Zum Inhalt springen

ADB:Lukardis

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Lukard“ von Paul Mitzschke in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 52 (1906), S. 135, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lukardis&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 08:18 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 52 (1906), S. 135 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Lukardis von Oberweimar in der Wikipedia
Lukardis von Oberweimar in Wikidata
GND-Nummer 121968987
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|52|135|135|Lukard|Paul Mitzschke|ADB:Lukardis}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=121968987}}    

Lukard (Lukardis), mystische Visionärin, geboren aus angesehener Familie vermuthlich in Erfurt 1274, † in Oberweimar a. d. Ilm am 22. März 1309. Eine excentrisch religiöse Natur, trat L., ergriffen von glühender Verehrung für Christi Leiden, 1286 als zwölfjähriges Mädchen im Cistercienserinnenkloster zu Oberweimar ein. Bei ihrer schwächlichen Constitution entwickelte sich dort in ihr allmähich ein Zustand hochgradig hysterisch-nervöser Erkrankung, der ihren Geist in lichten Hallucinationen und Bildern über die alltägliche Wirklichkeit hinaus entrückte, während der bresthafte Körper in langjährigem Siechthum meist an das Lager gefesselt war. Sie glaubte Erscheinungen von Christus, Maria und anderen Heiligen zu haben, schaute Begebenheiten, die sich in der Ferne zutrugen, und kündigte bevorstehende Ereignisse im voraus an. Hierdurch und durch das Auftreten der Wundenmale, die sie an ihrem Leibe hervorzurufen wußte, kam sie bei ihren Mitschwestern und in der ganzen Umgegend fast in den Ruf einer Heiligen, sodaß nach ihrem Tode das Volk in Menge herzudrängte, um ihren Leichnam anzustaunen. Ihre lateinische Lebensbeschreibung in 98 Capiteln, verfaßt von einem ungenannten Zeitgenossen, vielleicht ihrem letzten Beichtvater, bietet vorwiegend ein pathologisches Interesse. Die einzig erhaltene Handschrift saec. XIV dieses Werkes, aus der Bibliothek des ehemaligen Petersklosters zu Erfurt stammend, liegt jetzt in der gräflich Schönborn’schen Schloßbibliothek zu Pommersfelden bei Bamberg (Nr. 30/2754).

P. Mitzschke, Nachweisungen über das Kloster Oberweimar, in der „Weimarischen Zeitung“ Nr. 130 vom 6. Juni 1893, 1. Blatt, S. 8. – Derselbe, Thüringer Heilige und Halbheilige, in der Zeitung „Deutschland“ (Weimar) Nr. 318 vom 20. November 1898, 3. Blatt, S. 2. – M. Wieland, Die selige Lukardis, Cistercienserin zu Oberweimar, in der „Cistercienser-Chronik“ Nr. 113 vom 1. Juli 1898, S. 193–199. – Vita venerabilis Lukardis monialis ordinis Cisterciensis in Superiore Wimaria (edidit J. de Backer), in den „Annalecta Bollandiana“ XVIII (1899), S. 305–367. – E. u. P. Mitzschke, Sagenschatz d. Stadt Weimar S. 112 ff., Nr. 184. – Thüringer Monatsbl. XII, S. 109.