Zum Inhalt springen

ADB:Kuhn, Gottlieb Jakob

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Kuhn, Gottlieb Jacob“ von Friedrich Fiala in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 339–340, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kuhn,_Gottlieb_Jakob&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 02:33 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Kuhn, Friedrich
Band 17 (1883), S. 339–340 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Gottlieb Jakob Kuhn in der Wikipedia
Gottlieb Jakob Kuhn in Wikidata
GND-Nummer 116587857
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|17|339|340|Kuhn, Gottlieb Jacob|Friedrich Fiala|ADB:Kuhn, Gottlieb Jakob}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116587857}}    

Kuhn: Gottlieb Jacob K., schweizerischer Dialektdichter. - Der Sohn eines wenig bemittelten Buchbinders, am 12. Novbr. 1775 in Bern geboren, besuchte K. die Schulen der Vaterstadt. Mit Unterbrechung der theologischen Studien übernahm er 1794 eine Hauslehrerstelle bei Landvogt von Rodt auf dem schön gelegenen Schlosse Trachselwald im Emmenthal. Im J. 1798 wurde K. zum Predigtamte ordinirt und als Vicar nach dem Dörfchen Sigriswil über dem Thunersee beordert, wo er zugleich Schule zu halten hatte. Hier, angeregt von dem naturwüchsigen Leben der Landbevölkerung, unter dem Einflusses der allemannischen Gedichte Hebel’s, die er zufällig in die Hände bekam, begann K. seine volksthümlichen Lieder zu dichten. Zuerst erschienen seine „Drei Volkslieder auf die Feier des schweizerischen Alpen-Hirtenfestes zu Unspunnen“ (Bern 1805), und da dieselben mit ihren einfachen, wohllautenden Melodien Erfolg hatten, 1806 in Bern seine „Volkslieder und Gedichte“, in Schriftsprache und Mundart, von denen die letzteren gerade wegen ihrer zuweilen derben Naturwüchsigkeit manchen herben Angriff zu bestehen hatten. K. war indessen im Frühling 1806 Lehrer zuerst an der Elementar-, dann an der Klassenschule in Bern geworden und trat mit Professor Johann Rudolf Wyß und dem schöngeistigen Naturforscher K. F. Meißner in Verbindung, zur Herausgabe der „Alpenrosen“ (Ein schweizerisches Taschenbuch, Bern 1811), welche K. bis zum J. 1824 mitbesorgen half und in welche er Lieder und Volkserzählungen niederlegte. Noch bevor sein Lebenswunsch in Erfüllung ging und ihm die Pfarrei Rüderswil im Emmenthal 1812 übertragen wurde, erschien 1812 in Bern seine erste „Sammlung schweizerischer Kühreihen“, später eine zweite Sammlung mit den Kompositionen seines Freundes Ferdinand Huber und 1819 die zweite Ausgabe seiner „Volkslieder. Mit Musikbegleitung“, nur seine mundartigen Gedichte enthaltend. Als K. 1824 Pfarrer von Burgdorf wurde, gab er seine dichterische Thätigkeit auf und widmete sich ganz seinem Amte und dem Studium schweizerischer Kirchengeschichte, dessen Ergebniß er 1828 zur Feier des bernischen Reformationfestes veröffentlichte in der Schrift „Die Reformatoren Bern’s im sechszehnten Jahrhundert. Nach dem bernerischen Mausoleum umgearbeitet“. Gegen das Ende seines Lebens kam K., der Anhänger der guten alten Zeit und des strengpositiven Christenthums, in Kampf mit der neuen religiös-politischen Richtung, welche 1830 trotz seiner Abwehr in [340] Publicistik und Broschüren den Sieg errang. Er starb alt und lebenssatt am 23. Juli 1845. – Unter den schweizerischen Dialektdichtern nimmt K. eine der ersten Stellen ein, sowohl seines poetischen, gemüthlichen Gehaltes, als der meisterhaften Beherrschung der Sprache wegen. Wie er, ein scharfblickender Freund der Natur, dieselbe in all’ ihren wechselnden Erscheinungen als Predigerin Gottes darstellt, so faßt er das Volksleben und die Volkssitte auch in ihren derbsten Erscheinungen mit naivem Sinne, man möchte sagen, von ihrer idealen harmlosen Seite auf und verfolgt, wie als Mensch, so als Dichter einen eigentlich sittlichen Lebenszweck. Unter den schweizerischen Dialektdichtern dieser Zeit steht er unstreitig Hebel am nächsten. In neuester Auflage erschienen seine „Volkslieder und Gedichte. Mit einem Wörterbuche neu herausgegeben von F. A. Ottiker“, Aarau 1879.

Ein schweizerischer Dichter von A. Ottiker (Bibliographie und litterarische Chronik der Schweiz. Jahrg. 1881. Nr. 1–3).