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ADB:Mohr, Daniel Matthias Heinrich

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Artikel „Mohr, Daniel Matthias Heinrich“ von Ernst Wunschmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 22 (1885), S. 65–66, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mohr,_Daniel_Matthias_Heinrich&oldid=- (Version vom 17. November 2024, 04:26 Uhr UTC)
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Band 22 (1885), S. 65–66 (Quelle).
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Mohr: Daniel Matthias Heinrich M., Botaniker, geb. zu Quickborn in der Herrschaft Pinneberg in Holstein am 8. April 1780, † zu Kiel am 26. August 1808. Nach Vollendung seiner Studien auf den Universitäten Kiel und Göttingen wurde M. auf Grund einer Dissertation: „Observationes botanicae quibus plantarum cryptogamarum ordines, genera et species illustrare connatus est“, die 1803 herauskam, Dr. phil. und Adjunct an der philosophischen Facultät zu Kiel und rückte 1807 zum außerordentlichen Professor auf. Da er schon ein Jahr darauf starb, so sind seine schriftstellerischen Leistungen wenig umfangreich. Sie sind sämmtlich, gleich seiner Dissertation, auf die systematische Untersuchung der Kryptogamen gerichtet und enthalten für die damalige Zeit, in welcher jenes Feld der botanischen Wissenschaft noch fast unbebaut war, manche werthvolle Beobachtungen. Fast gleichzeitig mit jener Dissertation erschien ein sehr ausführliches Verzeichniß von Kryptogamen unter dem Titel „Index musei plantarum cryptogamarum“. Im Sommer 1803 bereiste M. gemeinschaftlich mit seinem Collegen an der Kieler Universität, Friedrich Weber, die südlichen Provinzen Schwedens, hauptsächlich in der Absicht, die dort lebenden Naturforscher und deren Sammlungen kennen zu lernen. Durch die bekannte, von den beiden Reisenden ebenfalls hoch gepriesene Gastfreundschaft der Schweden haben sie ihren Zweck vollkommen erreicht. Sie besuchten von größeren Orten Lund, Jönköping, Wadstena am Wetternsee, Norköping, Stockholm und Upsala und machten die Bekanntschaft der hervorragendsten Botaniker Schwedens, wie Acharius, Wahlenberg, Olaf Swartz, Thunberg und der Gebrüder Afzelius, welche mit Ausnahme Wahlenberg’s sämmtlich noch directe Schüler Linné’s waren. Die Frucht dieser Reise war ein von beiden Reisenden gemeinsam verfaßtes Buch „Naturhistorische Reise durch einen Theil Schwedens“ (1804), worin nicht nur in anziehender Weise Erlebnisse und Eindrücke aus dem bereisten Gebiete geschildert, sondern auch einige neue botanische Entdeckungen mitgetheilt werden. Es sind die neu gefundenen Pflanzen, hauptsächlich Kryptogamen und zwar meist Fadenalgen, in einem dem Buche angefügten Index namentlich angeführt. Bald nach ihrer Rückkehr verbanden sich beide Männer wieder zu einem gemeinschaftlichen Unternehmen. Unter dem Titel „Archiv für die systematische Naturgeschichte“ gaben sie eine Zeitschrift heraus, welche solche Originalaufsätze der bedeutendsten Botaniker enthalten sollte, durch die eine Bereicherung der Kenntniß der Systematik aller drei Reiche der beschreibenden Naturwissenschaften zu erwarten war. M. lieferte für den ersten Band eine Abhandlung über Conferva moniliformis und Conf. armillaris Müll.. Es erschien indessen, durch die Schuld der Verlagshandlung, von diesem Bande nur das erste Stück (1804), doch folgte bald unter dem veränderten Titel „Beiträge zur Naturkunde“ eine Fortsetzung dieser Zeitschrift mit gleicher Tendenz. Der erste Band kam 1805 heraus und enthält außer einer von M. allein verfaßten Abhandlung über die besten Aufbewahrungsweisen kryptogamischer Gewächse, namentlich von Moosen, einen längeren Artikel beider Herausgeber: „Einige Worte über unsere bisherigen, hauptsächlich karpologischen Zergliederungen von kryptogamischen Seegewächsen“. Darin wird mitgetheilt, daß beide Botaniker lebhaft bemüht sind, gute Abbildungen der seltensten Algen (Fuci und Ulvae Linné’s nennen sie die Verfasser) anzufertigen und zwar unter besonderer Berücksichtigung der fruchtähnlichen Theile. Durch die getreue Wiedergabe der mikroskopischen Details der letzteren hofften die Verfasser ganz besonders Aufschlüsse über die richtige systematische Stellung dieser damals noch wenig gekannten Pflanzen zu gewinnen. Aufgemuntert durch anerkennende Zeugnisse bedeutender Forscher, wie Willdenow, Schreber und Hedwig, beabsichtigten die Herausgeber die Zeichnungen fortzusetzen und später in einem besonderen Werke [66] der Oeffentlichkeit zu übergeben. Vorläufig war den Zeichnungen ein Text nicht beigegeben. Dagegen enthält der genannte Aufsatz über die durch die Untersuchungen bereits gewonnenen Resultate einige Bemerkungen. Von diesen ist am interessantesten die von dem Verfasser entschieden ausgesprochene Erkenntniß, daß die der 24. Klasse des Linné’schen Systems zugetheilten Pflanzen eine ebenso große Verschiedenheit untereinander zeigen, als die Phanerogamen der übrigen Klassen. In den Versuchen zur Klassificirung der Kryptogamen werden Flechten, Algen und Schwämme, als unter sich näher verwandte Gruppe, den Farnen und Moosen gegenübergestellt, während den letzteren sogar ein Platz noch über gewissen Phanerogamen eingeräumt wird. Der zweite Band der Zeitschrift erschien erst 1810, zwei Jahre nach Mohr’s Tode, enthält aber noch eine von ihm 1805 ausgearbeitete Abhandlung „Bemerkung über die Rothe’schen Rivularien“. Ebenfalls im Verein mit Weber gab M. ein „Botanisches Taschenbuch für das Jahr 1807“ heraus, das in seinem zweiten Titel „Einleitung in das Studium der kryptogamischen Gewächse“ sein Ziel besser bezeichnet. Leider ist das Werk nicht fortgesetzt worden. Es enthält in dem erschienenen Theile eine ziemlich gründliche Beschreibung der damals bekannten deutschen Farne, Laub- und Lebermoose und ist von 12 Tafeln begleitet. Schließlich sind noch zwei im fünften Bande von Schrader’s Journal veröffentlichte Aufsätze Mohr’s aus seinem Specialgebiete zu erwähnen: „Ueber Conferva fluviatilis und torulosa Roth.“ und „Ueber Wasseralgen“. Der freudige Eifer, mit welchem M. sich seiner Wissenschaft widmete, läßt vermuthen, daß, wäre ihm eine längere Wirksamkeit beschieden gewesen, sein Name eine größere Verbreitung unter den Botanikern gefunden hätte, als er thatsächlich besitzt.

Lexikon d. Schleswig-Holstein. Schriftsteller, 1829.