ADB:Klinggräff, Karl Julius Meyer von

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Artikel „Klinggräff, Karl Julius Meyer von“ von Ernst Wunschmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 193–194, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Klinggr%C3%A4ff,_Karl_Julius_Meyer_von&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 23:55 Uhr UTC)
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Klinggräff: Karl Julius Meyer v. K., geb. am 23. April 1809 auf dem Gute Kl. Watkowitz im Kreise Stuhm, † am 26. März 1879 auf Paleschken bei Nikolaiken in Westpreußen, war der Sohn des Gutsbesitzers und königl. preuß. Hauptmanns Karl Heinrich v. Klinggräff. Zunächst durch Privatunterricht, später auf den Gymnasien zu Elbing und Königsberg vorbereitet, bezog K. im J. 1828 die Universität Königsberg, um Medicin zu studiren. Mit großem Eifer widmete er sich neben seinen Fachstudien der Botanik, für die er, angeregt durch den belebenden Unterricht des Professors E. Meyer in Königsberg, schon früh eine besondere Vorliebe gefaßt hatte. Im Herbste 1832 promovirte er auf Grund einer Dissertation: „De carie vertebrarum“ als Dr. med. et chir. und absolvirte ein Jahr darauf sein Staatsexamen als praktischer Arzt. Nach vollendeten Studien begab sich K. im J. 1833 nach Agram in Croatien, wohin seine Eltern inzwischen übergesiedelt waren. Auf dieser Reise hatte er die erste Gelegenheit, die Alpenflora und auch einen Theil der Küstenflora des adriatischen Meeres, wenigstens im Fluge, kennen zu lernen. Er berührte Fiume und Triest, machte die Bekanntschaft der Botaniker Biasoletto, Tommasini, Noé und besuchte mit letzterem die Inseln des Quarnero. Zurückgekehrt nach Preußen, ließ sich K. im J. 1834 in Marienwerder als praktischer Arzt nieder und verheirathete sich. Durch Erbschaft fiel im J. 1836 seiner Frau das Gut Paleschken im Kreise Stuhm zu, was K. bewog, seine ärztliche Praxis aufzugeben und die Bewirthschaftung des Gutes selbst zu übernehmen. So konnte er nunmehr unter recht günstigen äußeren Verhältnissen sich ungestört seiner Lieblingswissenschaft widmen. Außer kleineren Reisen machte er 1844 eine größere durch Oesterreich, die Schweiz und Oberitalien, überall eifrig botanisirend; vor allem aber durchforschte er seine nächste Umgegend, machte auch wiederholt Ausflüge in andere Theile der Provinz Preußen und trat mit den meisten einheimischen und vielen auswärtigen Botanikern in Verkehr. Die erste litterarische Frucht dieser Forschungen war seine „Flora der Provinz Preußen“, die im Jahre 1848 erschien und zu welcher er 1854 einen ersten, 1866 unter dem besonderen Titel: „Die Vegetationsverhältnisse der Provinz Preußen“ einen zweiten Nachtrag lieferte. Klinggräff’s Anregung verdankt der botanische Verein der Provinz Preußen, der sich 1862 in Elbing constituirte und dessen erster Schriftführer K. mehrere Jahre hindurch war, sein Entstehen. Durch seine floristischen Arbeiten, für welche zahlreiche Belagstücke in seinem reichen Herbarium sich finden und so als Originalexemplare von hoher Bedeutung sind, hat sich K. um die Kenntniß der Flora Preußens sehr verdient gemacht. Aber außer seinen Studien in der systematischen Botanik waren es besonders pflanzengeographische und klimatologische Untersuchungen, mit denen sich K. in den letzten Jahren seines Lebens beschäftigte[WS 1]. Eine Frucht dieser Studien ist sein 1875 in erster, 1878 in zweiter Auflage erschienenes Buch: „Zur Pflanzengeographie des nördlichen und arktischen Europa’s“. Unter seinem Nachlasse fanden sich noch sehr viele Entwürfe und Auszüge zu pflanzengeographischen Arbeiten. Sehr zahlreich sind die Beiträge, die er für verschiedene botanische Zeitschriften und Vereinsschriften geliefert. Er war Mitglied der Königsberger physikalisch-ökonomischen Gesellschaft, der Naturforschenden Gesellschaft zu Danzig, des botanischen Vereins der Provinz Brandenburg und der Gesellschaft für Erdkunde in Berlin. Als Naturforscher der älteren Schule, dem noch die letzten Ausläufer der sogenannten Naturphilosophie in seiner Jugenderinnerung als abschreckendes Beispiel vor Augen standen, allen Speculationen abhold, wollte K. dem erfahrungsmäßig Thatsächlichen ganz allein wissenschaftlichen Werth zuerkennen. Seine Arbeiten sind Zeuge dieser Richtung, in deren Consequenz er, wol zu weit gehend, auch die neueren naturwissenschaftlichen Hypothesen ignorirte, die nach seiner Meinung das Urtheil des Forschers [194] befangen machen. Treuer Pflichterfüllung und eifrigem wissenschaftlichen Streben war sein Leben gewidmet, dem wenige Wochen vor vollendetem siebzigsten Jahre, nach nur kurzem Unwohlsein, ein Herzschlag ein plötzliches Ende bereitete.

Nekrolog von Dr. H. v. Klinggräff in den Berichten des westpreußischen botanisch-zoolog. Vereins v. Jahre 1879, p. 2.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: beschäft-tigte