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ADB:Konrad, Nikolaus

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Artikel „Konrad, Nikolaus“ von Friedrich Fiala in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 652–653, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Konrad,_Nikolaus&oldid=- (Version vom 27. November 2024, 08:54 Uhr UTC)
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Konrad: Nikolaus K. (Conrad), schweizerischer Kriegsführer und Staatsmann. – Im letzten Drittel des 15. und zu Anfang des 16. Jahrhunderts nahm die Schweiz, wie niemals vorher und nachher, in der Kriegs- und Staatengeschichte Europa’s eine bedeutende Stellung ein. Unter den Männern, welche in dieser Zeit besonders hervortreten, ist auch der Solothurner Nikolaus K. zu nennen. Konrads Vater, Benedict, kämpfte als Hauptmann der Solothurner im Kriege der Eidgenossen gegen Herzog Karl den Kühnen von Burgund und hat sich besonders in der Schlacht von Hericourt (1474) ehrenvoll ausgezeichnet, wo er das Panner von Lille gewann. Der Sohn Nikolaus mag in den 60er Jahren des 15. Jahrhunderts geboren sein und trat wol als Nachfolger seines Vaters in den Rath der Stadt. Im J. 1489 erscheint er zum ersten Mal als Abgeordneter an einer eidgenössischen Tagsatzung und 1490 führt er als zweiter Hauptmann die Solothurner gegen die Bürger von St. Gallen und gegen die trotzigen Landleute von Appenzell, welche sich im Aufstande wider den Abt von St. Gallen verbunden hatten. Im J. 1493 wird K. von seinen Mitbürgern zum Ehrenamte des Venners und 1494 zum Schultheißen an die Spitze ihres Gemeinwesens erhoben. Von nun an nimmt er als Schultheiß oder Altschultheiß und als Abgeordneter des Standes Solothurn regelmäßig an den Tagsatzungen und wichtigsten Verhandlungen der schweizerischen Eidgenossenschaft theil, sei es zu Zoll- und Münzgeschäften und anderen inneren Angelegenheiten, sei es zu Vereinbarungen oder Bündnissen mit dem Könige von Sicilien, dem Herzoge von Mailand, dem französischen Könige oder dem deutschen Kaiser. Besonders tritt sein Name 1499 im Kriege mit dem schwäbischen Bunde hervor. K. war Feldhauptmann der Solothurner beim Zuge ins Hegau und Anführer in der siegreichen Entscheidungsschlacht bei Dornach am 22. Juli 1499, wo er mit seiner kleinen Schaar den kühnen Angriff auf die sorglosen Feinde eröffnete. An [653] den folgenden Verhandlungen, welche 1500 zu dem wichtigen Frieden von Basel führten und ebenso an den Tagsatzungen und Gesandtschaften in den Kämpfen zwischen Frankreich und dem Kaiser um das Herzogthum Mailand nahm K. hervorragenden Antheil. Am Reichstage von Constanz (18.–22. Mai 1507) war K. Abgeordneter der Reichsstadt Solothurn, an der Schlacht von Novarra (7. Juni 1513) that er sich mit Aerni Winkelried von Unterwalden unter den Hauptleuten durch seine Tapferkeit besonders hervor, und auch in den späteren italienischen Feldzügen finden wir ihn mehrfach als einflußreichen Anführer im schweizerischen Heere, bis Frankreichs diplomatische Künste einen Theil derselben 1515 zu dem fatalen Rückzuge von Varese veranlaßten und auch K. in die Heimath zurückkehrte. Freilich ging aus den damaligen wirrevollen Zeiten, in welchen Parteiung und Pensionen den Kriegsruhm der schweizerischen Eidgenossenschaft befleckten, auch Konrads Name nicht unversehrt hervor, und schwere Beschuldigungen, als habe er, von französischem Golde bestochen, die Treue und Ehre seines Landes preisgegeben, wiederholten sich im Volksmunde und selbst vor den Gerichten. Allein wenn auch K., an den Wirren seiner Zeit und an den Lohnkriegen theilnehmend, von den Fehlern seiner Zeitgenossen nicht freigesprochen werden kann, so steht er doch als ritterlicher Held, als einsichtsvoller schweizerischer Staatsmann, als trefflicher Vorsteher seiner Vaterstadt und des Staates Solothurn für Ehre und Wohlfahrt seines engeren und weiteren Vaterlandes ehrenvoll da. Daß er das Vertrauen seiner Mitbürger bis zum Tode besaß, beweist seine 1519 wieder erfolgte Wahl zum Schultheißen, als welcher er mit dem vertriebenen Herzoge Ulrich von Württemberg um die Hülfe Solothurns zur Wiedererlangung seiner Herrschaft unterhandelte. K. starb 1520, wahrscheinlich am 8. Juni, nachdem er an der Stifts- und Pfarrkirche der Vaterstadt den St. Nikolausaltar mit eigener Pfründe gestiftet. Mit dieser Stiftung wird die von dem jüngeren Hans Holbein gemalte Madonna in der städtischen Gemäldesammlung von Solothurn in Verbindung gebracht, welche unter dem Monogramm des Künstlers die Jahreszahl 1522 trägt und offenbar für einen Altar der Stifts- und Pfarrkirche Solothurns bestimmt war.

J. Amiet, Hans Holbein’s Madonna von Solothurn und der Stifter Nikolaus Conrad, der Held von Dorneck und Novarra, Solothurn 1879.