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ADB:Michaelis, Johann

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Artikel „Michaelis, Johann“ von Heinrich Herbert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 690–691, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Michaelis,_Johann&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 19:00 Uhr UTC)
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Michaelis: Johann M., † am 27. Juni 1877 als evangelischer Pfarrer A. B. zu Alzen in Siebenbürgen, Sohn des gleichnamigen Wundarztes, wurde [691] am 9. November 1813 in Hermannstadt geboren. Nach Absolvirung des dortigen evangelischen Gymnasiums A. B. machte er seine Studien an der protestantisch-theologischen Lehranstalt in Wien. Von hier in seine Vaterstadt zurückgekehrt, widmete der strebsame Jüngling und Mann, in welchem sich tiefes Gemüth, Milde auch gegensätzlichen Bestrebungen gegenüber und Neigung zu stiller Arbeit vereinten, seine Kraft der treuen Erfüllung der Pflichten eines Erziehers des Volkes als Lehrer und Pfarrer. Zunächst faßte er besonders die Heranziehung des weiblichen Geschlechtes zu höherer Bildung ins Auge und ging schon im Jahre 1835 mit der Begründung einer höheren Lehranstalt für die weibliche Jugend ohne Unterschied des Glaubensbekenntnisses in Hermannstadt bahnbrechend voran, welcher er 1845 ein Pensionat für Schülerinnen derselben gesellte. Beide Anstalten gingen im Jahre 1849 ein, als der Sturm des Bürgerkrieges ihren Leiter zur Flucht nach der Walachei nöthigte und die Einrichtungsgegenstände derselben der Zerstörung Preis gab. Die Bewegungen der Jahre 1848 und 1849 hatten nämlich auch den, sonst dem Parteileben ferner gebliebenen Mann zu politischer Thätigkeit hingeführt, so daß er sich durch mehrere Artikel des von ihm schon seit dem 7. Juni 1844 herausgegebenen „Siebenbürgischen Volksfreundes“ den Haß der Magyaren zugezogen hatte. Seinem inneren Drange, lehrend zu erziehen, konnte M. nicht nur in der erwähnten Lehranstalt, sondern seit 1838 auch als Lehrer am evangelischen Gymnasium A. B. in Hermannstadt, seit 1853 als Director der evangelischen Mädchenschulen A. B. daselbst Genüge leisten. Seit 1849 zugleich Prediger, entfaltete er als solcher durch seine, in der Spitalskirche in Hermannstadt gehaltenen geistlichen Reden, „Muster edler, aus dem Herzen kommender und zum Herzen dringender, in Form und Gedanken einfacher Beredsamkeit“, eine besonders vom weiblichen Geschlecht hochgeschätzte Thätigkeit, bis ihn die evangelische Kirchengemeinde A. B. in Alzen am 8. April 1861 zu ihrem Seelsorger berief. Als solcher war er nicht nur auf das leibliche und geistige Wohl seiner Kirchenkinder bedacht, sondern erstreckte seine helfende Sorge auch auf die Gemeindeinsassen anderer Nationalität und Confession. Sein Bedürfniß, lehrend und erziehend zu wirken, führte M. auch zu schriftstellerischer Thätigkeit. 1840 gab er eine „Kleine deutsche Sprachlehre“ heraus, an welche sich viele andere, hauptsächlich für Volksschulen bestimmte Lehrbücher anschlossen; wir heben aus der Reihe derselben blos das kleinere und größere Konfirmandenbüchlein heraus, von welchen mehrere Auflagen erschienen sind, sowie das „Handbuch für Volksschulen“; auch an der Herausgabe der 1851 und 1852 erschienenen „Schul- und Kirchenzeitung für die evangelischen Glaubensgenossen in Siebenbürgen“ war Michaelis betheiligt. Während seiner Amtswirksamkeit in Hermannstadt war er auch für das musikalische Leben dieser Stadt von hervorragender Bedeutung. Schon seit dem Jahre 1839 bestand daselbst ein Musikverein, dessen wohlthätige Wirksamkeit seit dem Jahre 1848 bis zu seiner Wiederbelebung im Jahre 1859 durch die Ungunst der Verhältnisse zu erlöschen drohte. Da war es dessen Musikdirector M., welcher in den Jahren 1855 bis 1858 die musikalischen Kräfte der Stadt in seiner Wohnung zu gemeinsamer Bethätigung ihres Strebens vereinte und so das Wiederaufleben des später zu so schöner Entfaltung emporgediehenen Vereins vorbereitete.

Mittheilungen über Michaelis bieten: Trausch, Schriftstellerlexikon der Siebenbürger Deutschen, Bd. II und III Kronstadt 1870 und 1871, ein im Siebenbürgisch-Deutschen Tageblatt, Jahrgang 1877 erschienener Nachruf und W. Weiß, Der Hermannstädter Musikverein. Hermannstadt 1877.