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ADB:Knüpfer, Sebastian

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Artikel „Knüpfer, Sebastian“ von Philipp Spitta in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 332–333, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kn%C3%BCpfer,_Sebastian&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 05:17 Uhr UTC)
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Knüpfer: Sebastian K. ist den 7. September 1633 zu Ascha in Niederbaiern geboren. Sein Vater, Cantor und Organist daselbst, ertheilte ihm den ersten Unterricht in den Wissenschaften und der Musik. Schon mit 10 Jahren konnte K. den Organistendienst in der Kirche seines Heimathortes versehen. Seine wissenschaftliche Weiterbildung erhielt er durch einen aus der Heimath flüchtig gewordenen Gelehrten, welcher in einem Dorfe, etwa eine Meile von Ascha gelegen, eine Zufluchtsstätte gefunden hatte. Zu ihm wanderte der Knabe eine Zeitlang wöchentlich einmal und soll in den wilden Kriegszeiten auf dem Wege nicht selten allerhand Elend auszustehen gehabt haben. 1646 begab er sich nach Regensburg, wo er, namentlich unter der Leitung und dem Schutze von Balthasar Balduin, dem Ephorus der Regensburger Diöcese, eifrig musikalischen und philologischen Studien oblag. Später kam er nach Leipzig. Ein dortiger Rechtsgelehrter, Dr. Johann Philippi, dessen Kinder er zeitweilig unterrichtete, war ihm zu seinem Fortkommen behülflich, und verschaffte ihm 1657, nach dem Tode Tobias Michaels, das Cantorat an der Thomasschule. 1658 verheirathete sich K. mit Maria Sabina Hagen, die ihm drei Söhne und zwei Töchter gebar. Er starb in den besten Jahren, am 10. October 1676. Zeitgenossesn geben ihm das Zeugniß, daß er in seinem Schulamt treu und fleißig, verträglich und willig gewesen sei. K. gehörte zu den ausgezeichnetsten der vielen bedeutenden Männer, welche dem Thomascantorat zu Leipzig seinen einzigartigen Glanz verliehen haben. Ein vortrefflicher Philolog und auch in der Philosophie, die er unter Joh. Adam Scherzer in Leipzig studirt hatte, nicht unbewandert, zählte er, was Ernst, Gediegenheit und Gewandtheit im kunstvollen Tonsatze betrifft, zu den hervorragendsten Musikern seiner Zeit, und des 17. Jahrhunderts überhaupt. Er ließ 1663 eine Sammlung von Madrigalen und Canzonetten in Leipzig drucken, die dem Schreiber dieser Zeilen nicht bekannt geworden ist. Dagegen bewahrt [333] die königliche Bibliothek zu Berlin eine Anzahl von geschriebenen Kirchenstücken mit Instrumentalbegleitung. Sie sind über Bibelworte und Kirchenlieder gesetzt, ohne Einmischung freier Dichtung, was erst am Ende des 17. Jahrhunderts beliebt wurde. Diese Cantaten bestätigen durchaus das Urtheil der Sachkenner seiner Zeit, die K. für einen der größesten damaligen Contrapunktiker erklärten. Auch gehörte er zu den wenigen deutschen Musikern jener Zeit, die für die Musik des Alterthums ein lebhaftes Interesse zeigten und sich an den Quellen über deren Wesen zu belehren suchten.

Einladungsschrift des Rectors der Leipziger Universität: Honori ultimo Viri clarissimi ac praecellentissimi Dr. Sebastiani Knuepferi. 1676. – Mattheson, Ehrenpforte, S. 142 f., der aber mit der ersten Quelle mehrfach nicht übereinstimmt. – Winterfeld, Evang. Kirchengesang III, S. XIII.