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ADB:Müller von Reichenstein, Franz Josef Freiherr

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Artikel „Müller von Reichenstein, Franz Joseph“ von Wilhelm von Gümbel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 22 (1885), S. 702, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:M%C3%BCller_von_Reichenstein,_Franz_Josef_Freiherr&oldid=- (Version vom 14. Dezember 2024, 19:10 Uhr UTC)
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Müller von Reichenstein: Franz Joseph M., Freiherr von R., Montanist und Mineraloge, geb. am 1. Juni 1740 in Wien, gestorben am 12. October 1825 daselbst (nach Andern 1826), war der Sohn eines siebenbürgischen Thesauratiatsrathes. Nach beendigten Universitätsstudien in Wien bezog M. 1763 die Academie zu Schemnitz, um sich in dem Montanwesen auszubilden und erhielt nach Vollendung dieser Studien 1768 die Stelle eines ungarischen Markscheiders, wurde dann 1770 zum Oberbergmeister und Bergwerksdirector nach dem Banat berufen und 1778 zum wirklichen Bergrath zu Schwaz in Tirol befördert, wo er als sehr geschickter Bergmann den dortigen Kupferbergbau leitete und sich außerdem auch wissenschaftlich mit mineralogischen Studien befaßte. Aus dieser Zeit stammt eine damals bemerkenswerthe Abhandlung über den Turmalin: „Nachricht von dem in Tirol entdeckten Turmalin“, Wien 1778. Nach kurzer Zeit erhielt M. die ehrenvolle Stelle eines Oberinspectors[WS 1] des gesammten siebenbürgischen Montanwesens und wurde, da seine Thätigkeit reiche Früchte trug, 1788 zum wirklichen Gubernialrath ernannt und in den erblichen Ritterstand mit dem Namen von Reichenstein erhoben. Endlich erhielt er 1802 eine Berufung nach Wien mit der Verleihung des Titels eines k. k. Hofrathes. Schon 1762 hatte M. zu Nagyag in Siebenbürgen ein neues Metall (Tellur) in dem gold- und silberhaltigen, später als Weißtellur oder Sylvanit bezeichneten Erze vermuthet und hierüber zwei Abhandlungen in Born’s „Physik. Arbeit. d. einträcht. Freunde in Wien“ 1783 und 1784 veröffentlicht. Der berühmte Klaproth bestätigte bald darauf durch eine chemische Analyse die Richtigkeit der Müller’schen Vermuthung. Einige kleine Publicationen erschienen in verschiedenen Fachschriften. M. war vor Allem Praktiker und verstand es seine sehr umfassenden und gründlichen Kenntnisse im Gesammtgebiete des Montanwesens auf das vortrefflichste und in erfolgreicher Weise thatsächlich zu verwerthen, daher er mit Recht als einer der hervorragendsten Montanisten seiner Zeit gelten kann. Bis 1818 begleitete M. die Hofstelle in Wien, ließ sich dann quiesciren und wurde 1820 in den Freiherrnstand erhoben. Er erreichte das hohe Alter von 85 Jahren. Viele gelehrte Gesellschaften hatten ihn zu ihrem Mitgliede ernannt. Auch wurde ihm das Ritterkreuz des St. Stephansordens verliehen. Seine Verdienste um die Förderung der mineralogischen Wissenschaft suchte man dadurch zu ehren, daß der Hyalith mit dem Namen Müller’sches Glas und Weißtellur als Müllerin bezeichnet wurde.

Neuer Nekrolog d. D. v. Voigt, III, 725. Wurzbach, Biogr. Lex. 19.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Oberininspectors