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ADB:Moser, Heinrich

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Artikel „Moser, Johann Heinrich“ von Hermann Wartmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 22 (1885), S. 382–383, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Moser,_Heinrich&oldid=- (Version vom 12. Dezember 2024, 14:29 Uhr UTC)
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Moser: Johann Heinrich M., geb. den 12. December 1805 in Schaffhausen, † den 24. October 1874 ebendaselbst. Sohn eines wackern Uhrmachers, zog M. mit 19 Jahren auch als angehender Uhrmacher aus der Vaterstadt in die Fremde. Seine Wanderschaft führte ihn schließlich nach Rußland. In Moskau richtete er sich zuerst sein eigenes Geschäft ein; dann übersiedelte er nach Petersburg und gründete hier mit geringen Mitteln eine Uhrenfabrik, die unter seiner ebenso thatkräftigen, wie sachverständigen Leitung bald eine der bedeutendsten im weiten russischen Reiche wurde und ihn in Verbindung mit einem ausgebreiteten Uhrenhandel in verhältnißmäßig kurzer Zeit zum reichen Manne machte. Als mehrfacher Millionär kehrte M. 1849 mit seiner Familie nach Schaffhausen zurück; nicht um seine Reichthümer in unthätiger behaglicher Ruhe zu genießen, sondern um seiner in dumpfe Kleinlichkeit versunkenen Vaterstadt neue Lebensimpulse zu geben durch Erweckung einer regen gewerblichen Thätigkeit. Zwar die Uhrenfabrikation in großem Stile aus ihrer eigentlichen Heimath der Neuenburger Berge nach Schaffhausen zu verpflanzen, wagte er noch nicht; dafür war zu jener Zeit die Concentration dieser Industrie in große, fabrikmäßig betriebene Etablissements noch zu wenig vorgeschritten. Für den Betrieb der Uhrmacherei richtete sich M. deshalb nach seiner Heimkehr in Locle ein. Dagegen gab er seinen Mitbürgern durch Gründung der Eisenbahnwagen- und Waffenfabrik Neuhausen – eine leichte Stunde unterhalb Schaffhausen – selbst das erste Beispiel, wie die gewaltige Wasserkraft des jungen Rheins für industrielle Unternehmungen zu verwerthen sei. Dann setzte er mit raschem Erfolge seine ganze Energie daran, um Schaffhausen durch eine Eisenbahn nach Winterthur, die sogenannte „Rheinfallbahn“, mit dem schweizerischen Bahnnetze in directeste Verbindung zu bringen. Endlich ging er mit aller Macht an die Verwirklichung eines Projects, das man füglich als seine größte Lebensaufgabe bezeichnen darf: an die Ausführung [383] der großartigen Wasserbauten, durch welche die ganze Kraft des Rheinstroms in den Dienst der menschlichen Arbeit gezwungen und den Einwohnern der Stadt Schaffhausen zur freien Verfügung gestellt werden sollte. Am 9. April 1866 wurde das vollständig gelungene Werk der öffentlichen Benutzung übergeben und dem Schöpfer desselben die wohlverdiente Dankesurkunde der Vaterstadt mit einem kostbaren Ehrengeschenk überreicht. Sind auch nicht alle Hoffnungen zur Verwirklichung gelangt, welche sich für Schaffhausen an das Unternehmen knüpften, so ist in dessen Gefolge doch wieder neues, vielgestaltetes Leben in die stillen Mauern eingezogen und somit der Hauptzweck erreicht worden. Mit innerer Befriedigung durfte M. von der Höhe seiner prächtigen Villa Charlottenfels auf die Zeugnisse und Ergebnisse seiner zielbewußten, rastlosen Wirksamkeit herniederblicken, als er sich im spätern Alter einer immer noch durch mannigfaltige nützliche Thätigkeit, sowie durch die Pflege der Kunst verschönten Muße hingab; in dem Bewußtsein, nicht bloß für sich, sondern auch für Andere gelebt und fruchtbar gearbeitet zu haben.