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ADB:Kirchner, Konrad Maximilian

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Artikel „Kirchner, Konrad Maximilian“ von Hermann Dechent in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 51 (1906), S. 180–181, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kirchner,_Konrad_Maximilian&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 01:34 Uhr UTC)
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Kirchner: Konrad Maximilian K., Dr. theol. und phil., luth. Stadtpfarrer und Consistorialrath in Frankfurt am Main, besonders als Liederdichter bekannt geworden. Er war geboren zu Frankfurt am 11. Januar 1809. Sein Vater war gleichfalls Geistlicher – es war der auf dem Gebiete der Localgeschichte hervorragende und um das Schulwesen verdiente luth. Pfarrer Anton Kirchner (siehe den Art.). Seine Jugend fiel in die Tage, in welchen die Vaterstadt ihre Selbständigkeit nach hartem Drucke wieder erhielt und nach den schweren Kriegszeiten sich zu neuer Blüthe erhob. Im Gymnasium zeichnete er sich durch Begabung und Fleiß vor seinen Mitschülern aus und bezog sehr früh schon die Hochschule, um sich dem Studium der Theologie zu widmen. Zweiundeinhalb Jahre studirte er in Halle, einundeinhalb Jahre in Berlin. Nach wohlbestandener Prüfung und Erwerb der philosophischen Doctorwürde entfaltete er von 1832–33 eine kurze akademische Thätigkeit als Privatdocent zu Jena, wurde aber bald nach der Vaterstadt zurückberufen, um mit 25 Jahren – ein damals sehr seltener Fall – ein städtisches Pfarramt zu übernehmen. Neun Jahre lang hat er in Sachsenhausen an der Dreikönigskirche [181] gewirkt; 1842 wurde er an die Weißfrauenkirche versetzt, in der er bis zur Emeritirung predigte. Später wurde er in das lutherische Consistorium berufen und erhielt die theologische Doctorwürde.

Von seinem äußeren Leben ist nicht viel zu berichten – er ist nicht in den Ehestand getreten, sondern hat mit seinen Geschwistern ein fast einsames Dasein geführt – aber sein Innenleben war ungemein reich, und trotz seiner Zurückgezogenheit hat er in seinen durch formvollendete Sprache ausgezeichneten Predigten viel Lebenserfahrung dargeboten. So war es begreiflich, daß sich bis zuletzt ein großer Kreis um den auch als Mensch hochgeachteten Geistlichen sammelte. Viele seiner Reden liegen gedruckt vor und beweisen, wie fein der stille Mann seine Zeit zu beobachten und alle Ereignisse in das Licht der Ewigkeit hinzustellen wußte. In solchem Sinne hat er u. a. die deutschkatholische Bewegung und die wechselnden Begebenheiten der bewegten Jahre 1848 und 49 auf der Kanzel besprochen. Seine geistvolle Art hat auch manche, die dem kirchlichen Leben ferner standen, zurückgeführt und dauernd festgehalten. Einer kirchlichen Partei hat er sich nie angeschlossen – am nächsten stand er innerlich der Vermittlungstheologie – doch hat er entschiedener als die meisten Männer dieser Richtung die Freiheit der Forschung vertreten. Von seinem tieffrommen Gemüthsleben legen besonders seine Andachtsbücher Zeugniß ab: „Das heilige Abendmahl, ein Communionbuch“; „Ich weiß, an wen ich glaube, Stimmen des Lebens in evanglischen Liedern“; „Ich und mein Haus wollen dem Herrn dienen, ein Erbauungsbuch für christliche Familien“ – alle im Sauerländer’schen Verlage erschienen. Aus dem Nachlaß gesammelt durch seinen Amtsgenossen Völcker erschienen „Predigten und geistliche Lieder“ (bei Zimmer 1875). Wenn auch Kirchner’s Lieder nicht in großer Zahl in Gesangbüchern Aufnahme gefunden haben, wozu sie sich ihrer vielfach reflectirenden Art wegen weniger eignen, so haben sie doch durch ihre poetische Schönheit, sowie durch ihren Gedankenreichthum viele Freunde gefunden und sind manchem treue Begleiter auf dem ganzen Lebenswege geworden. Von Kind auf schwächlich und in den letzten Lebensjahren oft leidend, hat K. sein Amt dennoch bis in die Tage des Alters bekleidet. Nach kurzem Ruhestande ist er am 17. September 1874 abgerufen worden.

Vgl. Worte der Erinnerung von Senior D. Steitz. Frankfurt 1874 (als Manuscr. gedruckt); ferner einen Artikel von Dechent im Frankfurter Kirchenkalender 1906.