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ADB:Mazzuchelli, Alois Graf von

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Artikel „Mazzuchelli, Alois Graf von“ von Adolf Schinzl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 150–151, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mazzuchelli,_Alois_Graf_von&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 05:08 Uhr UTC)
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Mazzuchelli: Alois Graf von M., Commandeur des österreichischen Leopoldordens, Ritter des österreichischen Eisernen Kronordens II. Classe, Inhaber des k. k. Infanterieregiments Nr. 10, k. k. Feldzeugmeister, geb. 17. Septbr. 1776 zu Brescia, † 5. Aug. 1868 zu Vöslau, war einer der fähigsten, verdienstvollsten Generale italienischer Abkunft in Oesterreichs Heere. Rühmliches Andenken gebührt aber auch seiner viel bewährten Charakterfestigkeit sowie seiner Treue und Hingebung an Habsburgs Kaiserhaus, welch letztere Eigenschaften keine Abschwächung dadurch erleiden, daß M. von 1795 bis 1814 im republikanisch- und dann im königlich-italienischen Heere gedient hatte; es bekundet dieses Verhalten vielmehr ein vollkommen selbstloses Erfassen unabwendbarer geschichtlicher Ereignisse. M. kam als Sohn des 1736 zum venetianischen Conte erhobenen Franz Mazzuchelli zur Welt und zählt somit zu jener Brescianer Patricierfamilie, deren Name auf dem Gebiete der italienischen Litteratur durch mehrere Mitglieder bestens vertreten ist. Ihm selbst wurde 1830 die erbländische österreichische Grafenwürde verliehen. Nachdem M. im elterlichen Hause eine sorgfältige Erziehung genossen, trat er in das Jesuitencollegium zu Prato in Toscana, wo eifrig betriebene humanitär-linguistische Studien den Grund zu seiner späteren wissenschaftlichen Vielseitigkeit legten. Sein Eintritt in den Militärstand wurde 1795 durch die seit der großen französischen Revolution auch in Italien eingeführte allgemeine Wehrpflicht (leva) veranlaßt; er diente anfänglich in der Genietruppe, dann im Generalstabe. Im J. 1807 befand sich M. als Oberst, Generaladjutant und Generalstabschef der franco-italienischen Division Tenlié bei den Belagerungstruppen von Colberg; dort bot sich dem rührigen, umsichtigen M. die erste bedeutende Gelegenheit zur Entwicklung seiner Leistungsfähigkeit, denn er versah nicht nur die Pflichten seiner Stellung, sondern auch bei dem Mangel an Genieoffizieren [151] den Dienst eines Geniechefs. In Anerkennung seiner hervorragenden Verwendbarkeit erfolgte die Ernennung Mazzuchelli’s zum Brigadegeneral, als welcher er 1808 zur Division Pino die Bestimmung erhielt. Fünf Jahre, 1808 bis 1812, focht und wirkte nun M. auf spanischem Kriegsschauplatze; die Kämpfe von Figuerra und Barcelona, auf den Höhen von Castellar, um Hostalrich bei Gerona, auf den Campi di Valli, bei Roncivalles, bei Molina Almunia und bei Valencia sind seine bemerkenswerthesten Ehrentage aus jener Zeit. Nach 1812 wurde M. zum Nachfolger des General Robert im Commando von Valencia bestimmt, im J. 1813 nach Italien berufen, um dem Vordringen österreichischer Truppen in Tirol entgegen zu treten, welches er aber nicht verhindern konnte. 1814 erfolgte unmittelbar nach der Abreise des Vicekönigs Eugen Beauharnais von Mailand die Ernennung Mazzuchelli’s zum Divisionsgeneral und Chef des Generalstabes der italienischen Armee. In letzterer Eigenschaft führte M. mit dem k. k. Feldmarschall Grafen Bellegarde die Verhandlungen über die Uebernahms-Modalitäten der italienischen Armee in österreichische Dienste, leitete deren Durchführung und wurde bei dieser Gelegenheit zum k. k. Feldmarschall-Lieutenant und Truppendivisionär zu Laibach ernannt. Nur kurze Zeit verblieb M. auf diesem Posten; schon 1815 übernahm er das Commando über eine Truppendivision beim 2. Armeecorps in Deutschland; Ende Juni wurde er zur Cernirung von Neu-Breisach und Schlettstadt beordert, wo er durch Wiederbesetzung des Dorfes Wolfgangsheim die erste lobend anerkannte Waffenthat unter Oesterreichs Fahnen zu vollführen in der Lage war. Ehrende Anerkennung fand auch sein rechtzeitiges Eingreifen in den Kampf, als die Besatzung Straßburgs den 9. Juli gegen die Stellung bei Oberhausbergen vorbrach, sowie sein geschicktes, entschiedenes Zurückweisen der Ausfälle aus Schlettstadt am 14. und 16. Juli. Nachdem M. im September die Blockade von Landau befehligt, selbes von den Franzosen übernommen und die Grenz-Demarcationsverhandlungen zu Basel beendet hatte, kehrte er 1816 als Truppendivisionär nach Laibach zurück. Nunmehr wirkte M. mit stets gleicher Rührigkeit und Pflichttreue von 1817–1830 als Stellvertreter des commandirenden Generals zu Graz, 1830–1834 beim Hofkriegsrathe zu Wien, 1834–1839 als commandirender General in Mähren, 1839–1845 als Festungsgouverneur zu Mantua, worauf er 69 Jahre alt in den Ruhestand trat und seine Geburtsstadt Brescia zum Aufenthaltsort wählte. Dort widmete sich M. ausschließlich wissenschaftlichen Arbeiten, wie dies die, durch seine Thätigkeit und seine Liberalität bereicherte Bibliothek und dann verschiedene andere Sammlungen Brescia’s beweisen. Mazzuchelli’s Verbleiben in seiner Vaterstadt war jedoch von nur kurzer Dauer; die 1848 an ihn gestellte Zumuthung, das Commando der lombardischen Nationalgarde zu übernehmen, widerstrebte der Art seiner gewissenhaften Anhänglichkeit an Oesterreichs Regentenhaus, daß er unverzüglich für immer Brescia verließ und nunmehr abwechselnd zu Wien und Vöslau lebte. M. starb in dem hohen Alter von 92 Jahren und bewahrte bis an sein Lebensende geistige Regsamkeit, kaustischen Witz, humane Anschauungen und mit italienischer Lebhaftigkeit gepaarte französische Urbanität. Aus seiner 1800 mit Pauline d’Eydery de St. Laurent geschlossenen Ehe entstammen der gegenwärtig pensionirte k. k. Landesgerichtspräsident Gf. Johann M. und 3 Töchter.

Vacani, Storia delle campagne degl’ Italiani in Ispagna, Milano 1823. Lombroso, Galleria militare, Milano 1841. Lombroso, Vite dei generali primarii ed ufficiali italiani, Milano 1843. Theils auch nach persönlichen Mittheilungen.