Zum Inhalt springen

ADB:Lorenz, Christian

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Lorenz, Christian“ von Viktor Hantzsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 52 (1906), S. 78–80, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lorenz,_Christian&oldid=- (Version vom 20. November 2024, 00:17 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Lorinser, Franz
Band 52 (1906), S. 78–80 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Christian Gottlob Lorenz in der Wikipedia
Christian Gottlob Lorenz in Wikidata
GND-Nummer 117215163
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|52|78|80|Lorenz, Christian|Viktor Hantzsch|ADB:Lorenz, Christian}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117215163}}    

Lorenz: Christian Gottlob Immanuel L., Localhistoriker, wurde am 25. Januar 1804 im Hüttengrunde bei Marienberg in Sachsen geboren, wo sein Vater eine Oel- und Schneidemühle besaß. Er besuchte zunächst die Volksschule und das Lyceum zu Marienberg. Von 1819 bis 1824 gehörte er der Fürsten- und Landesschule zu Grimma als Alumnus an. Darauf studirte [79] er in Leipzig Theologie und classische Philologie und erwarb 1828 die Magisterwürde, auf die er zeitlebens ein großes Gewicht legte. Nachdem er sich ein Jahr hindurch praktisch auf das geistliche Amt vorbereitet hatte, wurde er 1829 als Nachmittagsprediger an die Universitätskirche in Leipzig berufen. Doch sagte ihm diese Thätigkeit so wenig zu, daß er sich beim sächsischen Cultusministerium um eine Anstellung im Schuldienste bewarb. In Erfüllung seiner Bitte wurde er 1831 als Adjunct an die Fürstenschule in Grimma versetzt. Hier wirkte er länger als drei Jahrzehnte in großem Segen und galt bald neben dem Rector Eduard Wunder und dem Religionsslehrer August Friedrich Müller als eine Säule der Anstalt. 1834 wurde er zum Oberlehrer, 1840 zum Professor, 1843 zum Stellvertreter des Rectors ernannt. Seit 1835 verwaltete er ohne Unterbrechung das Ordinariat in Tertia. Sein Leben floß ruhig und ohne Zwischenfälle dahin. Da er keinen Religionsunterricht zu ertheilen wünschte, übertrug man ihm das Fach der alten Sprachen. Seine Stärke lag in der formalen grammatikalischen Durchbildung der Schüler. 1864 sah er sich genöthigt, wegen eines Nervenleidens und zunehmender Körperschwäche in den Ruhestand zu treten. Den Rest seines Lebens verbrachte er in stiller Zurückgezogenheit mit historischen Studien. Am 31. Juli 1873 starb er zu Grimma infolge eines Schlaganfalles. Seine ansehnliche Bibliothek hinterließ er der Fürstenschule.

Als Schriftsteller beschäftigte sich L. anfänglich mit dem classischen Alterthum. 1830 ließ er bei Teubner in Leipzig eine Schulausgabe der Reden Cicero’s in Catilinam, pro Murena, pro Archia poeta, pro Milone, pro Ligario und pro rege Deiotaro erscheinen. In Grimma veröffentlichte er zunächst drei Programmabhandlungen aus dem Gebiete der römischen Geschichte: „Commentatio de dictatoribus latinis et municipalibus“ (1841), „Brevis de praetoribus municipalibus commentatio“ (1848) und „Nonnulla de aedilibus municipiorum“ (1848). Später widmete er seine geschichtlichen Studien ganz dem Orte seines Lebens und Wirkens. Nach einigen kleineren Vorarbeiten: „Schulrede über die besonderen Verdienste der Fürsten aus dem Hause Wettin um die Stadt Grimma“ (1853), „Series ministeriorum ecclesiae evangelico-Lutheranae Grimensis“ (1854) und „Ein Blatt aus Grimmas Chronik“ (1854) erschien als reifste Frucht seiner Bemühungen auf diesem Gebiete das dreibändige Werk „Die Stadt Grimma im Königreiche Sachsen, historisch beschrieben“ (Leipzig 1856–1870), eine der besten und umfangreichsten sächsischen Städtechroniken. Später folgte noch ein „Kleiner Führer durch Grimma und Umgebung“ (1867). Auch plante er eine umfassende quellenmäßige Darstellung der Geschichte der Fürstenschule. Leider hat er dies Werk nicht zu Ende geführt, doch sind einige werthvolle Bausteine zur Vollendung gelangt: „Series praeceptorum illustris apud Grimam Moldani“ (1849), „Grimmenser-Album, Verzeichniß sämmtlicher Schüler der Kgl. Landesschule zu Grimma von ihrer Eröffnung bis zur 3. Jubelfeier“ (1850), „Bericht über die Gründung und Eröffnung der Landesschule Grimma im Jahre 1550, ihre äußeren Verhältnisse und die Jubelfeiern in den Jahren 1650, 1750 und 1850“ (1850), endlich „Zur Erinnerung an Georg Joachim Göschen“ (1861), einen Wohlthäter der Schule, der in Grimma viele Jahre hindurch eine Buchdruckerei besessen hatte. Die letzte Zeit seines Lebens brachte L. mit Vorbereitungen für ein Urkundenbuch der Stadt Grimma, des Augustinerklosters daselbst und des benachbarten Cistercienserklosters Nimbschen zu, das er im Auftrage der sächsischen Regierung für den Codex diplomaticus Saxoniae Regiae bearbeiten sollte. Doch wurde er während des Sammelns vom Tode ereilt und konnte das Werk nicht zum Abschluß bringen.

[80] C. G. Lorenz, Series praeceptorum. Grimma 1849, S. 20–21. – Jahresbericht der Kgl. Sächs. Fürsten- und Landesschule zu Grimma über das Schuljahr 1873/74, S. XIII–XVI; 1874/75, S. XII–XIII. – W. Haan, Sächsisches Schriftsteller-Lexikon. Leipzig 1875, S. 201–202. – (F. J. Winter,) Unser Rector und seine Collegen. Leipzig 1891, S. 31–41. – (J. Poeschel,) Das Collegium der Fürsten- und Landesschule zu Grimma. Grimma 1900, S. 23–25.