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ADB:Leidenfrost, Johann Gottlob

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Artikel „Leidenfrost, Johann Gottlob“ von Wilhelm Krafft in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 215–216, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Leidenfrost,_Johann_Gottlob&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 04:00 Uhr UTC)
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Leidenfrost: Johann Gottlob L., ist geboren am 24. Novbr. 1715 zu Rosperwenda in der Grafschaft Stolberg, wo sein Vater Joh. Heinrich, Pfarrer war. Zum theologischen Studium bestimmt, neigte L. bald zur Arzneiwissenschaft hin, studirte zu Gießen, Leipzig und Halle, wo er zum Dr. med. promovirte. Seine Dissertation „Ueber das harmonische Verhältniß der Bewegungen im menschlichen Körper“ erklärten seine Lehrer für Männerarbeit. Die neuen und kühnen Ideen ließen ein Genie durchblicken, daß zur Erweiterung der Wissenschaft geboren sei. Durch seine Reisen wurde er mit hervorragenden Männern bekannt, deren Aufmerksamkeit er in hohem Grade erregte. Zu Berlin wurde der Staatsminister von Cocceji sein Gönner, der königl. Leibarzt und Director der Akademie der Wissenschaften in der physikalischen Abtheilung Elber, sein Freund. Den schlesischen Krieg machte er als Feldmedicus mit und erhielt im J. 1743 eine medicinische Professur an der Universität Duisburg a. Rh., deren größte Zierde er wurde und die er nie auch unter den glänzendsten Anerbietungen von anderen Hochschulen wieder verlassen hat. Seine Vorlesungen, die er ohne Hefte frei hielt, übten eine große Anziehungskraft auf seine Zuhörer aus. Er wußte der trockensten Materie einen Reiz abzugewinnen. Seine Methode war eine streng systematische verbunden mit praktischen Winken. Mit seiner akademischen Wirksamkeit verband er eine ärztliche Praxis und von nahe und fern suchten Leidende aller Art seine Hülfe. Aerztliche Correspondenz beschäftigte ihn mehrere Stunden täglich. Seine litterarische Thätigkeit erstreckte sich nicht blos auf sein Fach und zwar fast alle Zweige desselben, sondern auch auf mathematische, physikalische und naturwissenschaftliche Probleme, ja er bewährte sich als Kenner der Geschichte, Pädagogik und Philosophie. Seine Vorlesungen wie seine gelehrten Schriften waren von philosophischem Geiste durchdrungen und seine gründliche Kenntniß der Geschichte der Philosophie bewahrte ihn vor Hypothesen. Am meisten zog ihn der Empirismus Baco’s an, dessen Principien er sich zu eigen gemacht hatte. Seine großen Verdienste um seine Fachwissenschaft werden von den Sachverständigen noch heute allgemein anerkannt. Sein Name ist aber auch durch wichtige Entdeckungen auf anderen Wissensgebieten unsterblich, es braucht hier nur „Leidenfrost’s Phänomen“ genannt zu werden. – Von den beiden preußischen Königen, unter denen er lebte, erhielt er manche glänzende [216] Beweise ihres Wohlwollens, die Akademie der Wissenschaften zu Berlin nahm ihn in die ehrenvolle Reihe ihrer Mitglieder auf. Die Universität Duisburg ließ bei seinem 50jährigen Professorenjubiläum (September 1793) ihm zu Ehren eine Medaille prägen, welche auf der Vorderseite sein Bildniß und seinen Namen, auf der Rückseite die Hygiaea mit der Opferschale und die Widmungsinschrift der Universität trägt. Den festlichen Tag verbrachte der Jubilar bei seinem demüthigen Sinne einsam in der Stille. Er starb wie ein echter Christ ruhig und ergeben am 2. Decbr. 1794. Seine Gattin, geb. Kalckhoff von Duisburg, war ihm schon früher im Tode vorangegangen. Seine zahlreichen Schüler, die ihn dankbar verehrten und ihm mit Rührung wieder ihre Söhne als Schüler zuführten, setzten ihm ein Denkmal. – Seine Schriften, die nach ihren Titeln schon eine lange Reihe bilden, hat einer seiner Nachkommen Dr. Rob. Leidenfrost, Pfarrer in Graz vollständig aufgeführt in seiner „Stammtafel der Familie Leidenfrost“, Graz 1876. Seinen großen Namen hat bald nach seinem Tode sein College Dr. A. W. Möller gefeiert in der Biographie „Ueber Leben, Charakter und Verdienste J. G. Leidenfrost’s“, Duisburg 1795.