ADB:Koch, Karl Jakob Wilhelm
Sandberger zusammen und lieferte zugleich eine geognostische Karte der ganzen Gegend. Vorausgegangen war eine kurze Aufzählung der in Nassau vorkommenden Mineralien (a. a. O. XII. 897). Leider nöthigten ihn ungünstige Geschäftsverhältnisse, welche auch den Verlust eines großen Theils seines Vermögens zur Folge hatten, auf andere Weise sein Fortkommen zu suchen. Zunächst trat er als Lehrer bei der Bergschule in Dillenburg ein, übernahm dann eine Lehrstelle der Naturwissenschaft an einer Bildungsanstalt in Frankfurt a. M. und endlich an der Landwirthschaftsschule zu Hofgeisberg bei Wiesbaden, wobei er ununterbrochen mit der ihm eigenen Energie seine zoologischen und geognostischen Arbeiten fortsetzte und auch zahlreiche kleinere Aufsätze, z. B. über Fledermäuse, Frösche, Spinnen in dem genannten Jahrbuch des Vereins für Naturkunde in Nassau und in den Schriften der Senkenberg’schen Gesellschaft veröffentlichte. Dazu kam 1861 eine Abhandlung „Die Culm-Formation in Nassau.“ In Anerkennung seiner Verdienste um die Förderung der Naturwissenschaften verlieh ihm die Bonner Universität den Ehrentitel eines Doctors. Der persönlichen Bekanntschaft mit dem Altmeister der deutschen Geologen, Geh. Rath Dr. v. Decken in Bonn, und der vielfach bewiesenen Tüchtigkeit in Beurtheilung geologischer Verhältnisse, sowie seiner praktischen Gewandtheit in der Darstellung derselben verdankte K. 1873 bei der neu errichteten königl. preußischen geologischen Landesanstalt die Stelle eines königlichen Landesgeologen, mit dem Sitz in Wiesbaden. In dieser gesicherten Lebensstellung fühlte sich K. beglückt und seiner wahren Lebensaufgabe wieder zurückgegeben. Mit dem ihm eigenen Feuereifer warf er sofort sich auf die ihm gestellte Aufgabe der Erforschung der geologischen Verhältnisse Nassau’s, so daß bereits 1876 sechs [399] Abtheilungen der großen preußischen Landeskarte, nämlich die Blätter Wiesbaden, Eltville, Langenschwalbach, Königstein, Platte und Hochheim in geologischer Bearbeitung mit Karten und Beschreibung fertig gestellt waren und 1880 auch schon zur Publikation gelangt sind. Diese mit seltenem Geschicke und Fleiße ausgearbeiteten Karten legen ein glänzendes Zeugniß ab für die vorzügliche, umfassende Begabung ihres Verfassers, der bis 1880 noch weitere vier Blätter dieser vorzüglichen geologischen Landesaufnahme druckfertig ausarbeitete. Eine sehr beachtungswerthe Schrift: „Neuere Anschauungen über die geologischen Verhältnisse des Taunus“ befaßt sich mit der Frage der früher für metamorphisch gehaltenen sogen. Taunusschiefer, die K. nun für selbständige Gebilde vielleicht des cambrischen Systems erkannte. In der Schrift: „Beitrag zur Kenntniß der Ufer des Tertiärmeeres im Mainzer Becken“ sucht er den Verlauf eines tertiären Flusses zwischen Westerwald und Limburg und dessen geologische Wirkungen nachzuweisen. Aber schon begann ein tieferes Leiden seine Thätigkeit zu stören und seine Arbeiten zu unterbrechen. Eine seiner letzten Veröffentlichungen „Ueber die Gliederung der rheinischen Unterdevon-Schichten zwischen Taunus und Westerwald“ erschien 1880 in dem Jahrbuch der preußischen Landesanstalt (Bd. I. S. 190). Schon konnte der sonst so rüstige und rührige Forscher auf der Geologenversammlung in Saarbrücken im Herbste 1881 sich nicht mehr an den geologischen Ausflügen betheiligen. Ein Aufenthalt in dem Schweizer Hochgebirge brachte ihm auch nicht die gehoffte Wiedergenesung und nach einem harten Winter erlag der verdienstvolle Geologe am 18. April 1882 einem frühzeitigen Tode in Wiesbaden.
Koch: Karl Jakob Wilhelm K., königl. preuß. Landesgeologe und verdienstvoller Naturforscher, geb. am 1. Juni 1827 zu Heidelberg, widmete sich nach Vollendung seiner Schulbildung dem Montanfache, indem er zunächst sich praktisch in den verschiedenen bergmännischen Arbeiten einübte und dann auf den Universitäten Heidelberg, Marburg und Gießen dem Studium seines Fachs und der Naturwissenschaft im Allgemeinen mit allem Eifer oblag. Auf einer längeren wissenschaftlichen Reise in der Schweiz, Tirol und Italien, welche K. nach Beendigung seiner Universitätsstudien unternahm, sammelte er reiche Erfahrungen und verschaffte sich große Uebung für naturwissenschaftliche Beobachtungen. Nach seiner Rückkehr übernahm er sodann die Betriebsleitung der unter eigenthümlich schwierigen Verhältnissen betriebenen Gypsgruben bei Heilbronn. Die hierbei gewonnenen Beobachtungen gaben zu einer ersten wissenschaftlichen Arbeit „Ueber den Trias am Neckar und den Gypsbergbau in demselben“ Veranlassung. Diese Stellung vertauschte K. bald mit der wirkungsreicheren eines Directors der altberühmten, wieder neu aufgenommenen Silbergruben von Schapbach im Kinzigthale des Schwarzwaldes, bis er 1853 die Leitung der sämmtlichen Eisenerzgruben und des Eisenhüttenwerks Schelderer Hütte bei Dillenburg, welche seinen Verwandten angehörten und bei welchen er selbst als Mitbesitzer sich betheiligte, übernahm. 12 Jahre hindurch leitete K. von Dillenburg aus den Betrieb dieser Werke und beschäftigte sich zugleich eifrigst auch mit der geologischen Erforschung der Gegend um Dillenburg. In einer größeren Publikation „Die paläozoischen Schichten und Grünsteine in den herzogl. nassauischen Aemtern Dillenburg und Herborn“ (Jahresbericht des Vereins für Naturkunde im Herzogthum Nassau, 1858) faßte K. die Ergebnisse seiner Untersuchungen nach dem Vorgange der vortrefflichen Arbeiten der Gebr.- Berg- u. Hüttenmänn. Zeitung 1882 Nr. 45.