ADB:Koechlin-Schlumberger, Joseph

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Koechlin-Schlumberger, Joseph“ von Wilhelm von Gümbel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 409–410, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Koechlin-Schlumberger,_Joseph&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 05:31 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Köchly, Hermann
Band 16 (1882), S. 409–410 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand Oktober 2015, suchen)
Joseph Koechlin-Schlumberger in Wikidata
GND-Nummer 101329091
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|16|409|410|Koechlin-Schlumberger, Joseph|Wilhelm von Gümbel|ADB:Koechlin-Schlumberger, Joseph}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=101329091}}    

Koechlin-Schlumberger: Jos. K.-S., ein hervorragender Industrieller und namhafter Geologe, stammte aus der Fabrikantenfamilie K. in Mühlhausen im Elsaß, wo er 1796 kurz vor Einverleibung der bis dahin freien Stadt in Frankreich geboren war. Der junge K. erhielt seine Erziehung zu Yverdun bei Pestalozzi in der Schweiz, dessen Unterrichtsmethode das Studium der alten Sprachen ausschloß. 15 Jahre alt kehrte K. in seine Vaterstadt zurück und suchte die ihm fühlbar gewordenen Lücken seiner Bildung durch Selbststudien auszufü1len; auch trieb er mit Begeisterung Musik. Mit größtem Eifer warf er sich auf die Spinnereiindustrie und gründete, nachdem er 1818–22 eine Spinnerei als Vorsteher geleitet, in Mühlhausen selbst eine große Fabrik, bei deren raschem Aufblühen er so bedeutendes leistete, daß er zum Theilhaber aufgenommen wurde und die Tochter eines der Hauptbetheiligten, Schlumberger, als Gattin heimführte. Von da an nannte er sich K.-S. Nach kurzer Zeit legte er auch eine Kattundruckerei an und erhob sie bald zu einer der ersten im ganzen Elsaß. Aber auch geistig wirkte er mächtig zur Hebung der Industrie seiner Vaterstadt mit, namentlich durch Gründung der Societé industrielle, welche den Zweck verfolgte, nicht blos durch technische und wissenschaftliche Hülfsmittel die Maschinen und Produkte stets zu vervollkommnen, sondern auch für das geistige und leibliche Wohl der Arbeiter Sorge zu tragen. Aus ihrer [410] Initiative und durch ihren Schutz kräftig gefördert, entstanden die kaum irgendwo noch übertroffenen Einrichtungen von Arbeitshäusern und Wohlthätigkeitsanstalten, bei deren Errichtung K.-S. in hervorragender Weise sich betheiligte. Daher rief ihn auch das allgemeine Zutrauen seiner Mitbürger zu dem verantwortlichen Amte eines Maire der Stadt und wählte ihn dann in den Generalrath. Glänzende Beweise seiner uneigennützigen Thätigkeit und steten Fürsorge für das allgemeine Wohl legte K.-S. auch in dieser Stellung ab. Zahlreiche öffentliche zweckdienliche Einrichtungen, wie die Herstellung der Stadtcanalisirung, die Errichtung von Museen, Theater, öffentlichen Gärten, Monumenten, Volksbibliotheken, Gewerbe-, Spinn- und Weberschulen, sowie höherer technischer Lehranstalten entstanden unter seiner Leitung der städtischen Angelegenheiten. Trotz dieser vielseitigen Beschäftigung neben der Leitung der erweiterten Fabriken wußte K.-S. aber gleichwol für seine Jugendneigung immer noch Muße zu gewinnen, nämlich für geologische Studien, in welchen er nicht Liebhaber, sondern vorzüglicher Kenner und Gelehrter war. 15 Jahre lang sammelte er mit unermüdlichem Fleiße das Material zu einer geologischen Karte des Oberrheins, die er auch mit 2 Bänden erläuterndem Texte fertig stellte, leider aber nicht mehr veröffentlichen konnte, da ihn frühzeitig, am 25. Oct. 1863, der Tod ereilte. Die Herausgabe blieb der Sorge seines Freundes T. Delbos überlassen. Eine ähnliche Karte des Niederrheins und der Vogesen war schon früher veröffentlicht worden. Außerdem schrieb er eine Abhandlung: „Die Tertiärgebirge in Elsaß und Dauphiné“ (N. Jahrb. 1860, 367); „Etudes geol. et paléont. dans le département du Haut-Rhin“, 1856, und verfaßte gemeinschaftlich mit Schimper in Straßburg „Le terrain de transition des Vosges“, 1862, in welchem Werke K.-S. den geologischen Theil bearbeitet hat.

Bulletin de la Société d’histoire naturelle de Colmar, 1873 u. 1874 (vgl. Augsburger Allg. Zeitung vom 4. Mai 1875).