Zum Inhalt springen

ADB:Lange, Reinhold

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Lange, Reinhold“ von Conrad Bursian in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 650–651, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lange,_Reinhold&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 15:58 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Lange, Reinerus
Band 17 (1883), S. 650–651 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Eduard Lange (Pädagoge) in der Wikipedia
Eduard Lange in Wikidata
GND-Nummer 116688319
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|17|650|651|Lange, Reinhold|Conrad Bursian|ADB:Lange, Reinhold}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116688319}}    

Lange: Eduard Reinhold L., Philolog, geb. am 16. April 1799 in Groß-Baudis bei Liegnitz, studirte auf den Universitäten Breslau und Leipzig (an letzterer war er Mitglied der von G. Hermann geleiteten griechischen Gesellschaft) und veröffentlichte 1821 als Erstlingsschrift ein „Specimen criticum in Platonis Critonem“ (Lipsiae). Nachdem er 1823 kurze Zeit als Lehrer am Elisabethanum in Breslau gewirkt hatte, habilitirte er sich 1824 als Privatdocent an der Universität Berlin; dort erhielt er auch eine Lehrstelle am Friedrich-Werder’schen Gymnasium, an welchem er allmälig bis zum Conrector vorrückte. 1838 übernahm er die Direction des herzoglichen Gymnasiums in Oels, welche er bis zu seinem am 28. Decbr. 1850 erfolgten Tode geführt hat. In weiteren Kreisen wurde Lange’s Name zuerst bekannt durch seine litterarische Fehde mit C. O. Müller. Die Jenaische Allgemeine Litteraturzeitung brachte in den Nummern 151–162 ihres Jahrgangs 1824 eine mit den Buchstaben L. B. D. unterzeichnete Recension von O. Müller’s Doriern, in welcher dieses Werk als ein Beispiel der „unächten“ Geschichtschreibung bezeichnet wird, welche, anstatt auf dem Boden der Quellenkritik zu fußen, „es bequemer findet, von einer gleich anfangs gebildeten Meinung, die aus allerhand Lectüre und eigenen Lieblingsansichten [651] sich gestaltete, auszugehen und dieselbe in den darzustellenden Gegenstand hineinzutragen“. Der Recensent findet, das Werk „enthalte sehr wenig aus der wahren Geschichte der Dorier, sei voll von Irrthümern und Mißgriffen jeder Art“, und überläßt es schließlich Anderen, ob sie rühmliche Eigenschaften daran entdecken; er habe nur unrühmliche auffinden können. Diese scharfe Verurtheilung seines Werkes beantwortete O. Müller mit einer seinen „Prologomena zu einer wissenschaftlichen Mythologie“ (Göttingen 1825) vorausgeschickten, nicht minder scharfen Antikritik unter dem Titel: „Charakteristik des Herrn Doctor Lange als Recensenten der „Dorier“ in der Jenaischen Allgemeinen Litteraturzeitung“ (S. 1–36). Darauf veröffentlichte L. im Jahrgang 1825 der Jenaischen Allgemeinen Litteraturzeitung Nr. 161–168 eine mit seinem Namen unterzeichnete Kritik der „Prolegomena“, worin er sich zunächst bemüht, die Antikritik Müller’s zu widerlegen, sodann auf den Inhalt der „Prolegomena“ näher eingehend, alle Hauptsätze Müller’s, „selbst diejenigen, die auf den ersten Anblick etwas Empfehlendes haben“, als Irrthümer bezeichnet und dem Verfasser Neigung zur Schwärmerei und zum Mysticismus vorwirft. Ungefähr gleichzeitig ließ L. ein eigenes Schriftchen über denselben Gegenstand unter dem Titel: „Einleitung in das Studium der griechischen Mythologie“ erscheinen (Berlin 1825), ein sehr unreifes Produkt, welches im Wesentlichen an die mythologischen Grundanschauungen von Joh. Heinrich Voß sich anschließend, im Einzelnen eine beträchtliche Anzahl voreiliger und haltloser Behauptungen enthält. Die ausführliche wissenschaftliche Darstellung der griechischen Mythologie, welche L. im Vorwort zu diesem Schriftchen in Aussicht stellte und von welcher er im letzten Capitel desselben („Schicksalsmacht der altgriechischen Zeit“) eine Probe gab, ist nichts erschienen. Entschiedenen Beifall fanden diese mythologischen Arbeiten Lange’s bei Joh. Heinr. Voß, der sich die größte Mühe gab, eine Berufung Lange’s zum außerordentlichen Professor der Philologie an die Universität Heidelberg durchzusetzen (vgl. die beiden bei W. Herbst, Johann Heinrich Voß, Bd. II, Abth. II, S. 332 ff. abgedruckten Briefe von Voß und den Brief von Ernestine Voß im XXI. Progr. des Vitzthum’schen Gymnasiums in Dresden S. 34 ff.), ein Versuch, welcher durch Creuzer, gegen den er speciell gemünzt war, und dessen Freunde vereitelt wurde. Gleichfalls im Jahre 1825 gab L. in Verbindung mit seinem Freunde G. Pinzger die Perser des Aeschylos mit kritischem und exegetischem Commentar heraus, woran sich eine von den beiden Herausgebern verfaßte „Epistola critica ad Godofredum Hermannum de nupera editione Persarum Aeschyli“ (Berlin 1825) anschloß. Seitdem scheint die Anfangs so große litterarische Productivität Lange’s fast ganz versiegt zu sein: außer zwei, uns nur dem Titel nach bekannten Arbeiten („Analogien der griechischen unregelmäßigen Zeitwörter mit Berücksichtigung des Verbalverzeichnisses der größeren Buttmannischen Grammatik neu geordnet“, Berlin 1827, und „De Aeschylo poeta“, Programm des Friedrich-Werder’schen Gymnasiums in Berlin, 1832) haben wir nur noch ein einziges Schriftchen von ihm ausfindig machen können: „Vorschläge zu zeitgemäßer Reform der Gymnasien“, Breslau 1847 (40 S. 8 ff.).