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ADB:Maydell, Peter von

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Artikel „Maydell, Peter von“ von August Hirsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 86–87, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Maydell,_Peter_von&oldid=- (Version vom 4. November 2024, 22:24 Uhr UTC)
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Maydell: Peter v. M., Arzt, einem alten, weitverzweigten baltischen Adelsgeschlechte entsprossen, ist den 6. November 1819 auf dem, seinem Vater angehörigen Gute Moisama im Land-Wierschen Kreise von Estland geboren. – Mit vorzüglicher Schulbildung ausgestattet, widmete er sich 1837 dem Studium der Medicin auf der Universität Dorpat, welche er 1842 als gelehrter Arzt verließ. Da er während seiner Studienjahre ein kaiserliches Stipendium bezogen hatte, mußte er sich einer fünfjährigen ärztlichen Dienstzeit unterwerfen, bei der ihm die eigene Wahl des Aufenthaltes nicht gestattet war. Zu seinem Bedauern wurde ihm eine Stellung als Arzt im Kosakenheere in Orenburg zugetheilt, allein die Verhältnisse gestalteten sich für ihn wider Erwarten in kurzer Zeit sehr günstig; namentlich erfreute er sich der Protection des daselbst in hervorragender Stellung fungirenden Dr. Rosenberger, zu welchem er später in enge freundschaftliche Beziehungen trat, und schon drei Monate nach seinem Eintritte ins Heer wurde er aus dem Militärdienste in die zum Ministerium des Aeußeren ressortirende, sog. Grenzcommission versetzt; in dieser Stellung fand er reiche Gelegenheit, naturwissenschaftliche und ärztliche Erfahrungen im Kirgisenlande zu sammeln, die er später in der von ihm als Inaugural-Dissertation veröffentlichten interessanten Schrift „Nonnulla topographiae medicae Orenburgensis spectantia“ niedergelegt hat. – Schon wenige Monate nach seinem Eintritte in diesen Dienst verließ sein Gönner Orenburg und übergab ihm seine Privatpraxis, womit nicht nur seine Existenz gesichert, sondern ihm auch ein größeres Feld der Beobachtung eröffnet war. – Im J. 1848, am Schlusse seiner amtlichen Dienstzeit, wurde er in Anerkennung seiner hervorragenden Leistungen in der mörderischen Cholera-Epidemie, welche in eben diesem Jahre Orenburg heimgesucht hatte, zum Stadtarzt ernannt, und im Jahre darauf (am 2. Juni 1849) erlangte er nach Ablegung des Examen rigorosum und unter Vertheidigung der oben genannten Dissertation die Doctorwürde. – Der Wunsch, in der Nähe seiner Heimath zu weilen, veranlaßte M., sich in Petersburg niederzulassen, aber er konnte sich hier nicht einleben. Nachdem er im Auftrage der Reichs-Medicinalverwaltung mehrere Gouvernements bereist hatte, um sich von der Durchführung der die Hygieine der Fabrikarbeiter betreffenden ministeriellen Erlasse zu unterrichten, und sodann einige Monate die Stelle des Oberarztes im Stadthospitale in Tambow bekleidet hatte, wurde er zum Inspector der Medicinalverwaltung in Orel ernannt. – Hier fand er eine ausgedehnte ärztliche Praxis, [87] angenehme collegialische und gesellige Verhältnisse, und so wurde es ihm doppelt schwer, einem im J. 1863 an ihn ergangenen Rufe nach Petersburg behufs Uebernahme des Stadt-Physicats zu folgen, da es sich hier nicht nur um eine vollkommene, mit enormer Arbeit vorhandene Reform dieses Instituts handelte, sondern auch eine nur geringe materielle Entschädigung ihm für diese Arbeit geboten war. – Familienverhältnisse gaben schließlich den Ausschlag und so siedelte M. 1864 nach der Hauptstadt des Reiches über. – Die Aufgabe, die ihm hier zufiel, betraf, wie bemerkt, eine vollständige Reform des Sanitätswesens, da betreffs einer geordneten Gesundheitspflege daselbst fast Alles zu wünschen übrig war. Im Auftrage des Ministers besuchte M. im J. 1865 mehrere große Städte Deutschlands, Englands, Frankreichs, Belgiens und der Schweiz, um sich mit den hier bestehenden Sanitätseinrichtungen bekannt zu machen und im Jahre darauf wurde er, nach erfolgter Rückkehr, zum berathenden Mitgliede des Medicinalrathes, zum Mitgliede des Curatoriums des Maximilian-Krankenhauses und zum Ehrenpräsidenten des Verwaltungsrathes des evangelischen Hospitales ernannt. – Eine sehr wesentliche Unterstützung für seine auf Herbeiführung geordneter hygieinischer Verhältnisse gerichteten Bestrebungen fand M. in dem 1866 zum Oberpolizeimeister ernannten General Trepoff, welcher die ganze Tragweite der Ziele, welche M. verfolgte, richtig erkannt hatte. Es wurde eine Sanitätscommission ins Leben gerufen, von welcher die wichtigsten hygieinischen Einrichtungen, Anlage außerstädtischer Kirchhöfe, Errichtung eines Centralbureaus sämmtlicher Hospitäler der Stadt, Anlage kleiner, über die ganze Stadt verbreiteter Gebäranstalten, Reform des Apothekenwesens u. s. w. ausgingen und an deren Durchführung sich M. aufs eifrigste betheiligt hat. – Unbeirrt durch Gunst oder Mißgunst der Menschen und der Verhältnisse, frei von jedem persönlichen Ehrgeiz, mit reichem Wissen und umfassender Erfahrung ausgestattet hat M. die ihm gestellte Aufgabe zu lösen versucht, und was er in dieser Beziehung bis zu seinem am 18. September 1884 erfolgten Tode geleistet hat, darüber gibt eine Vergleichung der jetzigen sanitären Einrichtungen und Zustände Petersburgs mit denjenigen, welche daselbst vor 20 Jahren bestanden haben, Aufschluß. – Die litterarische Thätigkeit Maydell’s ist eine sehr beschränkte geblieben; außer der oben genannten medicinisch-topographischen Arbeit hat er einige kleinere Journal-Artikel in der med. Zeitung Rußlands veröffentlicht; ein von ihm in der Académie de médecine zu Paris über Rinderpest gehaltener Vortrag ist in dem Bulletin dieser gelehrten Körperschaft abgedruckt.

Ueber Maydell’s Leben und Wirken vgl. den anonym erschienenen Nekrolog in Petersb. med. Wochenschr. 1884 Nr. 39. 402.