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ADB:Klinkhamer, Johann Christian (2. Artikel)

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Artikel „Klinkhamer, Johann Christian“ von Erich Fink in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 51 (1906), S. 233–234, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Klinkhamer,_Johann_Christian_(2._Artikel)&oldid=- (Version vom 4. Dezember 2024, 08:10 Uhr UTC)
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Klinkhamer: Johann Christian K.[WS 1] (auch Klinck- und Klinghamer geschrieben) entstammt einer bei oder in Bramsche bei Osnabrück ansässig gewesenen Familie, aus der im 17. Jahrhundert mehrere Glieder in Bramsche, dem Geburtsort unseres Chronisten, zuerst den katholischen, später den evangelischen Gottesdienst versehen haben. Von dem Lebensgang Klinkhamer’s wissen wir nur wenig; Geburts- und Todesjahr ist bislang unbekannt; vermuthlich wird er im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts gestorben sein: die letzte Nachricht über ihn datirt vom Jahre 1610. Er ist einer von denjenigen Chronisten des ausgehenden 16. Jahrhunderts, welche man trotz des kritiklosen Zusammentragens ihres Materials dennoch wegen ihrer Zuverlässigkeit, mit der sie ihre namhaft gemachten Quellen benutzten, und wegen der mit ihrer compilatorischen Arbeit verbundenen Ueberlieferung zeitgenössischer Begebenheiten niemals wird missen wollen. Bei der Prüfung der Frage, ob die durch ihn uns abschriftlich erhaltene vita Bennonis des Iburger Abtes Norbert eine Fälschung sei oder nicht, hat sich ergeben, daß K. sich jedenfalls mit höheren Studien beschäftigt haben muß, und daß ihm die Schulen der Humanisten des 16. Jahrhunderts nicht fremd gewesen sein können. Sein Amt als Schullehrer und Küster ließ ihm Zeit genug, um seiner Vorliebe für historische Beschäftigung, wenn auch nicht selbständiger Art, nachgehen zu können. So schreibt er während seines uns nicht weiter bekannten Aufenthaltes in Quakenbrück für den dortigen Pastor Erdwin Ertman’s Chronik in deutscher Uebersetzung ab. Von Quakenbrück siedelte K. nach Dinklage über, wie es scheint, bereits Mitte der siebenziger Jahre. Hier, oder richtiger auf den benachbarten adeligen Gütern wirkte er als Custos oder Schulmeister; denn Dinklage selbst hat erst 1641 eine Schule erhalten, und andererseits steht es fest, daß die Adligen bei Dinklage um jene Zeit einen geistlichen Informator unterhalten haben. Um seine Einnahmen zu heben, hat man ihn dann an der Dinklager Pfarrkirche zur Küsterei präsentirt. Hier weilte er nachweislich bis 1587. Ob er in diesem Jahrzehnt seine Chronik der Bischöfe von Münster begonnen hat, bleibt zweifelhaft, ist aber wegen der sehr ausführlichen localhistorischen Notizen über Dinklage und die Aemter Vechta und Cloppenburg mehr als wahrscheinlich. In diese Zeit seines Aufenthaltes fällt auch die Anfertigung der Abschrift der von Norbert verfaßten vita des Bischofs Benno von Osnabrück, welche er im J. 1587 dem Kloster Iburg schenkte, nachdem das Original in dem Brande des Klosters 1581 vernichtet war. Diese Abschrift [234] ist deshalb von so bemerkenswerther Wichtigkeit, weil uns durch sie allein jene Vita erhalten worden ist.

Im J. 1588 begegnet uns K. als Küster zu Voerden im Osnabrückischen. An dieser Stätte verfaßte er vermuthlich seine bis 1577 reichende Reimchronik der Bischöfe von Osnabrück, welche nach dem Wolfenbütteler Manuscript bei Spangenberg, Neues Vaterländisches Archiv, Jahrgang 1832, II, S. 193 ff. gedruckt ist mit dem Lesefehler Br e mensis statt Br a mensis, wie eine im Staatsarchiv zu Osnabrück beruhende gleiche Handschrift ergibt. Wie lange er sich in Voerden aufgehalten hat und ob er dort gestorben ist, entzieht sich vorläufig noch der Kenntniß. Fest steht nur, daß er im J. 1610 die schon oben genannte Münstersche Bischofschronik beendet hat, welche übrigens trotz ihres compilatorischen Charakters für die Geschichte der Bisthümer Münster und Osnabrück und auch für das Oldenburgische Gebiet vornehmlich in der Zeit des 16. Jahrhunderts und für die Geschichte des spanisch-niederländischen Krieges eine wichtige und reiche Quelle darstellt. Man darf wol neben seiner vita Bennonis gerade diese Chronik als sein Hauptwerk bezeichnen.

Klinkhamer’s Arbeiten liegen ziemlich zerstreut, und es ist nicht ausgeschlossen, daß sich vielleicht noch an manchen anderen wissenschaftlichen Instituten die eine oder andere Handschrift von ihm vorfinden wird. Soweit bis jetzt bekannt ist, beruhen solche in den Manuscriptensammlungen des königlichen Staatsarchivs und des Rathsgymnasiums zu Osnabrück, in der herzogl. Bibliothek zu Wolfenbüttel, im Historischen Verein zu Hannover, in der Bibliothek des Herrn Grafen Merveldt zu Westerwinkel, ferner in der Paulinischen Bibliothek zu Münster, der Theodorianischen zu Paderborn und der Landesbibliothek zu Oldenburg.

Vgl. K. Willoh, Der Chronist Johann Christian Klinghamer, i. Jahrbuch f. d. Gesch. d. Herzogth. Oldenburg IX, 61 ff., ein Aufsatz, der alles bisher über Klinghamer Bekannte zusammenfaßt mit Angabe aller litterarischen Stellen, an denen einzelne Notizen zu finden sind.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Über diese Person existiert in Band 16 ein weiterer Artikel.