ADB:Lindenau, Paul
Luthers, Vetter M. Johann Lindemann identificirt, geb. zu Chemnitz 1489, trat nach seiner Rückkehr von der Universität Leipzig in das Benedictinerkloster seiner Vaterstadt, verließ dasselbe jedoch, vielleicht 1522, und erhielt 1523 eine Anstellung an der Liebfrauenkirche zu Zwickau und verheirathete sich 1524 mit Anna Schmidt aus Schneeberg, einer gewesenen Nonne des Zwickauer Franziskanerklosters. Theils aus persönlichen Differenzen mit dem Bürgermeister Mühlpfort, theils weil er als ein eifriger Vertreter der reformirten Lehre dem der katholisirenden Richtung zuneigenden Rathe entgegentrat, wurde er in Streitigkeiten verwickelt, die, da auch Luther’s Vermittelung keinen dauernden Frieden stiftete, 1529 sehr gegen den Wunsch der Gemeinde, seinen Weggang von Zwickau zur Folge hatten. Nachdem er dann nach einander in Elsterberg, Neumark und Auerbach i. V. als Pfarrer gewirkt hatte, berief ihn Herzog Heinrich von Sachsen 1537 als Hof- und Stiftsprediger nach Freiberg. Aber auch hier gerieth er alsbald in Streitigkeiten mit dem Superintendenten Jac. Schenk, und zwar über die Geltung des Gesetzes für den Christen. Um beide zu trennen, berief Kurfürst Johann Friedrich den letzteren zu seinem Hofprediger, L. folgte dem Herzog Heinrich 1539 nach Dresden, von dort aus ist er bei der Einführung der Reformation im albertinischen Sachsen an verschiedenen Orten thätig gewesen. In Dresden soll er 1544 gestorben sein.
Lindenau: Paul L., erster evangelischer Hofprediger in Dresden, fälschlicherweise oft auch Lindemann genannt und daher mit- Gleich, Annales ecclesiastici oder gründliche Nachricht der Reformationshistorie kursächs. Albert. Linie nebst Lebensbeschreibung der Hofprediger, 1730, I, 68 ff. Vielfache Irrthümer früherer Schriftsteller über ihn berichtigt G. Müller, Paul Lindenau, der erste evangelische Hofprediger in Dresden, Inaug.-Diss. Leipz. 1880.