Zum Inhalt springen

ADB:Lantzius-Beninga, Scato

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Lantzius-Beninga, Scato“ von Ernst Wunschmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 702–703, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lantzius-Beninga,_Scato&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 06:23 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Lapicida, Erasmus
Band 17 (1883), S. 702–703 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Bojung Scato Georg Lantzius-Beninga in der Wikipedia
Bojung Scato Georg Lantzius-Beninga in Wikidata
GND-Nummer 116731516
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|17|702|703|Lantzius-Beninga, Scato|Ernst Wunschmann|ADB:Lantzius-Beninga, Scato}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116731516}}    

Lantzius-Beninga: Bojung Scato Georg L.-B., Botaniker, geboren den 12. August 1815 zu Stickelkamp in Ostfriesland, † den 6. März 1871 zu Göttingen. – Nachdem L.-B. in Berlin und Göttingen studirt, wurde er im Sommer 1844 von letztgenannter Hochschule auf Grund einer Dissertation „De evolutione sporidiorum in capsulis muscorum“ zum Dr. phil. promovirt, bald darauf Privatdocent und 1870 außerordentlicher Professor der Botanik. Seiner Erstlingsarbeit folgte bereits im J. 1847 eine ähnliche, in den Abhandlungen der Leopoldina und in der Bot. Zeitung veröffentlichte Schrift: „Beiträge zur Kenntniß des inneren Baues der ausgewachsenen Mooskapsel, insbesondere des Peristoms“, während in der späteren Zeit seine litterarische Thätigkeit nachließ und, von kleineren Aufsätzen abgesehen, nur noch zwei bemerkenswerthe Arbeiten systematischen Inhalts hervorbrachte: „Beiträge zur Kenntniß der Flora Ostfrieslands“, 1849 und „Die unterscheidenden Merkmale der deutschen Pflanzenfamilien und Geschlechter“, 1. Abth. 1866. Die erstgenannten beiden anatomisch-morphologischen Arbeiten, die ihrer Natur nach ein zusammenhängendes Ganze bilden, fielen in eine Zeit, während welcher die Kryptogamenkunde sich einer lebhaften Theilnahme seitens der Botaniker zu erfreuen hatte und auch sie liefern werthvolle Beiträge zur Erkenntniß der Entwickelung des damals noch sehr verschieden gedeuteten Organes der Mooskapsel. Nach einer historischen Darlegung der verschiedenen Ansichten über die Reproductionsorgane der Laubmoose, schildert L.-B. in seiner Dissertation die Resultate seiner eigenen Beobachtungen über den Bau der Kapselwand, der darauf folgenden Zellschichten und des, das Innere der Kapsel erfüllenden Zellencomplexes, der sogen. columella und kommt zu dem Resultate, daß die Parallele, welche man zwischen der Bildung der Pollenkörner der Phanerogamen in den Mutterzellen der Antherenfächer einerseits und der Sporen im Innern der Mooskapsel andererseits habe ziehen wollen, nicht der Natur entspräche, daß man vielmehr, gemäß der Ansicht H. v. Mohls, die innere Kapselmembran und die beiden äußeren Zellenschichten der columella als ein eigenthümliches inneres Organ der Mooskapsel, von ihm mit dem älteren Namen „Sporensack“ benannt, anzusehen und von der äußeren Kapselwand sowol wie von der columella zu trennen habe. Nachdem L.-B. in seiner zweiten Arbeit dann die letztere Ansicht noch durch weitere Untersuchungen bestätigt gefunden, gibt er in derselben, unterstützt durch treffliche [703] Abbildungen, verschiedene Darstellungen des anatomischen Baues des Peristoms und der Ablösung des Randes an den Kapseln von zahlreichen Laubmoosarten. Es ließen beide Arbeiten noch manche bedeutende Leistung des Verfassers auf dem betretenen Gebiete erwarten; indessen ist eine Fortsetzung derselben, wenn auch wohl geplant, doch nie zur Thatsache geworden und es muß einigermaßen befremden, daß, nicht gar lange darauf, sich Lantzius-Beninga’s Thätigkeit einem ganz anderen Gebiete botanischer Forschung zuwandte. Was zunächst das oben angeführte systematische Werk über die Flora Ostfrieslands betrifft, so verdankt es sein Entstehen als selbständiges Buch der Anregung des hannöverschen Ministeriums, welches die ursprünglich in Form eines Berichtes dem Universitätscuratorium eingereichte Arbeit zu einer Ergänzung der von Meyer seit 1836 veröffentlichten Chloris Hannoverana verwendet wissen wollte. Im übrigen enthält das Buch neben einer ziemlich ausführlichen Charakteristik der eigenthümlichen Bodenverhältnisse der Provinz Ostfriesland eine, den Fleiß des Sammlers, wie die kritische Sorgsamkeit des Beobachters gleich ehrende, recht erschöpfende Darstellung der an Zahl der Arten verhältnißmäßig armen Flora, welcher dennoch durch L.-B. allein 403 Species zugeführt worden sind. Man kann sagen, daß durch dieses Werk die Flora eines bis dahin zum größten Theil botanisch noch unbekannten Gebietes in ihren Hauptzügen festgestellt worden ist. Die letzte Arbeit Lantzius-Beninga’s: „Die unterscheidenden Merkmale etc.“ ist dem Bedürfnisse entsprungen, den Studirenden der Botanik behufs besserer Einprägung des im Colleg Gehörten einen praktischen Leitfaden an die Hand zu geben. Als solchen eignet sich denn auch das Buch in hervorragendem Maße. In Tabellenform werden zuerst die unterscheidenden Merkmale der Pflanzenfamilien Deutschlands, darauf die der genera in scharfer Begrenzung und durchaus allgemeinverständlicher Darstellung gegeben, meist in engem Anschluß an die Eintheilung des Jussieu’schen Systeme. Vor allem sind die auf 21 Tafeln beigefügten, zum größten Theil vom Verfasser selbst unmittelbar nach der Natur auf Stein gezeichneten Abbildungen lobend hervorzuheben, deren Werth noch durch die mit großem Geschick getroffene Auswahl erhöht wird. So ist denn auch dieses Buch selbst jetzt noch Lernenden und Lehrern der Botanik auf wärmste zu empfehlen. Leider bleibt auch hier zu bedauern, daß nur die erste Abtheilung erschienen ist, welches blos die Dialypetalen und von den Gamopetalen nur diejenigen mit oberständiger Blumenkrone, im ganzen 62 Familien, enthält.