ADB:Lapicida, Erasmus
Georg Forster, der eine Anzahl deutsche Lieder um 1539 veröffentlicht, sowie Georg Rhau in Wittenberg ein „Veni sancte spiritus“ zu 4 Stimmen 1538 aufnimmt (s. meine Bibliographie der Sammelwerke des 16. und 17. Jahrhunderts, Berlin 1877). L. ist jedenfalls ein Niederländer und die deutschen Lieder im Forster dürfen uns nicht irre leiten, da die deutschen Texte aller Wahrscheinlichkeit nach nur untergelegt sind, wie man ja auch von Obrecht und Josquin deutsche Lieder findet. Die beiden Sätze Nr. 2 und Nr. 37 in Forster’s Liedersammlung, 1. Thl. von 1539 sind sehr schön, sowol in der Erfindung, als in der durchsichtigen Behandlung der contrapunktisch geführten Stimmen. Fast aber möchte man Ambros (Gesch. d. Musik. 3. Bd., S. 187) Recht geben, wenn er sagt: einige der im Forster unter Lapicida’s Namen aufgenommenen Lieder scheinen [704] von einem ganz mittelmäßigen Componisten zu sein, denn die Nr. 96 und 115 obiger Sammlung sind in der That sehr unbedeutende Leistungen, die von obigen Liedern sich so wesentlich unterscheiden, daß sie schwerlich von ein und demselben Componisten herrühren können.
Lapicida: Erasmus L., ein Componist, am Anfange des 16. Jahrh. lebend, von dem schon der erste Notendrucker mit beweglichen Typen, Ottavio Petrucci in Venedig, Tonsätze in seine Sammelwerke aufgenommen hat, darunter ein flamländisches Lied „Taudernacken“ (1503), ein italienisches und geistliche Sätze. Doch noch bis weit ins 16. Jahrhundert hinein finden sich in deutschen Druckwerken Tonsätze von ihm, und hier ist es besonders