ADB:Meckel, Petrus

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Artikel „Meckel, Petrus“ von Karl Steiff in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 162–163, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Meckel,_Petrus&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 05:35 Uhr UTC)
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Meckel: Petrus M. aus Pfeddersheim (in Hessen), Schulmeister in Neustadt a. d. Aisch, so nennt sich in den akrostichischen Schlußversen der Verfasser eines geistlichen Schauspiels, das erstmals in Nürnberg 1571 erschien, später aber noch einige Male gedruckt wurde (Magdeb. 1606, nicht 1608: Goedeke, und Leipz. 1640) und neuerdings von J. Tittmann in den Deutschen Dichtern des 16. Jahrh. II, Schauspiele I (Leipzig 1868), S. 247–286 nach dem ersten Druck neu herausgegeben worden ist. Der Titel lautet: „Ein schön Gespreche, darinnen der Sathan Anklagen des gantzen Menschlichen geschlechts, Gott der Vatter Richter, Christus der Mitler vnd Vorsprech ist. Volgends wie der Sathan den Sünder zur verzweiflung begert zu bringen.“ (Weniger zutreffend ist der Titel der Ausgabe von 1606 und 1640: „Gerichtlicher Proceß der heil. Dreyfaltigkeit“ u. s. w.) Obwol als Gespräch bezeichnet hat das Gedicht, freilich in einfachster Form, dramatischen Charakter und ist von dem Verfasser wol auch zum Zweck der Darstellung durch seine Schüler verfaßt worden. Der Inhalt desselben ergibt sich schon aus dem Titel; nur so viel sei in Betreff des Zusammenhangs zwischen den beiden im Titel genannten Theilen bemerkt, daß der Satan mit seinem Versuch, die Verdammung des Menschengeschlechts zu erwirken, abgewiesen von Beelzebub aufs neue ausgesandt wird, wenigstens einzelne Seelen durch seine Anfechtungen zu gewinnen, wobei er aber mit der Waffe des Glaubens zurückgeschlagen wird. Neu ist der Gedanke, welcher dem Stücke zu Grunde liegt, nicht. Tittmann (a. a. O. S. XXXII ff.) macht darauf aufmerksam, daß dasselbe des Bartolus a Saxoferrato „Tractatus quaestionis ventilatae coram domino nostro Jesu Christo“ nachgebildet ist (unter verschiedenen Titeln oft gedruckt namentlich im 15. Jahrhundert, übersetzt unter dem Titel: „Der neue Layenspiegel“, Augsburg 1511 und sonst). Die Anlehnung ist in der That ganz unverkennbar, soweit es sich um den ersten Theil handelt. Aber nicht nur ist dieser selbst in evangelischem Sinn umgearbeitet: der zweite Theil, durch welchen das Ganze erst dramatischen Charakter bekommt, ist von M. selbständig angefügt. Auf seine Rechnung kommt auch die ansprechende Durchführung im Einzelnen, die harmonische Abrundung des Ganzen und die gewandte Form – alles Vorzüge, welche die günstige Aufnahme des Gedichts in jener Zeit erklären und demselben heute noch Werth verleihen. Wer aber war der Dichter? Ueber ihn hat man bis jetzt lediglich nichts gewußt, als was jene akrostichischen Verse an die Hand geben. Aus den Acten der Lateinschule in Neustadt a. d. Aisch ergibt sich nun aber doch einiges Nähere (mitgetheilt vom dortigen k. Subrector Döhlemann). Darnach hatte M., ursprünglich der katholischen Kirche angehörig, seine Bildung in Ingolstadt und Mainz erhalten. Er war dann zur lutherischen Kirche übergetreten und hatte in Forchheim und Herzogenaurach (Oberfranken) Anstellung gefunden. In Neustadt a. d. Aisch taucht er 1562 und zwar als Lehrer an [163] der sogenannten Stadtschule auf, welche Stelle er 1568 mit der des Rectors der Lateinschule vertauschte. Schon im folgenden Jahr trat er in das Pfarramt über und wurde erster Diaconus, als welcher er die Concordienformel unterschrieb. Mit seiner Uebersiedlung auf die Pfarrei Großhabersdorf (Mittelfranken) im J. 1591 verliert sich seine Spur; auch die Acten des letzteren Orts geben über seine weiteren Schicksale keine Auskunft.

Vgl. außer dem Angeführten: Goedeke, Grundriß I, S. 321.