Zum Inhalt springen

ADB:Lodron, Ludwig Graf von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Lodron, Ludwig Graf“ von Adolf Schinzl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 79–80, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lodron,_Ludwig_Graf_von&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 16:27 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 19 (1884), S. 79–80 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Ludovico Lodron in der Wikipedia
Ludovico Lodron in Wikidata
GND-Nummer 137848129
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|19|79|80|Lodron, Ludwig Graf|Adolf Schinzl|ADB:Lodron, Ludwig Graf von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=137848129}}    

Lodron: Ludwig, auch Nikolaus Graf L., kaiserlicher General, aus altem tridentinischen Adelsgeschlechte, unbekannt wann und wo geboren, fiel Mitte October 1537 bei Essegg im Kampfe gegen die Türken. Herzhafter Streit für des Kaisers Recht kennzeichnet seinen Lebenslauf; gelehrt ward ihm solch Ritterbrauch so auch das Kriegshandwerk vom ruhmbedeckten Georg von Frundsberg, seinem Schwager. Unter dessen Leitung zog er 1513 gegen die Venetianer, 1522–1523 nach Mailand und Genua, 1524 führte er eine Abtheilung Hakenschützen bei Marseille, 1525 stand er mit seinen Landsknechten in der heißen Schlacht bei Pavia. Im letzteren Kampfe tritt L. schon als angesehener Führer hervor, denn der Schlachtbericht an den Kaiser besagt: „Graf Lodron hat Ihnen wohl gedient, wie auch alle deutschen Anführer.“ Noch im Laufe dieses Jahres ward L. zur Bewältigung der Bauernunruhen in Welschtirol berufen; er warb rasch einiges Kriegsvolk, jagte vereint mit Castelalt die Bauern bei Cognola und Cadine in die Etsch und war bei der vollständigen Unterdrückung derselben am Nonsberge betheiligt. Bald hierauf befand sich L. unter den muthvollen, kühnen Feldhauptleuten, welche 1527 auf dem Zuge nach Rom die störrigen Landsknechte zur Zucht zwangen, mit selben Rom erstürmten und durch ihre Namensunterschrift den mit dem Papste geschlossenen Vertrag bekräftigten. Kaum in die Heimath zurückgekehrt, war L. 1529 schon wieder bereit, Wien gegen die anrückenden Türken beizustehen, zu diesem Behufe sammelte er in Tirol das erforderliche Geld, warb Mannschaften, konnte aber nicht rechtzeitig zu Hülfe kommen. Dagegen fand er sich 1532 bei erneutem Vorbrechen der Moslims sogleich in Wien ein, befehligte an einer der Donaubrücken und hat nächst Leobersdorf an der Triesting bei Niederwerfung einer türkischen Heeresabtheilung hervorragend mitgewirkt. Hoffnungsvoll hatte sich in all diesen Kriegen, Unternehmungen und Fährlichkeiten Lodron’s Zukunft gestaltet; von seiner reichen Erfahrung, erprobten Treue sowie seinem kriegerischen Sinne ließ sich noch Großes erwarten, doch das nächste Erscheinen auf dem Kampfplatze brachte bedauerlicher Weise auch schon seine letzte That. Diese wahrt ihm aber das Anrecht auf das unauslöschbare Gedenken Jedermanns, der Hochsinn, Opferbereitwilligkeit und Selbstentsagung zu schätzen und zu würdigen versteht. L. war es nämlich, welcher 1537 allein von all’ den ersten Feldhauptleuten, die unter Katzianer die [80] Türken aus den festen Schlössern Slavoniens vertreiben sollten, schmähliches Entweichen verachtete, allein ausdauerte und der rathlos übrig gebliebenen Mannschaft Führer wurde. „Lasset Gott walten, vertrauet Euerem Muth und leistet standhafte Gegenwehr“, so rief er im Lager von Essegg den ausharrenden Tirolern, Böhmen, Oesterreichern und Kärntnern zu. Ergeben horchte diesen Worten die kleine Schaar, nur ein deutscher Kriegsmann meinte: „Du hast leicht reden, Lodron! Du sitzest zu Pferde. Mit sechs Füßen kannst Du schneller entfliehen, als wir mit zweien“. Diesen für den Gehorsam der Anderen gefährlichen Söldner hat L. mit seinem Schwerte durchbohrt, worauf er, seine Pferde den Kranken und Verwundeten zuweisend, an die Spitze der Mannschaft trat mit der Zusicherung: „Brüder, ich fechte mit Euch zu Fuß“. Nun führte er aber das schwache Häuflein rasch aus dem Lager und stürzte sich todesmuthig in den ungleichen, hoffnungslosen Kampf. Nicht lange hat dieser gewährt; der Uebermacht der Türken fiel bald Alles zum Opfer, so auch L. Schwer verwundet wurde er in das Türkenlager gebracht, wo er, angeblich um nicht unnöthig zu leiden, getödtet wurde; sein Kopf soll als Siegeszeichen nach Konstantinopel geschickt worden sein.

Wurzbach, Biograph. Lexikon d. Kaiserth. Oesterr. etc. 15. Bd. Wien 1866. Reilly, Skizzirte Biograph. d. berühmtest. Feldh. Oesterr. Wien 1813. Reißner, Historia Herrn Georgen etc. Frundsberg etc., Frankfurt a. M. 1572. Raumer, Historisches Taschenbuch. Neue Folge. 5. Jahrg., Leipzig 1844. Egger, Geschichte Tirols. 2. Bd. Innsbruck 1876.