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 41–42, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kaltenbach,_Johann_Heinrich&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 19:48 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Kalteisen, Heinrich
Band 15 (1882), S. 41–42 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann Heinrich Kaltenbach in der Wikipedia
Johann Heinrich Kaltenbach in Wikidata
GND-Nummer 121488136
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|15|41|42|Kaltenbach, Johann Heinrich|Friedrich Haagen|ADB:Kaltenbach, Johann Heinrich}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=121488136}}    

Kaltenbach: Johann Heinrich K., wurde am 30. Octbr. 1807 in Köln geboren und starb am 20. Mai 1876 in Aachen als Jubilarlehrer an der dortigen Realschule erster Ordnung. Zum Elementarlehrer herangebildet, war er als solcher zuerst in Hastenrath, einem Dorfe im Kreise Jülich, dann an der Karlsschule in Aachen thätig. Der Ruf seiner ungewöhnlichen Befähigung und seiner pädagogischen Tüchtigkeit veranlaßte den Director der Aachener höheren Bürgerschule – heutigen Realschule erster Ordnung, Dr. Kribben, ihn der Behörde als Lehrer der Elementarfächer an der von ihm geleiteten Schule vorzuschlagen. In dieser [42] Stellung hat er vom Herbste 1837 bis zu seinem Tode segensreich gewirkt. In seinem zurückgezogenen Leben war er unablässig an der Weiterbildung zu seinem Beruf beschäftigt und widmete seine Muße hauptsächlich der Botanik und den Naturwissenschaften überhaupt. Als Mitglied der Gesellschaft für nützliche Wissenschaften in Aachen und als Lehrer hat er im Verein mit Gleichstrebenden nicht wenig dazu beigetragen, den Sinn für Naturwissenschaften in Aachen zu wecken und zu fördern. Er war Mitglied verschiedener gelehrter Gesellschaften und unterhielt mit namhaften Naturforschern brieflichen Verkehr. Mehrere Jahre hindurch widmete er seine nicht durch Berufspflichten in Anspruch genommene freie Zeit der Durchforschung des an botanischen, geologischen und entomologischen Schätzen so reichen Regierungsbezirkes Aachen. Als Frucht dieser Studien schrieb er zunächst die Flora des Aachener Beckens mit seinen nahe an 800 Phanerogamen in zwei Abtheilungen als wissenschaftliche Abhandlung zu dem Programm der Aachener Bürgerschule der Jahre 1843 und 1844, dann in erweitertem Rahmen sein auf streng wissenschaftlicher Grundlage beruhendes Werk über den ganzen Regierungsbezirk Aachen, das 1850 erschien, und welches er einen Wegweiser für Lehrer, Reisende und Freunde der Heimathkunde nennt. In dem Werke, welchem eine kleine Karte des Regierungsbezirkes beigegeben ist, weist er vielfach auf die große Schürmann’sche Karte hin. Ein Personenregister neben dem Ortsverzeichniß würde den reichen Inhalt mehr hervortreten lassen und die Benutzung bedeutend erleichtern. Neben eingehenden Mittheilungen über Klima, Bodenverhältnisse, Produkte, Charakter und Beschäftigung der Bewohner der verschiedenen Kreise des Regierungsbezirks, die der Verfasser auf seinen vielen Wanderungen durch denselben machte, enthält das Werk werthvolle historische Erörterungen über die Städte, Ortschaften, Burgen, Adelssitze, genealogische Notizen, Notizen über Gaue, über kirchliche Verhältnisse früherer Jahrhunderte und der Jetztzeit. Wie K. in der Vorrede zu seinem „Wegweiser“ erklärt, verdankt er das Historische dem 1858 verstorbenen Oberregierungsrath Ritz in Aachen, der rühmlichst bekannt ist als Forscher und als Beförderer der Herausgabe der Monumenta historica Germaniae. Seine Forschungen waren schon in v. Ledebur’s Archiv abgedruckt. Kaltenbach’s Wegweiser ist nebst Reinick’s Statistik vom J. 1865 das Beste, was über den Aachener Regierungsbezirk geschrieben worden ist. Für den ihm obliegenden Unterricht in der Geographie schrieb K. den Leitfaden „Naturgemäßer Unterricht in der Erdkunde“, der auch für schon reifere Schüler viel Lehrreiches enthält. Wie in allem, was er lehrte, war er auch hier vollständig Herr seines Lehrstoffes. Sein Unterricht war auch für weniger begabte Schüler fesselnd und anschaulich. Mit der Kreide zeichnete er ihnen Erdtheile, Länder, Gebirgszüge, Flußgebiete, Städte etc. an die Schultafel und machte den Schülern diesen Unterricht meist zum Lieblingsunterricht. Die Naturgeschichte war indessen seine Lieblingsbeschäftigung. Er schrieb eine Monographie der Pflanzenläuse und sein Hauptwerk „Die Pflanzenfeinde aus der Klasse der Insecten“. Der sonst rüstige Mann mußte in den letzten Jahren seines Lebens wiederholt wegen Kränklichkeit auf längere Zeit seine Amtsthätigkeit einstellen, bis er am 20. Mai 1876 einem Schlaganfall erlag. In dem Programm der Realschule des Jahres 1877 gab Director Prof. Dr. Hilgers, Nachfolger Dr. Kribben’s, dem Verstorbenen das Zeugniß: „Er zeigte einen bewundernswerthen Arbeitseifer und opferte seinen Studien, Forschungen und Amtsobliegenheiten Gesundheit und Leben.“