ADB:Neidhardt, Johann Georg
[400] und kürzlich, bei Academischen Nebenstunden aufgesetzt. Nebst einem dazu gehörigen Kupfer, 4°, Jena, bei J. Bielcken.“ N. behandelt hier zum ersten Male einen Stoff vollständig und eingehend und mit anerkennungswerther Klarheit, der bisher von anderen Musikschriftstellern nicht berücksichtigt worden war. Auf einer beigegebenen Tabelle, sämmtliche Stufen des Monochord’s umfassend, sind alle diatonischen, chromatischen und enharmonischen Intervallenverhältnisse verzeichnet. – N. studirte noch in Leipzig und Königsberg. 18 Jahre später erschien von ihm eine zweite Schrift: „Sectio canonis harmonici, zur völligen Richtigkeit der Generum modulandi“, 4°, Königsberg 1724; nebst einer Kupfertafel (2. Aufl. 1734). Seine letzte Publication trägt den Titel: „Gänzlich erschöpfte mathematische Abtheilungen des diatonisch-chromatischen, temperirten Canonis Monochordi, allwo, in unwidersprechlichen Regeln, und handgreiflichen Exempeln gezeigt wird, wie alle Temperaturen zu erfinden, in Linien und Zahlen darzustellen, und aufzutragen sein. Den Liebhabern zu gründlicher Stimmung mitgetheilt“. Königsberg 1732. – Einer unedirten, lateinisch geschriebenen Arbeit Neidhart’s gedenkt Mattheson in seinem „Vollkommenen Kapellmeister“ im Capitel „von den gebrochenen Accorden“. – Gelegentlich seiner Einführung in sein Capellmeisteramt hielt der fürstliche Superintendent Dr. v. Sanden eine besondere Predigt. – Von seinen Compositionen erschien nur ein Werk im Druck: „Die sieben Bußpsalmen“.
Neidhardt: Johann Georg N., geb. gegen Ende des 17. Jahrhunderts in Bernstadt a. d. Weyda im Fürstenthum Oels, † in Königsberg 1740 (1. Januar 1739?) als königlich preußischer Capellmeister. Er begann schon frühe sich mit musikalischen Materien zu beschäftigen, denn seine erste sehr gelehrte Schrift entstand, als er noch Student in Jena war, 1706: „Beste und leichteste Temperatur des Monochordi, vermittelst welcher das heutiges Tages bräuchliche Genus Diatonico-Chromaticum also eingerichtet wird, daß alle Intervalla, nach gehöriger Proportion, einerlei Schwebung überkommen, und sich daher die Modi regulares in alle und jede Claves, in einer angenehmen Gleichheit, transponiren lassen: worbei vorhero von dem Ursprunge der musikalischen Proportionen, den Generibus Musicis, deren Fehlern und Unzulänglichkeit anderer Verbesserungen, gehandelt wird. Alles aus mathematischen Gründen gründlich, ordentlich, deutlich