ADB:Ludwig III. von Male
[547] mit England bedurft hätte. Und dies wäre für ihn eine sehr leichte Sache gewesen, da Eduard III. nicht abgeneigt war, eine seiner Töchter mit dem jungen L. zu vermählen. Scheinbar gab er auch seine Zustimmung zu dieser Heirath, allein er verheirathete sich 1347 mit Margaretha, der Tochter Johanns III. von Brabant, da er die Hoffnung hegte, durch diese Heirath in den Besitz dieses Herzogthums zu kommen. Dennoch war das Verhältniß zwischen Fürst und Volk ein leidliches, bis im J. 1379 der Zwist wieder in lichterlohen Flammen ausbrach. Am Pfingstmontag dieses Jahres wollte L. ein großes Turnier in Gent halten und zur Bestreitung der Kosten desselben sollte eine besondere Steuer von den Bürgern erhoben werden. Diese weigerten sich, L. verließ erzürnt Gent und wandte sich an Brügge, das, getrieben vom alten Haß gegen die mächtige Nebenbuhlerin, die gräfliche Bede sofort bewilligte, soferne der Graf ihm gestattete einen Kanal zu graben, durch welchen die Leijs direct mit Brügge und dieses also mit der See verbunden würde. Der Graf gab die Erlaubniß, aber damit zugleich das Signal zu einem Aufruhr in Gent, das seine Handelsinteressen durch diesen Kanal für gefährdet hielt. Eine weiße Mütze – Kaprun – wurde das Parteizeichen der Aufständischen und die Bewegung nahm einen so ernsthaften Charakter an, daß L. den Befehl gab, die Kanalarbeiten einzustellen, wofür er die Entfernung der Kaprunen verlangte. Allein die Genter wollten von Unterhandlungen nichts mehr hören, brannten eines der Lieblingsschlösser Ludwigs nieder und ein gräulicher Bürgerkrieg brach aus, so daß selbst Brügge den Kaprunen seine Thore öffnete. L. begab sich ebenso wie sein Vater unter ähnlichen Verhältnissen an den französischen Hof, wo er auch die gewünschte Unterstützung fand. Für eine kurze Zeit wandte sich ihm das Glück wieder zu, da er Brügge auf seine Seite brachte und seine Partei auch im übrigen Lande die Oberhand bekam. Gent leistete allein noch Widerstand, aber hier wurde Artevelde’s Sohn an die Spitze gestellt, der am 2. Mai 1382 das Heer Ludwigs fast vollständig aufrieb, so daß ganz Flandern im Handumdrehen sich wieder auf die Seite Gents schlug. Noch einmal wandte sich L. an Frankreich, wo der schwache Karl VI. unter dem Einfluß seines Oheims, des Herzogs von Burgund, regierte. Letzterer war aber Ludwigs Schwiegersohn und es lag deshalb in seinem Interesse, die Grafschaft, die nach Ludwigs Tod ihm zufallen mußte, bei Zeiten zu retten. So wurde denn ein förmlicher Kreuzzug des französischen Adels gegen Flandern unternommen und ein Heer von 80 000 Mann brach in die Grafschaft ein. Bei Roosenbeeke in der Nähe von Ypern kam es am 28. November 1382 zur Schlacht, in der das flandrische Heer vollständig geschlagen wurde, mehr als 30 000, unter ihnen Artevelde selbst, blieben auf dem Schlachtfeld. Damit war Flandern unterworfen, aber Gent widerstand noch länger als ein Jahr. Ein furchtbares Strafgericht erging über das unglückliche Land und Hinrichtungen, Güterconfiscationen und Verbannungen waren die ersten Regierungsthaten des wieder eingesetzten Grafen. Allein er sollte sich der wiedererrungenen Herrschaft nicht lange erfreuen, denn schon am 30. Januar 1384, vier Tage nach der Unterwerfung Gents, starb er plötzlich, wie behauptet wurde, in Folge eines vom Herzog von Berry ihm versetzten Dolchstoßes. Er war der letzte Graf von Flandern gewesen, das jetzt an Burgund fiel.
Ludwig II., Graf von Flandern, mit dem Beinamen von Male (nach seinem in der Nähe von Brügge gelegenen Geburtsschloß), trat in jeder Hinsicht in die Fußstapfen seines Vaters, hatte denselben Hang zur Grausamkeit und sah mit ritterlichem Uebermuth auf Städte und Bürger nieder. Auch er war nach Sitten und Neigungen durchaus Franzose und er trat deshalb auch die Interessen seines Landes mit Füßen, das damals mehr als je des guten Einvernehmens