ADB:Lamberg, Johann Maximilian Graf von

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Artikel „Lamberg, Johann Max Graf von“ von Anton Victor Felgel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 538–540, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lamberg,_Johann_Maximilian_Graf_von&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 05:59 Uhr UTC)
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Lamberg: Johann Max Graf v. L. wurde am 28. Novbr. 1608 geboren. Er entstammte der orteneggischen Linie dieses berühmten Adelsgeschlechtes, welches sich urkundlich bis in den Anfang des 14. Jahrhunderts in ununterbrochener Reihenfolge zurückführen läßt. Unter den vielen Lambergen, welche sich in habsburgischen Hof- und Staatsdiensten verdient gemacht haben, mögen nur einige hier kurze Erwähnung finden. – Dietmund v. L. bewährte sich als Kriegsheld im J. 1423 unter dem Herzoge Albrecht V. (dem späteren römischen Könige Albrecht II.) in den Kämpfen gegen die Hussiten und wurde 1428 Obersthofmeister des Königs Albrecht II. – Melchior v. L. war 1523 niederösterreichischer Regimentsrath und that sich im J. 1529 bei der Vertheidigung Wiens gegen die Türken rühmlichst hervor. Kaiser Ferdinand I. ernannte ihn im J. 1540 zu seinem Obersthofmarschall und erhob im J. 1544 ihn und seine Brüder Sigismund, Christian, Balthasar, Josef, Ambros, Wolfgang und Kaspar in den Freiherrenstand mit dem Prädikat Freiherr v. Ortenegg und Ortenstein. Melchior v. L. starb in Wien am 19. Mai 1550. – Josef v. L., geb. im J. 1489 zu Ortenegg in Krain, kam, nachdem sein Vater schon im J. 1499 gestorben war, als Edelknabe zu dem Landeshauptmann von Steier, Ruppo von Reichenberg. Er machte in dessen Gefolge im J. 1503 den Krieg in Baiern mit und kam im J. 1506 an den Hof des Kaisers Maximilian I., dem er auch in den venetianischen Krieg folgte. Er trug im J. 1515 durch seine Klugheit nicht minder als durch seine Tapferkeit wesentlich dazu bei, die aufrührerischen Bauern wieder zur Ruhe zu bringen. Kaiser Karl V. schlug ihn bei seiner Krönung zum Ritter, ernannte ihn im J. 1523 zum Landverweser von Krain und schickte ihn als seinen Gesandten zweimal – 1531 und 1532 – an den Sultan und später an verschiedene deutsche Fürsten. Josef v. L. war seit dem Jahre 1535 Obersthofmeister der Kaiserin Anna, wurde auf dem Reichstage zu Speier im J. 1544 in den Reichsfreiherrnstand erhoben und bald darauf zum Landeshauptmann von Krain ernannt. Seine gereimte Selbstbiographie ist in Valvasor, Ehre des Herzogthums Krain, gedruckt. Er starb in Laibach 20. Oct. 1554. – Jakob Frhr. v. L. wurde 1546 Landesverweser und 1566 Landeshauptmann in Krain und erwarb im J. 1566 für sich und seine Nachkommen das Erblandstallmeisteramt in Krain und der windischen Mark. Die von ihm im J. 1559 verfaßte Stammreihe des Lamberg’schen Hauses fand im J. 1592 Aufnahme in die genealogisch-historischen Collectaneen des Freiherrn v. Rainach. Jakob v. L. starb um das Jahr 1569. – Sigismund Freiherr v. L. zog mit seiner zahlreichen Familie (er hatte 22 Kinder) im J. 1579 nach Oberösterreich. Er wurde 1590 Landeshauptmann im Erzherzogthum Oesterreich ob der Enns und im J. 1592 Landmarschall in Niederösterreich und Rath des Kaisers Rudolf II. Von seinen 12 Söhnen verdienen namentlich: Karl, Johann Jakob, Raimund und Christoph hier erwähnt zu werden. – Karl Freiherr v. L. wurde 1601 Domherr von Passau und Olmütz, 1606 Erzbischof von Prag und Primas des Königreichs Böhmen. Er war auch Großmeister des ritterlichen Ordens der Kreuzherren mit dem rothen Sterne. Seine Beredsamkeit förderte im J. 1608 wesentlich das Zustandekommen des Vergleiches zwischen dem Kaiser Rudolf II. und dessen Bruder, dem Erzherzoge Matthias. Die in Böhmen sich erhebenden Wirren und religiösen Spaltungen nahm er sich so zu Herzen, daß er gemüthskrank geworden sein soll und sich in das Cistercienserkloster Ossegg im Saazer Kreise zurückzog, wo er am 18. Sept. 1612 starb. – Johann Jakob Freiherr v. L. wurde 1576 Domicellar und 1585 Domherr zu Salzburg und Passau. Er war Ajo bei den Erzherzogen Leopold und Karl, den Söhnen des Erzherzogs Karl von Steiermark, später Obersthofmeister und geheimer Rath des Erzherzogs Leopold, im J. 1601 Statthalter [539] der Regierung in Graz und zwei Jahre später Fürst-Bischof zu Gurk in Kärnthen. Er ist der Begründer des Eisenwerkes zu Gurk und setzte es im J. 1616 sammt den Schmelz- und Hammerwerken in Betrieb. Er starb in der bischöflichen Residenz zu Straßburg im Lavantthale am 7. Februar 1630. – Raimund v. L. war Rath des Erzherzogs Ferdinand und Hofkammerpräsident. – Christoph v. L. war Rath und Oberststallmeister des Erzherzogs Leopold. – Georg Sigismund Freiherr v. L. war ein Sohn des Sigismund Freiherrn v. L. aus dessen erster Ehe mit Siguna Eleonore Freiin v. Fugger. Seit dem Jahre 1598 Reichshofrath, wurde er im J. 1605 Landeshauptmann in Oberösterreich, zwei Jahre später Obersthofmeister der Kaiserin Anna, im Jahre 1614 Burggraf von Steier und starb zu Kitzbüchel in Tirol um das J. 1631. – Johann Maximilian v. L. entstammte der dritten Ehe des Georg Sigismund v. L. Er bereiste nach zurückgelegten Studien Italien, Frankreich und Spanien und trat in die Dienste des kaiserlichen Hofes. Seit 10. März 1634 Kämmerer Ferdinands III., des damaligen Königs von Böhmen und Ungarn, machte er in dessen Gefolge den Feldzug gegen die Schweden mit. Er begleitete den König nach Pilsen, nahm Antheil an der Einnahme von Regensburg, der Besetzung von Donauwörth und an dem Siege bei Nördlingen und begab sich nach beendetem Feldzuge mit dem König Ferdinand nach Wien. Im J. 1636 wurde L. auf den Reichstag nach Regensburg abgeordnet und wohnte dort der Wahl und Krönung Ferdinands III. zum römischen Könige bei. König Ferdinand ernannte ihn am 1. December 1637 zum Reichshofrathe. Im Jahre 1643 wurde L. als bevollmächtigter kaiserlicher Minister zum allgemeinen Friedenscongreß nach Münster gesendet. Er schloß am 24. October 1648 die Verhandlungen zu Osnabrück und unterschrieb den Schlußact. Er begab sich nach Frankfurt und Nürnberg und kehrte an den kaiserlichen Hof zurück. Im J. 1651 holte er die dritte Gemahlin des Kaisers Ferdinand III., Maria Eleonore von Gonzaga, die Tochter des Herzogs Karl II. von Mantua, ab und geleitete sie nach Wien. Das Jahr 1652 brachte seine Ernennung zum kaiserlichen Botschafter am königl. spanischen Hofe. Dort verhandelte er die Heirath zwischen dem Sohne Ferdinands III., dem römischen Könige Ferdinand IV. und der spanischen Infantin. Diese Ehe wurde aber nicht vollzogen, da Ferdinand IV. schon am 9. Juni 1654 in Wien starb. – Kaiser Leopold I. verlieh dem Grafen L. im Juli 1657 die Würde eines wirklichen geheimen Rathes, berief ihn im J. 1660 vom königl. spanischen Hofe zurück und ernannte ihn im April 1661 zu seinem Oberstkämmerer. In demselben Jahre wurde L. zum Obersterblandkämmerer im Erzherzogthume Oesterreich ob der Enns ernannt und im folgenden Jahre mit dem Obersterblandstallmeisteramt in Krain und der windischen Mark belehnt. Er nahm wesentlichen Antheil an dem Abschlusse des Heirathsvertrages zwischen dem Kaiser Leopold I. und der spanischen Infantin Maria Theresia, und wurde vom Könige Philipp IV. durch Verleihung des Ordens vom goldenen Vließe ausgezeichnet. Er begleitete den Kaiser Leopold I. nach Tirol, als dieser am 29. October 1665 in Innsbruck die Huldigung der ihm nach dem Tode des Erzherzogs Sigismund Franz heimgefallenen Länder entgegennahm. Bald darauf folgte Lamberg’s Ernennung zum Obersthofmeister und zum geheimen Staats- und Conferenzminister. In den folgenden Jahren nimmt er regen Antheil an den Sitzungen der geheimen Staatsconferenz wegen der ungarischen Verschwörung; desgleichen wurde L. der Untersuchungscommission gegen Lobkowitz beigezogen, nach dessen Sturze L. wol den einflußreichsten Staatsmännern am kaiserlichen Hofe beizuzählen war. Er starb am 12. December 1682 und wurde in der Augustiner-Hofkirche zu Wien begraben. Er hatte sich dort in der Karlskapelle eine eigene Gruft für sein Geschlecht gestiftet. – L. [540] war seit dem Jahre 1635 mit Judith Rebecca Eleonore, einer Tochter des Grafen Georg von Wrbna und Freudenthal und seiner Gemahlin Helene, geb. Gräfin Wrbna, vermählt. Seine Wittwe starb in Wien im J. 1690. Zehn Kinder waren aus dieser Ehe entsprossen. Der älteste Sohn, Franz Josef, geb. 29. Oct. 1637, wurde 1662 kaiserl. Kämmerer, 1664 Reichshofrath, 1686 kaiserl. wirklicher geheimer Rath und Landeshauptmann im Erzherzogthum Oesterreich ob der Enns, 1696 Ritter des goldenen Vließes, 1704 Staats- und Conferenzrath. Er war zufolge kaiserlichen Diploms vom 22. März 1711 der Nachfolger seines ältesten Sohnes Leopold Matthias († 1711) in der fürstlichen Würde. Seine Gemahlin Anna Maria, eine Tochter des Grafen Adam Matthias von Trautmannsdorf, aus dessen Ehe mit Eva Johanna Gräfin von Sternberg, gebar ihm 24 Kinder. Er starb zu Steier am 2. November 1711, seine Wittwe am 21. April 1727. – Der jüngste Sohn Johann Philipp v. L., geboren am 26. November 1651, † am 20. October 1712 zu Regensburg als Cardinal und Fürstbischof von Passau.

Mit Benutzung von Acten des kaiserl. u. königl. Haus-, Hof- u. Staatsarchivs in Wien. – Wurzbach, Biogr. Lex., Thl. XIV. S. 30–31 (mit Litteraturangaben). – Wißgrill, Schauplatz des landessässigen Niederösterreichischen Adels. Bd. V. S. 391 ff.