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ADB:Kolping, Adolf

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Artikel „Kolping, Adolf“ von Franz Heinrich Reusch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 492–493, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kolping,_Adolf&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 01:01 Uhr UTC)
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Kolping: Adolf K., Stifter der katholischen Gesellenvereine, geb. am 8. Decbr. 1813[WS 1] zu Kerpen in der Rheinprovinz, † am 4. Decbr. 1865 zu Köln. Der jüngste Sohn armer Eltern, lernte K. das Schusterhandwerk und arbeitete als Geselle an mehreren Orten, zuletzt in Köln. 23 alt, entschloß er sich, Geistlicher zu werden. Von einem Vicar in seiner Vaterstadt, Theodor Wollersheim, durch Privatunterricht vorbereitet, wurde er im Herbst 1837 in die Tertia des katholischen (jetzigen Marzellen–) Gymnasiums zu Köln aufgenommen. Schon im Frühjahr 1841 bestand er die Maturitätsprüfung und studirte dann, von einer wohlthätigen Dame unterstützt, bis Herbst 1842 zu München, bis Ostern 1844 zu Bonn Theologie. Nachdem er ein Jahr in dem Clericalseminar zu Köln zugebracht, wurde er dort am 13. April 1845 zum Priester geweiht und zunächst als Caplan und Religionslehrer am Gymnasium in Elberfeld angestellt. Hier wurde er im Mai 1847 Präses eines Vereins von Handwerksgesellen, der sich einige Monate vorher gebildet hatte, und fortan wurde die Organisation solcher Vereine zur geistigen und sittlichen Hebung der Handwerksgesellen seine Lebensaufgabe („Der Gesellenverein. Zur Beherzigung für Alle, die es mit dem wahren Volkswohl gut meinen. Von A. K.“, 1849). Um mehr für die Sache wirken zu können, wünschte er nach Köln versetzt zu werden; er erreichte es nicht ohne Schwierigkeit, daß ihm der Erzbischof Geissel am 15. März 1849 die bescheidene Stelle eines Domvicars gab. Er gründete nun mit vieler Mühe auch in Köln einen Gesellenverein. Noch in demselben Jahre bildeten sich Vereine auch in anderen rheinischen Städten, in Münster und in Hildesheim und am 1. Mai 1850 traten die Vereine der Rheinprovinz zu einem „Rheinischen Gesellenbunde“ zusammen. In den folgenden Jahren wirkte K. unermüdlich durch Schrift und Wort, auf den Generalversammlungen der katholischen Vereine und namentlich auf mehreren eigens zu dem Zwecke unternommenen Reisen durch Deutschland, Oesterreich und die deutsche Schweiz durch persönliche Thätigkeit an vielen Orten für die Gründung von Vereinen. Als er starb, bestanden 420 solcher Vereine mit mehr als 60000 Mitgliedern. An der Spitze eines jeden steht ein katholischer Geistlicher als „Präses“; diesem steht ein „Schutzvorstand“ aus angesehenen Bürgern und eine Anzahl von „Ordnern“, welche die Gesellen aus ihrer Mitte wählen, zur Seite. Durch Vorträge und Unterricht wird für die Fortbildung, an manchen Orten durch besonderen Gottesdienst für die religiösen Bedürfnisse der Mitglieder gesorgt; auch auf gesellige Zusammenkünfte und angemessene Belustigungen legte K. Werth. Die Mitglieder eines Vereins finden, wenn sie sich durch ihr „Wanderbuch“ [493] legitimiren, in jedem anderen Verein Aufnahme. Sämmtliche Vereine einer Diöcese stehen unter einem geistlichen „Diöcesan-Präses“, alle Vereine Deutschlands unter dem in Köln wohnenden „General-Präses“ (bis zu seinem Tode war dieses natürlich K. selbst); nur die baierischen und die österreichischen Vereine stehen unter besonderen Centralpräsides in München und Wien. – Im J. 1853 wurde in Köln ein eigenes Gesellenhaus mit Herberge eingerichtet, wofür K. die Mittel zusammenbrachte und nach vielen Schwierigkeiten im J. 1856 Corporationsrechte erlangte. 1864 wurde der Grundstein zu einem Neubau gelegt, der nicht lange vor Kolping’s Tode vollendet wurde. Auch an anderen Orten sind solche Gesellenhospize errichtet, die als Versammlungslocale und Herbergen dienen. – K. ist auch als Schriftsteller – in erster Linie für seinen Gesellenverein, dann auch für das katholische Volk überhaupt – thätig gewesen. Im J. 1850 fing er an, für das „Rheinische Kirchenblatt“ zu schreiben, namentlich in einer besonderen Beilage desselben, die „Vereinsorgan“, seit 1851 „Feierstunden“ hieß. Von 1854 an gab er ein Wochenblatt, die „Rheinischen Volksblätter für Haus, Familie und Handwerk“, heraus; die meisten Artikel schrieb er selbst. Die 10000 Thaler, die er mit diesem Blatte verdiente, verwendete er für die Dotirung der Stelle eines Rectors der Minoritenkirche in Köln, die der jedesmalige Generalpräses des Gesellenvereins bekleiden sollte (das Gesellenhospiz zu Köln setzte er als Universalerben ein). 1849 gab er mit seinem Freunde, dem Gymnasialreligionslehrer Chr. Vosen, zusammen den neunten Jahrgang des von L. Schwann in Neuß verlegten „Katholischen Volkskalenders“ heraus; von 1850 an gab er diesen Kalender alljährlich heraus (von 1854 an im Verlage von Du Mont-Schauberg in Köln); auch in diesem Kalender ist das meiste von K. selbst geschrieben. Die darin enthaltenen „Erzählungen“, – von denen manche trotz der etwas vernachlässigten Form zu den besten volksthümlichen Erzählungen gehören, – sind größtentheils später in mehreren Sammlungen vereinigt: „Katholisches Volksbuch“, 2 Bde., 1853, 55, „Kalendergeschichten“, 1854, „Erzählungen“, 2 Bde., 1861–63. – K. hat sich durch sein eifriges und aufopferndes, im ganzen auch erfolg– und segensreiches Wirken die dankbare Anhänglichkeit von Tausenden aus dem Handwerkerstande, die Achtung und Anerkennung weiter Kreise erworben. Besondere Beweise der Anerkennung von Seiten seiner kirchlichen Oberen sind nicht zu verzeichnen. Bis 1862 blieb er Vicar am Dome zu Köln, dann war er bis zu seinem Tode Rector der dortigen Minoritenkirche, in welcher er seit 1849 den Gottedienst für den Gesellenverein abgehalten hatte. Im J. 1862, als er eben mit dem Weihbischof Baudri und einigen befreundeten Geistlichen nach Rom abgereist war, kam von dort seine Ernennung zum päpstlichen „Geheimkämmerer“ an – ein Titel, der in den letzten Decennien vielen Geistlichen verliehen worden ist; – von Pius IX. erhielt er auch einige anerkennende Schreiben und Geschenke. – K. starb an einem schmerzlichen Herzübel. Er wurde am 7. Decbr. 1865 auf dem kölnischen Kirchhof (zu Melaten) begraben, die Leiche aber, nachdem die königliche Erlaubniß dazu erwirkt worden, am 30. April 1866 vor einem Seitenaltar der Minoritenkirche beigesetzt.

S. G. Schäffer, Adolf Kolping, der Gesellenvater, 1880; 2. Aufl. 1882. Chr. H. Vosen, Trauerrede beim Begräbniß des Gesellenvaters Adolf Kolping, 1865. Ders., Kolping’s Gesellenverein in seiner socialen Bedeutung, 1866. Kehrein, Biographisches Lexikon, S. 202 (Verzeichniß der Schriften von Kolping).


Anmerkungen (Wikisource)

  1. korrigiert – Vorlage: 8. Decbr. 1818